Besigheim Wärmenetze vorerst auf Eis gelegt

Von Michael Soltys
Ottmarsheims Ortskern gilt als ideal für ein Nahwärmenetz – viele Haushalte dort heizen noch mit fossilen Energien. Foto: /Oliver Bürkle

Die Studien zu Heizzentralen im Burgacker und im Ottmarsheimer Dorfkern werden verschoben. Um klimaneutral zu werden, setzt die Stadt auf Information und Aufklärung.

Die knappe Haushaltslage der Stadt Besigheim hat grundlegende Auswirkungen auf den geplanten Ausbau von Wärmenetzen. Im Sommer des vergangenen Jahres hatte der Gemeinderat beschlossen, im Jahr 2025 für den Burgacker in Besigheim und 2026 für den Ottmarsheimer Ortskern Studien erstellen zu lassen, ob sich hier ein kommunales Wärmenetz lohnt. Erste Gutachten hatten diese Vermutung nahegelegt.

Doch daraus wird jetzt nichts. Beide Machbarkeitsstudien werden wegen Geldmangels verschoben – um jeweils ein Jahr, wie es heißt. Der Gemeinderat fasste diesen Beschluss am Dienstag. Das bedeutet auch, dass die Stadt sich vorerst nicht weiter um den Kauf und die Bereitstellung von Flächen kümmern wird, die zum Bau solcher Anlagen erforderlich sind.

Potenzial für Nahwärme

Bei Voruntersuchungen, die im Jahr 2024 bei einer Bürgerversammlung vorgestellt wurden, stellte sich der Burgacker als besonders geeignet für ein Wärmenetz heraus, weil die nahe Enz und die Kläranlage als potenzielle Wärmequellen dienen könnten. Der Dorfkern von Ottmarsheim galt aufgrund seiner hohen Bebauungsdichte als prädestiniert für ein Nahwärmenetz, hieß es damals. Viele Haushalte vor Ort nutzen bislang noch fossile Energieträger zum Heizen.

Die kommunalen Wärmenetze waren damals als wesentlicher Schritt hin zur gesetzlich vorgeschriebenen Klimaneutralität bis zum Jahr 2040 dargestellt worden. „Wir haben keine Zeit zu verlieren“, lautete die Einschätzung weiter Teile des Gemeinderats.

Um vorwärts zu kommen, setzt die Stadt jetzt auf Information und Aufklärung der Bürger – sowie auf deren Bereitschaft, ihre Häuser zu sanieren oder energetisch umzurüsten. Dafür hat Katharina Schwahn, die Klimaschutzmanagerin der Stadt, ein Konzept entwickelt, das sie am Dienstag im Gemeinderat präsentierte. „Wir müssen mit den anderen Maßnahmen Gas geben“, begründete sie die Kampagne. Möglichst viele Eigentümer sollen zum Einbau einer Wärmepumpe oder zur Installation einer PV-Anlage – oder beidem – motiviert werden.

Das Konzept kombiniert allgemeine und persönliche Beratung für Eigentümer, die an Investitionen in die Energieeinsparung interessiert sind. Ein zentraler Baustein ist eine Vor-Ort-Energieberatung zum Preis von 40 Euro. Für die ersten 60 Interessenten wird die Stadt diese Kosten übernehmen, „um Bewegung in die Sache zu bekommen“, wie Schwahn sagte. Ein Informationsflyer wird an alle Besigheimer Haushalte verteilt. Klimaschutzmanagerin Schwahn setzt auch darauf, dass Eigentümer, die ihr Haus bereits saniert haben, ihre Türen öffnen und Interessierten von ihren Erfahrungen, Kosten und Erfolgen berichten.

Auf dieses Vorgehen einigte sich der Arbeitskreis Klimaschutz, der im vergangenen Sommer gegründet wurde. Unumstritten ist es nicht. In der BMU-Fraktion besteht die Sorge, dass die gesetzlich geforderte Klimaneutralität nicht mehr rechtzeitig erreicht werden kann. Immerhin kann es bis zu zwei Jahre dauern, bis die Machbarkeitsstudie vorliegt. Erst danach kann mit der konkreten Planung begonnen werden.

Debatte um Klimakurs

„Wir begraben unser Ziel“, sagte deshalb BMU-Stadtrat Herbert Tröster. Nur ein kleiner Teil der Bürger werde auf die Informationskampagne reagieren, fürchtet er. Die Verschiebung der Machbarkeitsstudien sei „kein guter Weg“, sagte Fraktionssprecher Thomas Pulli. „Wir haben keine Zeit zu verlieren.“

„Die Ziele werden nicht begraben, sondern nur auf anderem Weg erreicht“, versicherte Bürgermeister Florian Bargmann. Für Ralf Luithle von der CDU-Fraktion, die im vergangenen Sommer für die Studien gestimmt hatte, geht es jetzt darum, realistische und finanzierbare Wege zu gehen und „ein erfolgreiches, angepasstes Ziel“ zu formulieren. In Teilen von Ottmarsheim sei ein Wärmenetz seiner Ansicht nach nicht sinnvoll.

Sonja Rupp von der SPD forderte, die Beratung inhaltlich auszuweiten – auf die individuellen Bedürfnisse der Nutzer sowie auf die Gestaltung der Häuser und Außenräume –, scheiterte jedoch mit einem entsprechenden Antrag.

 
 
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