Noch fünf Minuten vor dem Konzert lehnt der Künstler am Freitagabend entspannt an der Stadtmauer und unterhält sich mit seinem ankommenden Publikum. Von Nervosität keine Spur. Buddy Bosch ist durch seine jahrzehntelange Erfahrung als Band-Musiker lampenfieberbefreit. Seit etwa drei Jahren spielt und singt er auch solo, nur er und seine Gitarre. Acht bis zehn Auftritte pro Jahr hat er so zwischen Heilbronn und Bodensee. Dabei will er „Spaß haben und das Publikum möglichst gut unterhalten“ – für den 55-jährigen schwäbischen Singer-Songwriter eine Herzensangelegenheit.
Besigheim Schwäbische Songs als Herzensangelegenheit
Buddy Bosch nimmt sein Publikum im „Eiskeller“ mit auf einen Spaziergang durch seine persönliche Musikgeschichte und präsentiert „... von ällem ebbes“.
Pünktlich um 20 Uhr geht‘s einige Stufen steil hinunter in den „Eiskeller“ in der Schlossgasse 7, der trotz sommerlicher Außentemperatur beheizt werden muss. Hier startet sein Programm „... von ällem ebbes“ mit einer Eigenkomposition, die erklärt, warum er vor allem auf schwäbisch singt – „do verstoht mi ziemlich jeder“. Für ihn ist Schwäbisch nicht nur Mundart sondern Teil seiner Identität und Kulturgut.
Boschs Liedinhalte entspringen aus Alltagssituationen zum Beispiel mit „I mog net“ zum Thema Hausarbeit oder aus Kindheitserinnerungen, die unter anderem den „So-lang-du-deine-Fiaß-onder-mein-Disch-nastrecksch-duasch-du-was-i-sag-Blues“ entstehen ließen. Endgültig eingefangen hat der Esslinger sein Publikum am Freitag spätestens als Begleitchor seiner Interpretation von Wolle Kriwaneks Ufo-Song.
Buddy wählt Spielorte aus
Buddy Bosch, der vier Kinder und bereits zwei Enkelkinder hat, kann sich aussuchen, wo und für wen er spielt. Der gelernte Schlosser ist im bürgerlichen Leben als Quereinsteiger inzwischen seit 25 Jahren bei einer Bank angestellt und deshalb auf die Künstlergagen nicht existenziell angewiesen. Eine Freiheit, die er als echten Luxus empfindet. Seinen Künstlernamen hat er als Rockabilly-Liebhaber an Buddy Holly angelehnt und – um seine schwäbische Verwurzelung deutlich zu machen – mit Bosch ergänzt. Ursprünglich hieß er Andreas Andrews. Jetzt heißt er Kirchner wie seine Frau Daniela, mit der er im Duo agiert oder bei „Ela und die Herzensbrecher“, die kürzlich einen TV-Auftritt bei Andy Borg aufzeichneten. Buddy Bosch, der als Berufs-Schlagzeuger begonnen und sich das Gitarre spielen selbst beigebracht hat, ist Musiker, Sänger, Komponist, Texter und Produzent und bringt in seinem eigenen Studio viele Künstler zusammen. Er steht in Bands wie „Schwobakomede“ und „Muggabatschr“ auf der Bühne und kommt insgesamt auf 40 bis 45 Konzerte im Jahr mit zum Teil über 1000 Besuchern.
Auge in Auge mit dem Publikum
Am Freitag waren es gut 30 Gäste, der Keller war nur halb voll. „Das liegt am Brückentag“, waren sich Buddy Bosch und Corinna Hofmann von Artisthof als Veranstalter einig. Ungeachtet dessen spielt und singt der Solo-Künstler mit Herzblut und genießt den hautnahen Kontakt zum Publikum bei dem er Auge in Auge sehen kann, wie gut seine Lieder ankommen. Etwa der umgedichtete Elvis-Presley-Song über nutzlose Diäten, bei dem es statt „But I can‘t help, falling in love with you“ dann heißt „doch was i au dua, i krieg mei Hos‘ net zua“. Als Coversongs präsentiert Bosch unter anderem „Da ben i dahoim“ von Wendrsonn, den „Dregglachablues“ von Grachmusikoff sowie „Über den Wolken“ und „Gute Nacht Freunde“ von Reinhard Mey auf Hochdeutsch, weil Mey-Lieder nicht umgetextet werden dürfen. Sein wohl persönlichster Song „Mir zwoi“ erzählt von der Freundschaft mit Daniela Kirchner schon in Kindheitstagen. Buddy verrät, dass durch das Lied auf einem Konzert mit ihr im Publikum der Funke übergesprungen ist. Als erklatschte Zugabe gab‘s John Denvers „Take me home, Country Roads“ – natürlich als schwäbische Version, in der die „Rockys“ gegen den Schwarzwald getauscht werden und sich der Sänger hoim ins Schwobaland an den Neckarstrand wünscht.
Buddy Bosch ist es nach knapp zwei Stunden Konzert gelungen, sein Publikum mit „... von ällem ebbes“ gut gelaunt und mit seinen Melodien im Kopf nach Hause zu entlassen. Es hätte wohl gerne noch ebbes mehr von ällem gehört.