Besigheim Im Neuland zurechtgefunden

Von Michael Soltys
Florian Bargmann ist seit April 2024 Bürgermeister in Besigheim. Foto: /Oliver Bürkle

Nach einem dreiviertel Jahr im Amt ist Florian Bargmann mit der Stadt und ihren Problemen vertraut. Jetzt steht ein schwieriges Jahr 2025 bevor.

Für Florian Bargmann war 2024 ein ganz besonders Jahr. Im April löste er Steffen Bühler als Amtschef im Besigheimer Rathaus ab. Bei der Wahl im Januar hatte er sich deutlich gegen zwei lokale Mitbewerber durchgesetzt. Der 40-jährige Jurist und Finanzfachmann ohne praktische Verwaltungserfahrung betrat Neuland. Für ihn sei es danach herausfordernd gewesen, sich mit vielen Themen auseinanderzusetzen, „die ich nicht von Anfang an begleitet habe“, sagte Bargmann im Gespräch mit der BZ.

Die Abläufe in der Verwaltung und im Gemeinderat waren für ihn ebenso neu wie die Gesichter der rund 300 Mitarbeiter. Er habe sich die Zeit genommen, sie kennenzulernen, ob im Rathaus selbst oder auf dem Bauhof und in den Kitas - so wie er es im Wahlkampf um den Bürgermeister-Posten angekündigt hatte.

Großprojekte angeschoben

Inhaltlich war das Jahr 2024 von zwei großen mehrjährigen längst beschlossenen Projekten bestimmt, für die Aufträge in Millionenhöhe vergeben wurden. Da ist zum einen der Neubau der Friedrich-Schelling-Schule, der insgesamt 24 Millionen Euro kosten wird.

Aktuell gibt es zwar kleine Verzögerungen. Aber planmäßig zum Schuljahr 2024/25 sollen die Räume bezogen werden. Mit rund neun Millionen Euro schlägt die Kita in der Wartturmsiedlung zu Buche. Dort können die Kinder voraussichtlich im Frühjahr 2026 einziehen.

Die Haushaltslage der Stadt stellt sich aktuell als sehr schwierig dar. Erste Berechnungen ergaben für 2025 ein Haushaltsdefizit von 7,5 Millionen Euro. Die Kreisumlage steigt um 1,6 Millionen Euro, Tariferhöhungen stehen an, staatliche Zuschüsse fallen um 1,9 Millionen Euro geringer als zuvor aus.

Die Kommunalaufsicht habe einen solchen Haushalt für nicht genehmigungsfähig erklärt, so Bargmann. Die Einbringung des Etats, sonst üblich im Dezember, wurde auf Mitte Januar verschoben. Mitte Dezember beschloss das Gremium sogar die Erhöhung von Grundsteuern und Gewerbesteuer.

Strikter Sparkurs

Als im November klar wurde, dass es finanziell eng wird, besprachen sich Verwaltung und Gemeinderat über Wochen und Monate darüber, wo eingespart werden kann und welche Gebühren erhöht werden können. Alles wurde auf den Prüfstand gestellt, machte der Bürgermeister deutlich: die Gebühren für die Betreuung in den Kitas, die zeitliche Flexibilität, die den Eltern dort angeboten wird, die Parkgebühren, die Organisation des Winzerfestes, das alle zwei Jahre für ein hohes Defizit sorgt, und noch vieles mehr. Intern wird es keine neuen Personalstellen geben.

Auch der nördliche Enzpark nimmt weiter Gestalt an. Die Terrasse rund um den früheren Umspann-Turm steht vor der Fertigstellung. Erst kürzlich vergab der Gemeinderat die Aufträge für die Unterquerung der Enzbrücke und die Fortführung des Radweges, ein markantes Projekt für 2025. In Kürze werden die Aufträge für eine Aussichtsplattform am Ufer, das Flößerdeck, vergeben. Angesichts der Finanznöte war sogar darüber diskutiert worden, am Flößerdeck zu sparen. Damit hätte die Stadt aber auch auf hohe Fördersummen verzichtet.

Fragezeichen beim Enzpark

Bestimmt wurde die Diskussion um den Enzpark allerdings von der beabsichtigten Fällung von Bäumen in späteren Jahren, was zu Protesten in der Bevölkerung geführt hatte. Die Planungen für die Wegeführung entlang des Radsportheims werden jetzt noch einmal überprüft. Doch ob und wie es überhaupt nach dem Flößerdeck weitergeht – auch dahinter steht angesichts der finanziellen Situation ein Fragezeichen, so der Bürgermeister.

Der persönliche Höhepunkt für Bargmann war die große Champagnerprobe in der Stadthalle Alte Kelter, wo die Winzer aus der französischen Partnerstadt Ay zum wiederholten Male ihre Erzeugnisse vorstellten. Auch der Empfang aus Anlass des 85. Geburtstages seines Vor-Vorgängers Werner Grau, dem Ehrenbürger der Stadt, bleibt ihm in Erinnerung. Was Bargmann ebenfalls beeindruckt hat: Der MCB, die Gemeinschaft der Ladeninhaber in der Innenstadt, „hat es mit kleineren Festen immer wieder geschafft, die Stadt voll zu bekommen“. Nach dreiviertel Jahren im Amt stellt der Bürgermeister fest: „Ich kenne jetzt keine Stadt so gut wie Besigheim.“

 
 
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