Besigheim Kinder übernehmen das Steuer

Von Susanne Yvette Walter
Uwe Dieckhoff Foto: / Oliver Bürkle

Das Ferienprogramm in Besigheim hat auch einen besonderen Punkt für Wasserratten. Im Bootshafen Walter wird Kinder gezeigt, wie eine Yacht funktioniert.

Der Neckar zeigt sich am Freitagmorgen von seiner schönsten Seite. Im Bootshafen Walter in Besigheim kommen kurz vor zehn Uhr die ersten Kinder an. Sie wollen im Rahmen des Ferienprogramms als Neckarkapitäne den Fluss unsicher machen und im Bootshafen anschließend Würstchen grillen und Stockbrot.

Ihnen zur Seite steht Uwe Dieckhoff, ein langjähriger Anleger im Bootshafen. Er heißt sieben Ferienkinder auf seiner Motoryacht „Windbreker“ herzlich willkommen, natürlich erst als alle Schwimmwesten tragen. „Ich bin seit 40 Jahren auf dem Wasser unterwegs“, erzählt der gebürtige Bremer, der nach Süddeutschland geheiratet hat und seit diesem Moment seine Leidenschaft fürs Wasser als Binnenschiffer auf dem Neckar und anderen Flüssen auslebt.

Auch Dieckhoff-Junior dabei

Uwe Dieckhoff erklärt neugierigen Kindern gern, wie das Schiff funktioniert. Er fährt mit ihnen durch die Schleuse und macht dabei deutlich, wie Höhenunterschiede ausgeglichen werden. Die Kinder dürfen selbst das Schiff lenken und Dieckhoff lässt für sie das Beiboot ins Wasser, das sie, einer nach dem anderen, besteigen und selbst lenken dürfen. Mit dabei ist in diesem Jahr Dieckhoffs Sohn Fin. Der 20-Jährige studiert Sozialpädagogik. „Ich bin heute euer Matrose“, stellt er sich vor. Für die beiden Dieckhoffs, Vater und Sohn, und für Boothafenbetreiber Kai Walter gehört es längst zum Jahreslauf am Bootshafen, dass hier in den Sommerferien Besigheimer Kinder einen besonderen Ferientag verbringen.

Urlaub vor der Haustür – dieses Gefühl stellt sich sofort ein, wenn man die „Windbreker“ und mit ihr andere Motoryachten auf dem Wasser schaukeln sieht. Die urige Grillstelle wird von marineblau gestrichenen Bänken und einem blau gestrichenen Reisebus gesäumt. „Ich war letztes Jahr schon dabei“, erzählt eine Zehnjährige. „Es macht solchen Spaß, auf dem Boot zu fahren und selbst zu lenken“, betont sie. Früher war die Gruppe an Ferienkindern doppelt so groß. Doch aus Sicherheitsgründen wurde die Zahl nun reduziert.

Gegen das Klischee

Kurz nach zehn Uhr am Vormittag gehen alle auf Tuchfühlung mit der „Windbreker“. Bis zur Mittagszeit werden sie draußen in den Biegungen des Neckars unterwegs sein. Für Uwe Dieckhoff ist dies auch eine Gelegenheit, dem Klischee des „reichen Yachtbesitzers“ zu begegnen und damit aufzuräumen. „Ich habe mit einem kleinen Außenborder und einem kleinen Kajütboot angefangen vor über 40 Jahren. Erst mit der Zeit wurden die Boote größer“, erzählt er, während er einem Kind ums nächste an Bord hilft. Vielleicht ist dies Geburtsstunde für Neckarkapitäne von morgen.   Susanne Yvette Walter

 
 
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