Besigheimer Gastronomie kämpft um die Gäste Ein Vorschlag für bessere Zeiten

Von Michael Soltys
Bewirtung im Freien in der Besigheimer Fußgängerzone im vergangenen Sommer. Wann die Gäste wieder unbeschwert im Freien Wein und Essen genießen können, ist unklar.⇥ Foto: Helmut Pangerl

Gastwirt Frank Land möchte die Außenbewirtung in der ganzen Altstadt ausweiten und lässt auch bei der Sperrzeit nicht locker, wenn denn endlich geöffnet werden dürfte.

Kein Zweifel, den Gastronomen geht es in diesen Wochen schlecht. Seit mehr als fünf Wochen bleiben die Einnahmen aus, Kellner und Köche sind in Kurzarbeit. Die Nachrichten, die im Besigheimer Rathaus auflaufen, lassen befürchten, dass einige Betriebe nicht mehr lange durchhalten werden. Während anderswo längst wieder verkauft und gehandelt werden darf, fehlt es den Gaststätten an Hinweisen, wann wenigstens erste Lockerungen die Öffnung möglich machen.

Mehr als 80 Frauen und Männer sind in den Besigheimer Gastronomiebetrieben beschäftigt, rechnet Frank Land, Gastronom und Betreiber der Marktwirtschaft am Besigheimer Marktplatz. Soforthilfen, Steuerstundungen und Kurzarbeit, das alles habe den Betreibern praxisnah geholfen, die Krise zu überbrücken. Er hofft, dass die Besigheimer Betriebe mit einem oder zwei blauen Augen davon kommen. Doch er fürchtet auch, dass es vorerst „mal nicht so weiter gehen wird wie vor der Krise“, sagt er.

Eine weitere Sorge: Hygieneregeln, Abstandsvorschriften, ab Montag auch die Maskenpflicht – die Verordnungen, mit denen sich die Wirte auseinandersetzen müssen, wenn sie denn endlich öffnen, werden sich gravierend auf das Geschäft auswirken. Um die Folgen zu mildern, setzt Land, selbst Gemeinderat, auf die Unterstützung der Stadtverwaltung. Seine Vorschläge gehen in zwei Richtungen: Die Stadt könnte die Fläche für die Außenbewirtung für die Dauer dieser Saison ausweiten. Und sie könnte in den vier Monaten von Juni bis September die Sperrzeit verkürzen, damit die Gastwirte wenigstens in diesem Sommer erst um 23 Uhr schließen müssen.

Land begründet seinen Vorstoß, den er nach eigenen Aussagen nicht mit den übrigen Gastronomen abgestimmt hat, unter anderem mit den Abstandsregeln. Bei anderthalb Meter Abstand sinkt die Zahl der Sitzplätze um ein Drittel, folglich fehlt der Umsatz, folglich können nicht alle Mitarbeiter aus der Kurzarbeit geholt werden, argumentiert er.  Bis ins Detail geht sein Vorschlag, welche Gaststätte an welcher Stelle der Innenstadt sich ausbreiten könnte.

Im Besigheimer Rathaus ist man solchen Überlegungen nicht abgeneigt. „Es wird höchste Zeit, eine Lösung für die Gastronomie zu finden“, sagte Bürgermeister Steffen Bühler im Gespräch mit der BZ. Sofern die Gastronomen selbst damit einverstanden sind und die Anwohner einbezogen werden, könne er sich durchaus eine großzügige Regelung der Außenbewirtung vorstellen. Das trifft auch auf die Einziehung der Gebühren zu, die von der Stadt  für die Bewirtung im Freien erhoben werden. Sie liegen im Einzelfall zwischen etwa 200 und 700 Euro. „Daran soll es nicht liegen“, sagte Bühler.

Beim zweiten Vorschlag Lands lautet Bühlers Antwort dagegen schlicht „Nein.“ Die Verkürzung der Sperrzeit auf 23 Uhr war im vergangenen Jahr im Besigheimer Gemeinderat abgelehnt worden, nachdem in dieser Frage tiefe Gräben zwischen den Gastronomen mit Frank Land an der Spitze und den Anwohnern in der Altstadt offensichtlich geworden waren. „Das Thema ist durch“, sagte Bühler, der es im Übrigen „nicht besonders glücklich“ nannte, dass Land die Verkürzung der Sperrzeit „auf kaltem Weg“ wieder ins Gespräch gebracht habe. Es bleibt bei 22.30 Uhr.

 
 
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