Ich wollte etwas gestalten, etwas mit Kunst machen und ein außergewöhnliches Objekt herstellen“, sagt Martin Hiller. Dem 44-jährigen Schreiner, der den 1935 vom Großvater Rudolf Hiller als Wagnerei gegründeten und vom Vater Manfred Hiller 1965 zur Schreinerei und Innenausbau weiterentwickelten Betrieb leitet, ist das mehr als beachtlich gelungen. Für seinen Design-Hocker, Kunstobjekt und Sammlerobjekt „Low Oak“ erhielt er am 3. Februar in Frankfurt im Rahmen der Messe Ambiente den German Design Award.
Besigheimer Schreinerbetrieb Begeisterung für preisgekröntes Möbel
Der 44-jährige Martin Hiller wurde für seinen Design-Hocker und Kunstobjekt „Low Oak“ mit dem German Design Award ausgezeichnet.
Am Anfang war dieser Wunsch und ein leeres Blatt Papier. Mehr als zwei Jahre sollte es dauern bis sein „Low Oak“-Hocker fertig wurde. Die Grundidee war einen Hocker zu gestalten mit einer durchlaufenden Musterung, auch über die Ecken – eben das „Endlose“, so Hiller. Wie seine Partnerin Christiane Mayer es formuliert, wurden Bücher gewälzt, die Inspiration in der Natur gesucht, bis ein alter Eichenholzbestand des Vater aus dem Sachsenheimer Wald, die Idee konkretisieren ließ. „Ich mache ganz viel nach Gefühl, dabei entstehen die Ideen und die werden dann aufs Papier gebracht“, verrät der 44-jährige Selfmade-Designer. Die mikroskopische Vergrößerung von Zellen einer Eiche haben Hiller nicht nur fasziniert, deren Gleichmäßigkeit gaben vielfach vergrößert die Struktur für sein nun preisgekröntes Möbelstück. „So entfaltet der Design-Hocker ein grenzenloses Muster, das den Zellen des Eichenbaums nachempfunden ist und damit nahtlos die Verbundenheit zur Natur symbolisiert“, betont Christiane Mayer.
„Wir haben Lust, außergewöhnliche Möbel zu entwerfen und im eigenen Haus zu produzieren“, erläutert Hiller den Anspruch des Geschäftsbereichs „H! Inspire“ seines Schreinerbetriebs. Steht üblicherweise der Kundenwunsch im Mittelpunkt, war beim „Low Oak“-Objekt nur die eigene Kreativität und Leidenschaft etwas zu Schaffen der Antrieb. „Wenn ich abends heim kam, haben mich auf die Idee gefreut“, erklärt er seine Motivation.
Diese Kreativität zusammen mit der handwerklichen Perfektion, die zu rund 75 Prozent in Handarbeit entsteht, sah auch die international besetzte Jury des German Design Award: „Der nachhaltig aus Holz gefertigte ,Low Oak’ erscheint durch die nahtlosen Übergänge wie aus einem Guss. Dabei wirkt er durch sein markantes Design nicht nur ausgesprochen angenehm leicht und luftig, sondern die von der Natur inspirierte, unregelmäßige Struktur lädt auch dazu ein, ihn mit Augen und Händen zu erkunden. Ein interessantes, präzise hergestelltes Objekt, das – ob als Hocker oder Beistelltisch verwendet – seine ästhetische Faszination in unterschiedlichsten Umgebungen entfaltet.“
Der Name „Low Oak“ – niedrige Eiche – ist für Mayer auch ein Statement über das Möbelstück hinaus: „Ein Gegensatz zu immer weiter und höher und die Aufforderung einfach einen Gang runterzuschalten.“ Natürlich steht bei der Herstellung des Möbels die Nachhaltigkeit im Vordergrund. So wird ausschließlich Holz aus nachhaltiger Forstwirtschaft aus der Region verwendet. Die Oberflächen werden mit einer Beschichtung auf Basis pflanzlicher Öle und Wachskomponenten geschützt und die Filzgleiter bestehen zu 100 Prozent aus Merino-Schafwolle. „Wir spenden auch für den Sachsenheimer Wald, denn wir verwenden das Holz, wollen aber auch, dass es nachwächst“, merkt Mayer an.
Der Brief der Jury, der im vergangenen Dezember einging, „hat uns als kleine Besigheimer Schreiner hochgebeamt“, sagt Martin Hiller. Das soll es aber noch nicht gewesen sein. „Es ist erst der Anfang“, verspricht er.
www.hi-inspire.me
Info
Etwa zweieinhalb Wochen
braucht Martin Hiller um seinen „Low Oak“-Hocker herzustellen. Der Preis liegt bei 1800 Euro. Neben Privatpersonen sieht der Unternehmer auch Hotels als mögliche Kunden, die seinen Designhocker als Skulptur aufstellen. Versendet wird das Designstück in einem eigens entwickelten Versandkarton, der durch geschicktes Falten komplett ohne Klebebänder auskommt.
Der German Design Award
ist der Premiumpreis des Rats für Formgebung. Mit seinem weltweiten Spektrum und seiner internationalen Strahlkraft zählt er branchenübergreifend zu den angesehensten Awards der Designlandschaft. Im Jahr 2022 wurde 4200 Objekte aus 57 Ländern eingereicht. Der Anteil an internationalen Einreichungen lag dabei bei rund 50 Prozent.
Der Rat der Formgebung agiert seit 1953 als weltweit führendes Kompetenzzentrum für Kommunikation und Wissenstransfer im Bereich Design, Marke und Innovation.
In der Jury des German Design Award 2023 sind 36 Mitglieder mit elf Nationalitäten vertreten. Sie setzt sich aus Designexpertinnen und -experten aus Wirtschaft, Lehre und Wissenschaft sowie der Gestaltungsindustrie zusammen. Alle Jurymitglieder sind anerkannte Kapazitäten auf ihren Gebieten.