Nicht einverstanden“, hieß es am vergangenen Dienstag vor dem Besigheimer Rathaus – weder mit der Planung, noch mit der Information darüber. 300 Demonstranten hatten sich nach Angaben des Veranstalters vor der Gemeinderatssitzung versammelt, um den Räten und dem Bürgermeister ihren Unmut über deren letzte Entscheidung zur Planung des Nordparks an der Enz kund zu tun.
Besigheim Gemeinderat plant nach Demo neu
Im Streit um die Baumfällungen im Enzpark soll es eine neue Planung geben. Die Menschen, die am Dienstag vor dem Rathaus demonstrierten, bleiben skeptisch.
Der Umbau dieses Teils des Enzparks sieht für den Bau eines geraden Radwegs die Fällung von Bäumen vor. „Radfahrer können auch Kurven fahren“, hielten die Demonstranten nun auf ihren Schildern dagegen. Die Rede ist von neun Bäumen, stellt Alfred Gramling fest, der für die Demonstranten sprach. Thomas Pulli, Vorsitzender der BMU-Fraktion, bestätigte die Zahl.
Antrag wurde abgelehnt
In der damaligen Sitzung hatte die BMU-Fraktion schon den Antrag eingebracht, alle, aber vor allem vier große Bestandsbäume (eine Linde, zwei Kastanien, ein Ahorn) nicht im Zuge der Nordparkerweiterung zu fällen. Sie begründeten es unter anderem mit dem hohen ökologischen Wert der großen Bäume. Um diese zu ersetzen, müsste man eine Vielzahl junger Bäume pflanzen. Der Antrag war damals abgelehnt worden.
Nach dem Planungsbeschluss vom 30. Juli reagierten allerdings viele Bürger empört. Am 16. August hatten auch schon rund 300 von ihnen bereits demonstriert. Das Hochkochen des Themas überraschte Bürgermeister Florian Bargmann im Urlaub, er hatte eilig mit einer Pressemitteilung reagiert, die er im Gemeinderat dann als „deeskalierende Maßnahme“ rechtfertigte. Außerhalb der Urlaubszeit hätte er die Räte konsultiert.
Bürger wollen dranbleiben
Die Demonstranten forderten nun: Keine Baumfällungen im Nordpark und eine Änderung der Planung unter Berücksichtigung der Wünsche der Bevölkerung. Nicht weniger also als ein Aufschnüren des bestehenden Beschlusses. Ihr Ziel: „den Nordpark behutsam aufzuhübschen, ohne dass ein Baum gefällt wird“, auch ein kranker Baum könne noch 25 Jahre Schatten spenden, sagte Gramling.
Vor dem Rathaus stellte sich am vergangenen Dienstag der Bürgermeister den Demonstranten: sie hätten mit ihrer Meinungsäußerung einen „konstruktiven Weg gefunden“, sagte Bargmann. Der Protest sei angekommen. Da er von einem breiten Teil der Bevölkerung komme, sei er nicht zu ignorieren. Er sagte zu, man werde „das Thema im Gemeinderat neu aufgreifen“, erinnerte aber: man stehe bei der Entscheidung nicht unter Zeitdruck. Obwohl der Bürgermeister für seine Äußerungen Applaus bekam, blieben die Demonstranten kritisch: Eine Zusage, dass kein Baum gefällt werde, bevor der Gemeinderat seine Entscheidung treffe, wurde gefordert – offenbar in Sorge vor einer Nacht-und-Nebel-Aktion. Bargmann sagte zu.
Man wolle „dranbleiben“, betonte auch Alfred Gramling nach der Demo. Ihn ärgerte die mangelnde Verfügbarkeit von Informationen: dass „ohne große Sucherei die neuesten Informationen problemlos zur Verfügung stehen“, „dass eine stärkere Info aus dem Rathaus an die Bürger kommt“, einfach „mehr Klarheit“, sind ebenso Forderungen der Demonstranten. Die Verwaltung solle die Einladung zum Bürgerdialog annehmen, es gehe nicht um Schuldzuweisungen.
Am Ende der Gemeinderatssitzung nach der Demonstration wurde das Thema aufgegriffen: „Wir werden eine Planung einbringen, dass die Bäume bleiben und der Radweg drumherum gebaut wird“ – der Gemeinderat solle spätestens im Frühjahr entscheiden, ob diese besser sei.
Der Bürgermeister betonte nochmals den nicht vorhandenen Zeitdruck, da die Baumfällungen erst im letzten Abschnitt des Parkumbaus fällig würden. Im Gemeinderat wurde zudem die Frage nach den Kosten einer Neuplanung gestellt.
Auch ein Baumsachverständiger wurde gefordert, um die Gesundheit der betreffenden Bäume zu prüfen. „Das war ja klar“, wurde kopfschüttelnd im Publikum gelacht, wohl weil Vorwände zur Fällung befürchtet werden. Denn neben einer Linde und einem Ahornbaum, die erhalten werden sollen, gibt es sieben Kastanien, die zwar von der Miniermotte befallen, aber trotzdem schattenspendend und erhaltenswert seien, fanden die Demonstranten. Man wolle sich die Lage vor Ort anschauen, nahmen sich Verwaltung und Rat ebenso vor.