Im Palais Grävenitz in Ludwigsburg, dem Sitz der Ludwigsburger Schlossfestspiele, gibt es einen pittoresken Gewölbekeller. Dieser wird nur selten bespielt, meist feiern die Mitarbeiter der Schlossfestspiele dort intern. Das soll sich jetzt ändern, meinte der Besigheimer Theatermacher Rüdiger Erk – und die Schlossfestspiele sind mehr als einverstanden damit. An diesem Donnerstag findet die Premiere einer neuen Reihe namens „Theater – Musik -Literatur“ statt.
Besigheim/Ludwigsburg Zum Singen geht es in den Keller
Rüdiger Erk ruft eine Reihe mit literarisch-musikalischen Veranstaltungen im Gewölbekeller des Palais Grävenitz in Ludwigsburg ins Leben.
Erk ist der Schöpfer eines wahren Künstlernetzwerks
Für den Besigheimer, der in der Region als Regisseur, Autor und Schauspieler bekannt ist, ist dies sein neuestes Projekt. Nachdem er lange Jahre in der Besigheimer Studiobühne aktiv war, gründete er das Amateurtheater Rampenfieber, das im Fritz-Areal in Besigheim beheimatet ist. Es macht derzeit eine Pause, da das Fritz-Areal umstrukturiert wird.
Zudem leitet Erk das Hinterhofkollektiv, in dem Profi-Künstler immer wieder neue Stücke aufführen, die dann durch die Region touren, aber auch in Besigheim aufgeführt werden. Zudem ist er Autor, Dramaturg und Regisseur für die Wilde Bühne Stuttgart, für die er im Januar „Der Sturm“ von William Shakespeare inszeniert. Mittlerweile ist Erk der Schöpfer mehrerer Stücke, die Literatur, Musik und Theater verbinden und hat sich in der Region ein richtiges Netzwerk an gleichgesinnten Künstlern geschaffen, mit denen er zusammenarbeitet.
„Ich liebe es, an ungewöhnlichen Orten, vor allem im Keller oder in Fabriken zu spielen, das ist immer so eine ganz besondere Atmosphäre“, sagt Erk. In Ludwigsburg, nachdem der Kulturkeller „Die Luke“ geschlossen wurde, habe er da nichts Entsprechendes gefunden.
Als er den Cheftechniker der Ludwigsburger Schlossfestspiele, Markus Zwanziger, kennenlernte, war die Idee, den Gewölbekeller im Palais Grävenitz zu nutzen, geboren. „Auch meine Mitstreiter waren begeistert“, so Erk.
Drei Veranstaltungen als Testballon im Gewölbekeller
In diesem Jahr werden erst mal „als Testballon“, so Erk, drei Stücke aufgeführt, in loser Reihenfolge sollen es aber mehr werden, über das ganze Jahr 2026 verteilt. Das erste Stück ist „Das ganze schrecklich schöne Leben“ aus Erks Feder, das als Wiederaufnahme am Donnerstag, 30. Oktober, 20 Uhr, in den Gewölbekeller kommt. Vor Kurzem hatte es im Bönnigheimer Schloss Premiere.
Gemeinsam mit der Sängerin Monika Maria Schmitz, dem Musiker Mike Janipka, wird Erk Liebeslieder der letzten Jahrhunderte zu neuem Leben bringen. Erk hat Texte von Roland Barthes, dem französischen Philosophen und Schriftsteller ausgewählt, die er schauspielerisch in Szene setzt.
Am Donnerstag, 6. November, 20 Uhr, wird „Seemannsgarn“ aufgeführt, das Erk als Auftragsarbeit für das Städtische Museum Fellbach für die Veranstaltung „Fellbach liegt am Meer“ schrieb. „Seemannsgarn“ wird zum ersten Mal außerhalb von Fellbach aufgeführt. Derzeit proben Tiffany Estrada, die kalifornische Sängerin aus Stuttgart, Rüdiger Erk und Frank Eisele, der gebürtige Hessigheimer, im Gewölbekeller. Seemannslieder, Legenden und Abenteuerromane werden musikalisch und theatralisch umgesetzt. Ein Höhepunkt ist sicher das „Kap-Lied“. Das berühmte Kaplied Christian Friedrich Daniel Schubart ist ein Abschiedslied an ein ganzes Regiment von 2000 Soldaten, die im Februar 1787 vom württembergischen Herrscher an die Holländer nach Afrika verkauft wurden, um die leeren Staatskassen zu füllen. Verfasst hat es Christian Friedrich Daniel Schubart im zehnten und letzten Jahr seiner Kerkerhaft auf der Festung Hohenasperg.
Eine Uraufführung am 27. November: „Blaue Stunde“
Eine Uraufführung wird es am Donnerstag, 27. November, 20 Uhr, im Gewölbekeller des Palais Grävenitz geben. „Blaue Stunde“ ist ein ganz neues Werk von Rüdiger Erk. Hierbei kommen Ian Curtis, der Sänger der Kultband „Joy Division“ und der romantische Dichter Novalis zusammen. Gemeinsam haben die beiden, dass sie jung gestorben sind und in ihrer Art, künstlerisch zu wirken, Seelenverwandte sind, wie Erk sagt. Anna Le Fur und Rüdiger Erk, begleitet von DJ Moers, werden sich in einer intensiven Performance mit dem Werk der beiden Ausnahmekünstler befassen. Dabei werden Lebensstationen gestreift, aber auch Reisen in das Seelenleben von Novalis und Ian Curtis unternommen.
