Besigheim Parken bei der Kelter wird teurer

Von Michael Soltys
Zentraler Punkt des neuen Konzepts ist die Erhöhung der Parkgebühr auf dem Kelterplatz und in der Tiefgarage darunter von 50 Cent auf einen Euro pro Stunde Foto: /Oliver Bürkle

Noch immer parken zu viele Autofahrer in der Innenstadt. Im Parkhaus an der Enz und am Kleinen Neckerle bleiben dagegen täglich viele Plätze frei. Das sollen neue Gebühren und Parkzeitverkürzungen nun ändern.

Parkplätze gibt es in Besigheim genügend. Doch sie werden nicht in einem Maße genutzt, wie es sich die Stadtverwaltung und der Gemeinderat wünschen. Kurz gesagt: In der Hauptstraße, auf dem Kelterplatz, in der Kirchstraße und auf dem Marktplatz sind die Parkplätze beinahe zu jeder Tageszeit voll ausgelastet.

Viele Autofahrer suchen dort vergebens nach einem Parkplatz und drängen sich deshalb ganz umsonst durch die engen Straßen. In der Tiefgarage des Kelterplatzes und auch in unmittelbarer Nähe der historischen Altstadt gibt es dagegen noch genügend Kapazitäten. Gemeint sind die beiden großen Parkplätze am Kleinen Neckerle gegenüber der Firma Ceratizit (früher Komet) und das Enz-Parkhaus auf der gegenüberliegenden Seite beim Edeka-Einkaufszentrum.

In der Innenstadt soll nur noch kurz geparkt werden

Im Jahr 2020 hatte die Stadt ein erstes Parkkonzept verabschiedet, schon damals mit dem Ziel, die Autofahrer zum Parken an den Rand der Altstadt zu drängen und das Parken in der Innenstadt lediglich für kurze Besorgungen zu ermöglichen. Mit der Änderung des Parkierungskonzeptes, die am Dienstag in der Sitzung des Gemeinderats beschlossen wurde, unternimmt die Stadt jetzt einen weiteren Versuch.

Ein zentraler Punkt des neuen Konzepts ist die Erhöhung der Parkgebühr auf dem Kelterplatz und in der Tiefgarage darunter von 50 Cent auf einen Euro pro Stunde. Statt einer vollen Stunde dürfen Autofahrer künftig dort nur noch eine halbe Stunde kostenlos parken. Das reicht immer noch für einen Einkauf beim Bäcker oder beim Metzger, argumentiert die Stadtverwaltung.

Länger als drei Stunden dürfen die Autos dort nicht mehr stehen bleiben, bisher waren es vier Stunden. Offensichtlich parken dort bisher viele Mitarbeiter von Ladengeschäften, die auf diese Weise ebenfalls auf andere Parkplätze abgedrängt werden sollen.

Zweiter wichtiger Punkt: In der Hauptstraße, auf dem Marktplatz und der Kirchstraße durfte bisher kostenlos mit Parkscheibe für längstens eine Stunde geparkt werden. Diese Frist wird auf eine halbe Stunde verkürzt. Diese Regelung wird auf die gesamte Kirchstraße ausgedehnt, was mit knapper Mehrheit im Gemeinderat entschieden wurde. Die Parkscheibenpflicht endete bisher am Marktplatz.

Die Einführung von Parkgebühren für die Innenstadt sei wenig sinnvoll, argumentierte Gebhard Woll vom Ordnungsamt. Dazu müssten alle 50 Meter Parkscheinautomaten aufgestellt werden – viel zu teuer für die wenigen Parkplätze. Der Ordnungsdienst wird diese Parkscheibenpflicht künftig stärker kontrollieren, kündigt die Stadt an, und es auch ahnden, wenn Autofahrer die Parkscheibe wiederholt vorstellen.

Parkhaus an der Enz immer noch nur schwach ausgelastet

Wolls Analyse zeigt, dass bei der Belegung des Parkhauses an der Enz noch deutlich Luft nach oben ist. Die Akzeptanz bei den Autofahrern steigt in einem überschaubaren Ausmaße. Weder die neu angelegten Fußwege in die Altstadt durch den Enzpark noch die niedrigen Gebühren haben wie erhofft zu einer deutlich höheren Auslastung geführt. Sie liegt im Durchschnitt bei etwa 20 Prozent. Im gesamten Jahr 2022 wurden lediglich rund 12 000 Parkvorgänge gezählt.

Bei einer Parkgebühr in Höhe von zehn Cent pro Stunde kamen etwas mehr als 6000 Euro in die Kasse. In diesem Jahr nutzten bisher mehr als 14 000 Autofahrer das Enz-Parkhaus, die Einnahmen betrugen nicht ganz 8000 Euro. Die Parkgebühr wird jetzt von zehn auf 20 Cent pro Stunde erhöht. Auch dies wurde nur mit knapper Mehrheit entschieden, da manche Stadträte eine Abschreckung der Autofahrer fürchten. Diese Gefahr sieht die Stadt angesichts des geringen Betrags nicht.

Etwas besser sieht es am Parkplatz Kleines Neckerle aus. Dort darf man zwei Stunden lang umsonst parken, danach kostet es 50 Cent pro Stunde. Der Parkplatz ist laut Wolls Analyse zu etwa 50 Prozent ausgelastet. Er wird auch von vielen Anwohnern genutzt, die für 50 Euro jährlich einen Parkausweis kaufen können. Allerdings ist die Zufahrt zu dem Parkplatz aus Richtung Walheim sehr schwierig, das sei ein wesentlicher Grund für die immer noch schwache Auslastung. Wie sich das verbessern lässt, will die Stadt jetzt in Gesprächen mit beteiligten Behörden klären. Auch die Zufahrt zur Tiefgarage unter dem Kelterplatz soll noch einmal überprüft werden, da sie von vielen Autofahren nicht erkannt wird.

Stadt will nun digitales Parkleitsystem prüfen

Mit diesen Änderungen dürfte das Parkierungskonzept aber noch nicht am Ende sein. Eine Ausdehnung der Bewirtschaftung auf den Samstagnachmittag und den Sonntagvormittag ist im Gespräch. Auch ein digitales Parkleitsystem will die Stadt jetzt prüfen, um Autofahrer aus Richtung Kirchheim zum Parkhaus an der Enz zu leiten. Auf lange Sicht sind auch für manche Besigheimer sehr unpopuläre Maßnahmen nicht mehr undenkbar: die Sperrung des Marktplatzes für Autofahrer in den Sommermonaten, eine Durchfahrtsbeschränkung der Kirchstraße nur für Anlieger, die Sperrung des vorderen Teils der Kirchstraße und eine Umwidmung in eine Fußgängerzone und sogar eine Ausweisung der Kirchstraße als generelle Fußgängerzone mit Ausnahmen für Lieferverkehr, Bewohner und Beschäftigte.

 
 
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