Susanne Digel, die neue Interimsdekanin für den evangelischen Kirchenbezirk Besigheim, übernimmt ihr Amt in einer schwierigen Zeit. In den nächsten Jahren soll der Kirchenbezirk Besigheim mit einem Nachbardekanat fusionieren. Am kommenden Sonntag wird sie in der Stadtkirche Besigheim in ihr Amt eingesetzt.
Besigheim Neue Dekanin: Managerin des Umbruchs
Susanne Digel wird am kommenden Sonntag in ihr Interimsamt eingesetzt. Sie muss die Fusion mit dem Kirchenbezirk Marbach organisieren.
Spezieller Dienstauftrag für Interimsdekanin
Susanne Digel hat einen speziellen Dienstauftrag für ihre Amtszeit. Das Dekanat Besigheim soll in den nächsten Jahren mit einem Nachbardekanat fusionieren. Ihre Amtszeit beträgt deshalb nicht die üblichen zehn Jahre, sondern ist verkürzt und der Dienstauftrag für das Interim endet mit der Fusion. „Es war eine bewusste Entscheidung für mich, den Kirchenbezirk in diese Phase zu führen und die Veränderungen mitzugestalten“, sagt Digel, die bisher Krankenhauspfarrerin im Klinikum Ludwigsburg war, und davor Assistentin des Dekans in Backnang.
„Es ist meine grundlegende seelsorgerische Einstellung als Pfarrerin, auch in schmerzhaften Zeiten wie einer Fusion, zu schauen, was die Menschen, die Gemeinde oder das Dekanat brauchen“, sagt sie und weiter: „Aber noch schmerzhafter wird meines Erachtens nach die geplante Neuordnung von Immobilien. Einige Gemeinden müssen sich von lieb gewonnenen Häusern trennen“, sagt Digel. Eine „gewisse Selbstverständlichkeit“ gehe in dem gesamten Umbruch auf jeden Fall verloren.
Noch kann Digel keine Einzelheiten über den Wandel nennen – die 55-Jährige ist erst seit 1. Juli in Besigheim. „Ich bin erst dabei, mir ein Bild zu machen und die Menschen hier in der Kirchengemeinde und dem Kirchenbezirk Besigheim kennenzulernen.“ Im Herbst werden dann weitere Gespräche mit dem Nachbardekanat Marbach geführt.
Nebenher gehen die Vorüberlegungen für die landeskirchenweite Entwicklung eines zukunftsfähigen Gebäudebestands auch in Besigheim weiter. Es werden unpopuläre Entscheidungen getroffen werden müssen, dessen ist sich Susanne Digel bewusst. Dennoch hat sie sich aber dazu entschieden, in dieser Umbruchphase den seelsorgerischen Part ihres Berufes nicht zu vergessen, sondern gerade jetzt „christlich menschlich zu agieren“.
„In solche Veränderungsprozesse müssen möglichst viele einbezogen werden“, sagt sie. Sie will versuchen, die Situation so angenehm wie möglich zu gestalten, unter Einbeziehung aller Betroffenen. „Viele Entscheidungen werden in den Gemeinden getroffen werden.“ Denn der Prozess der Veränderung erfordere ein Umdenken von allen und könne auch ein spannender Prozess werden, findet Digel.
Netzwerke, die Aufgaben in den Gemeinden übernehmen
„Ich werde vor allem zuhören, wahrnehmen, was die Gemeinden brauchen und das Gespräch suchen“, sagt sie. Es werde darum gehen, Netzwerke zu bilden, die Aufgaben in den Gemeinden übernehmen. „Der Prozess, Aufgaben zu konzentrieren, zu schauen, was kann vor Ort geleistet werden und was ist sinnvoll an einer Stelle zu konzentrieren – zum Beispiel bei der Verwaltung – kann auch mehr Freiraum für die Pfarrer und Mitarbeiter ermöglichen“, sagt Digel.
Wobei sie zugesteht, dass die Freiräume nötig sind, weil die Pfarrstellen weniger geworden sind. „Wir müssen von nun an das Wir einer Gemeinde mehr leben, nicht der Pfarrer oder die Mitarbeiter sind die Gemeinde, sondern alle Gemeindeglieder“, sagt sie. Jede Gemeinde habe unvergleichliche Ressourcen, die müsse man finden und stärken. „Ressourcen eines Menschen, einer Gemeinschaft zu fördern ist die Grundlage von christlicher Seelsorge“, so Digel.
Und das kommt ihren eigenen, theologischen Zielen schon sehr nahe. „Ich bin Pfarrerin geworden, weil mich mein eigener Glaube trägt. Mir ist es jedoch wichtig, Menschen in ihrer Glaubensgeschichte zu unterstützen und dabei wahrzunehmen, wo sie stehen. Zuzuhören, was ihre Anliegen sind. Wir sind ja zum Glück alle verschieden – und so Teil einer Gemeinschaft“, so Digel.
Die seelsorgerische Arbeit in Zukunft in den Gemeinden müsse den Fokus auf das Gemeinsame legen und nicht das Trennende. „Es ist die Aufgabe der Kirche in den nächsten Jahren, dass der Umgang untereinander respektvoller wird, dass Unterschiede in Meinungen oder Herkunft nicht trennen müssen, das muss Kirche vermitteln.“
Am Sonntag, 27. Juli, um 10 Uhr wird im Gottesdienst in der Stadtkirche Besigheim Interimsdekanin Susanne Digel durch die Stuttgarter Prälatin Gabriele Arnold in ihr Amt eingeführt. Aufgeführt von der Kantorei wird die Pfingstkantate „O ewiges Feuer, o Ursprung der Liebe“. Nach den anschließenden Grußworten aus dem Landkreis, Kirchenbezirk und der Stadt Besigheim findet das Kirchgartenfest statt.
