Es wird ein spannender Tag für Lisa Schmid aus Besigheim am kommenden Donnerstag. Am Abend wird eine Jury darüber entscheiden, ob sie das Zeug hat, als 59. württembergische Weinkönigin für ein Jahr den Wein aus der Region zu repräsentieren. Mit der 22-Jährigen bewerben sich bei der festlichen Veranstaltung in der Heilbronner Harmonie drei Frauen und zum ersten Mal in Württemberg auch ein Mann um die Krone (die BZ berichtete).
Besigheim Im Weinberg aufgewachsen
Die 22-jährige Lisa Schmid bewirbt sich als württembergische Weinkönigin. Sie will die Jury mit ihrer offenen und herzlichen Art überzeugen.
Beruflich hat die gelernte Mechatronikerin so gar nichts mit Weinbau zu tun. Sie arbeitet als Industrieelektronikerin bei einem großen Autobauer. Und dennoch ist sie dem Wein eng verbunden. Zusammen mit Mutter und Bruder bewirtschaftet sie im Nebenerwerb mehrere Weinberge am Niedernberg und am Wurmberg in Besigheim und in Kirchheim. Dort stehen traditionelle Sorten: Trollinger, Lemberger und Kerner.
Mit sechs Jahren die erste eigene Rebschere
Im Weinberg ist Lisa Schmid buchstäblich aufgewachsen. „Schon als Kind hat mich mein Opa im Maxi-Cosi mit in den Wengert genommen“, erzählte sie im Gespräch mit der BZ. „Mit sechs Jahren habe ich meine eigene Rebschere bekommen“, dann folgte eine Kinderbutte, mit der sie während der Lese Trauben tragen konnte. Die Trauben liefert die Familie schon seit Jahrzehnten an die Felsengartenkellerei ab. Die Großmutter habe eine der ersten Mitgliedsnummern der damals fusionierten Kellerei in Hessigheim erhalten, berichtet Lisa Schmid.
Als sie größer wurde, habe sie „jeden freien Tag“ im Wengert verbracht, der Weinbau sei zu einer „wahren Leidenschaft“ geworden. Was sie an dieser Arbeit fasziniert? Sie könne ihre Zeit draußen in der Natur verbringen, sagt sie, und jedes Jahr bei der Lese aufs Neue die „Lorbeeren ernten“ und sehen, „was man das Jahr über geleistet hat“.
Intensiv mit den Anforderungen des Amts beschäftigt
Der Gedanke, sich als württembergische Weinkönigin zu bewerben, sei zum ersten Mal vor etwa einem Jahr aufgekommen, als sie mit ihrer Mutter und mit Freunden darüber gesprochen habe. „Eher im Spaß“, wie sich Lisa Schmid erinnert. Doch danach habe sie sich intensiv mit den Anforderungen des Amts auseinandergesetzt und die Idee der Bewerbung sei ihr „nicht mehr aus dem Kopf gegangen“.
Ihre Vorbereitung auf das Fachgespräch, das zur Entscheidung herangezogen wird, habe vor allem aus Gesprächen mit Winzerfreunden bestanden. Am Festabend selbst wird sie eine Expertise über einen bestimmten Wein erstellen müssen und bei verschiedenen Spielen zeigen dürfen, wie sie sich in der Öffentlichkeit bewegt und wie sie auf Menschen wirkt.
Was genau von ihr gefordert wird, das weiß sie nicht. „Allzu viel hat man uns nicht gesagt. Es soll ja spontan wirken.“ Viele Veränderungen werden in ihrem Alltag auf sie zukommen, sollte sie die Weinkrone erringen, das ist Lisa Schmid bewusst. Auf Wein-Veranstaltungen müsste sie präsent sein, Eröffnungsreden bei Weinfesten halten, an Messeständen über Württemberger Wein informieren, bei Umzügen vorangehen. Darüber habe sie in ihrem Unternehmen bereits mit Kollegen gesprochen.
Moritz Ocker aus Ilsfeld ist der erste männliche Bewerber
Dass sich in diesem Jahr mit dem 28-jährigen Moritz Ocker aus Ilsfeld in Württemberg zum ersten Mal ein Mann um das Amt bewirbt, sorgt für zusätzliche Spannung. Die Kandidatur hat Lisa Schmid überrascht, doch sie findet es gut, dass in dieser Hinsicht die Geschlechterrollen verlassen werden. „Wir können nicht auf Traditionen beharren“, ist ihre Meinung. In den Weinbaugebieten Ahr und Rheinhessen hat es in diesem Jahr sogar zum ersten Mal ein Mann ins Amt geschafft.
Wird daraus ein Trend? Bei der Veranstaltung am Donnerstag setzt Lisa Schmid jedenfalls auf das, was sie als Person auszeichnet: Sie will die Jury mit Vertretern aus Presse, Weinwirtschaft, Tourismus und Politik vor allem mit ihrer Natürlichkeit und ihrer offenen und herzlichen Art überzeugen.