Besigheim Wartesaal mit neuen Perspektiven

Von Michael Soltys
Kulturtreffpunkt: der Wartesaal am Bahnhof Foto: /Oliver Bürkle

 Der Verein im früheren Bahnhofsgebäude hat die Kürzungen durch die Stadt verkraftet.

Es war keine angenehme Nachricht, die der „Wartesaal“ Anfang des Jahres erhielt: Die Stadt streicht die Zuschüsse für den Kulturverein, der im früheren Bahnhofsgebäude Lesungen, Theater, politische Vorträge, Ausstellungen und Livemusik anbietet. Regelmäßig hatte die Stadt in früheren Jahren einen jährlichen Zuschuss in Höhe von 2500 Euro bewilligt. Damit konnte der Verein mit etwa 120 Mitgliedern Teile seiner Mietkosten decken. Rund 500 Euro monatlich müssen an die Deutsche Bahn für Miete und Nebenkosten überwiesen werden. Die Stadt beteiligt sich lediglich weiterhin mit 300 Euro, weil der Verein auch das Behinderten-WC im Gebäude beheizt.

Doch davon lässt sich die Vereinsriege um den Vorsitzenden Lothar Jerschl nicht entmutigen. Die Kürzung „war erst mal ein Schlag“, sagte Bernd Moritz, Schriftführer und verantwortlich für die Pressearbeit, im Gespräch mit der BZ. Akut bedroht sei der Verein allerdings nicht. „Wir haben eine relativ solide Grundlage.“

Lokale Agenda Kirchheim spendete an Wartesaal

Geholfen hat eine Spende der Lokalen Agenda aus Kirchheim. Manche Mitglieder haben ihren Mitgliedsbeitrag von sich aus erhöht. Eine allgemeine Erhöhung des Beitrags von 25 auf 40 Euro jährlich soll in Kürze beschlossen werden. Naturgemäß schränkt der kleine Veranstaltungsraum die finanziellen Möglichkeiten ein. Bei Lesungen oder Vorträgen mit freiem Eintritt geht der Spendenkoffer um. Und einige Konzerte des Vereins haben sich laut Moritz finanziell selbst getragen, was nicht immer der Fall ist. Kommen rund 40 Leute zu einem Konzert, wie zuletzt das von der Elektro-Pop-Band „Nordir“, macht der Verein einen kleinen Gewinn. Bei 30 Zuschauern „geht es Null auf Null auf“. Das finanzielle Polster reicht aus, um den Künstlern eine „vernünftige Gage“ zu bieten.

Die Finanzen sind zwar nicht das Problem, aber es gibt andere Baustellen. Unabhängig von der Kürzung der Zuschüsse hatte sich der Verein bereits zuvor Gedanken über eine Neuausrichtung gemacht. Das betrifft sowohl das Programm als auch die Werbung um Publikum und Mitglieder. Wünschenswert wäre für Moritz, wenn jüngere Leute zum Verein stießen. Das Durchschnittsalter liege bei über 50 Jahren. Eine neue Strategie der Kommunikation inklusive des Umgangs mit sozialen Medien sei in Arbeit. Der Verein sucht Wege, sich besser vernetzen zu können, mit anderen Veranstaltern oder Stiftungen.

Auch die Umgestaltung der Räumlichkeiten steht auf dem Aufgabenzettel. Schließlich stelle sich auch die Frage, ob der Oberbegriff Jazz für die Konzerte ausgeweitet werden sollte. Der Begriff sei manchen Mitgliedern zu eng gefasst. Doch gerade mit Jazz-Konzerten hat sich der Wartesaal einen Namen gemacht.

 
 
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