Besser Heizen Welche neue Heizung ist die richtige?

Von Claudia Mocek
Viele denken über eine neue Heizung nach. Foto: dpa/Hauke-Christian Dittrich

Angesichts steigender Energiekosten denken viele über eine neue Heizung nach. Die BZ erklärt, welche Möglichkeiten es gibt und wie man beim Austausch am besten vorgeht. Hier erfahren Sie, was Sie im Vorfeld alles beachten müssen.

Die Heizung ist in die Jahre gekommen? Angesichts des Ukraine-Kriegs und den Auswirkungen auf Öl und Gas denken viele Haus- und Wohnungsbesitzer über eine neue Heizungsanlage nach. Aber was muss man dabei beachten? Welche Möglichkeiten und Förderungen gibt es? Zusammen mit der Ludwigsburger Energieagentur (LEA) beantwortet die BZ in einer Serie die Fragen rund um das Thema Heizungserneuerung. Diesmal im Fokus: Wie geht man das Projekt am besten an. Energieberaterin und Verfahrenstechnikerin Kristine Rinderle von der LEA gibt Auskunft.

Eine Heizung lässt sich nicht von heute auf morgen ersetzen. Wann sollte man über eine neue Heizanlage nachdenken?

Wenn die Heizung 20 Jahre oder älter ist, rät Kristine Rinderle dazu, sich über eine neue Heizung Gedanken zu machen. Sonst laufe man Gefahr, dass die Heizung plötzlich nicht mehr funktioniert und man rasch einen Ersatz braucht. Mit etwas zeitlichem Vorlauf lassen sich in vielen Fällen umweltfreundlichere Alternativen zu Öl- und Gasheizungen umsetzen.

Wie viel Zeit muss man für das Projekt „Heizungserneuerung“ etwa einplanen?

Da jedes Haus anders sei, lasse sich das nicht pauschal beantworten, sagt Rinderle. Wenn zum Beispiel schon ein Fernwärmeanschluss gelegt ist, sei der Aufwand geringer, als wenn dieser noch installiert werden muss. Generell empfiehlt sie, für das Projekt rund ein Jahr zu veranschlagen. Dann habe man auch genügend Zeit, sich umfassend zu informieren.

Was ist der erste Schritt?

Die LEA empfiehlt, zunächst mit einer kostenlosen Beratung zu starten. Die BBE (Bauberatung Energie) wird gemeinsam mit der Verbraucherzentrale angeboten und dauert rund 45 Minuten. Das Angebot richtet sich nur an Bürgerinnen und Bürger, die sich über ein Wohngebäude informieren wollen. Derzeit findet die Beratung telefonisch statt. Die Wartezeit für einen telefonischen Termin beträgt zurzeit aufgrund der erhöhten Zahl an Anfragen etwa vier Wochen.

BZ-Grafik Foto: Quelle: LEA Energieagentur Kreis Ludwigsburg

Wie kann man sich auf das Gespräch vorbereiten, welche Infos sollte man parat haben?

Man sollte folgende Fragen beantworten können: Wie alt ist die Heizung, welcher Energieträger (zum Beispiel Öl oder Gas) wird bisher genutzt? „Gut wäre es auch, wenn man Auskunft über die Leistung der Heizung geben kann“, sagt Rinderle. Diese Angabe werden häufig in Kilowatt oder Megawatt auf den Geräten angegeben. Hilfreich wäre es, wenn man etwas zum Verbrauch der letzten Jahre sagen und Angaben zum Wohngebäude machen könnte – zum Beispiel, ob es eine Fußbodenheizung gibt oder Heizkörper.

Was weiß man nach der BBE-Beratung?

Nach der Beratung gibt es eine Einschätzung über die Möglichkeiten, die für einen infrage kommen. „Oft ist das Ergebnis, dass man als Nächstes einen Heizungsbauer kontaktieren oder dass man einen Sanierungsfahrplan mit einem Energieberater erstellen sollte“, sagt Rinderle. Außerdem erhalte man Infos zu Fördermöglichkeiten.

Empfiehlt die LEA denn gerade noch bei einem Heizungstausch auf Öl und Gas zu setzen?

„Nein, auf keinen Fall“, sagt Rinderle. Nachhaltige Alternative sind zum Beispiel Wärmenetze und Wärmepumpen. „Überall, wo es möglich ist, empfehlen wir Wärmenetze. Aber auch Wärmepumpen in Kombination mit Fotovoltaik sind eine sehr gute Kombination“, sagt die Energieberaterin. Wenn sich in einem Altbau der Energiebedarf nur schlecht senken lasse, könnten dort auch Pellets eine Möglichkeit sein.

Stimmt es, dass man eine Wärmepumpe nur mit einer Fußbodenheizung nutzen kann?

„Nein, das ist ein verbreiteter Irrtum“, sagt Rinderle. Auch mit Heizkörpern kann man eine Wärmepumpe betreiben. Dies sollte man dann genauer untersuchen. Möglichkeiten sind (einzelne) Heizkörper zu vergrößern oder die Gebäudehülle zu sanieren. Damit verringern sich die Wärmeverluste und man kann die Vorlauf- und Rücklauftemperaturen verringern. Dies sind die entscheidenden Faktoren bei der Effizienz einer Wärmepumpe.

Wie geht es nach der ersten Beratung weiter?

In der Regel macht man sich dann auf die Suche nach einem Handwerker, der sich das Gebäude und die Heizung vor Ort anschauen wird und holt sich Angebote ein.

Und wenn man in der Beratung feststellt, dass weitere Sanierungsmaßnahmen sinnvoll wären?

Dann sollte man einen Sanierungsfahrplan erstellen, um herauszufinden, welche Maßnahmen nötig sind und wie diese am besten aufeinander abgestimmt werden können.

Wie sieht es mit den Kosten aus: Sind Heizungen mit Erdöl oder Gas nicht billiger als andere Energieträger?

„Das lässt sich so pauschal nicht sagen“, sagt Rinderle. Darüber hinaus werden alternative Optionen derzeit bis zu 50 Prozent gefördert. „Die Fördermöglichkeiten werden auch in der Beratung angesprochen“, betont die Energieberaterin. Wichtig ist, dass man die Förderung bei der Kreditanstalt für Wiederaufbau (KfW) oder dem Bundesamt für Wirtschaft und Ausfuhrkontrolle (Bafa) vor der Auftragsvergabe beantragt, sagt Rinderle.

Welche Förderungen gibt es?

Grundsätzlich gibt es Fördermittel als Zuschuss oder als Kredit. Eine erste Übersicht ergibt sich aus der LEA-Fördergrafik: Die jeweilige Fördersumme hängt vom Anteil der Erneuerbaren Energien ab: Beträgt der Anteil mindestens 25 Prozent, beläuft sich der Förderanteil auf 30 Prozent. Liegt der Erneuerbare Energien-Anteil bei 55 Prozent, beträgt die Förderung 35 Prozent. „Das ist die Basisförderung“, sagt Rinderle. Darüber hinaus werden Biomasse, Wärmepumpen und hybride Erneuerbare mit 35 Prozent gefördert. Gashybride und Solarthermie mit 30 Prozent. „Auch Gasbrennwertheizungen, die sich an eine Solarthermie-Anlage anschließen lassen, werden mit 20 Prozent gefördert.“

Und darüber hinaus?

Bei einem Sanierungsfahrplan bekommt man zum Beispiel einen Fünf-Prozent-Bonus auf alles. Darüber hinaus gibt es für den Austausch einer Ölheizung eine zehnprozentige Förderung – wenn man anschließend zu hundert Prozent Erneuerbare Energien wie Biomasse, Wärmepumpe oder ein Wärmenetz einsetzt. Auch die Demontage von Komponenten ist förderfähig.

Unsere Artikelserie zum Thema Besser Heizen

► 1. Welche Heizung ist die richtige?

2. Pellets: Zum Verheizen zu schade

3. Heizen ohne eigene Anlage

4. Wärmepumpe: Nicht nur mit Fußbodenheizung

5. Solarthermie: Von der Sonne verwöhnt

6. Erster Schritt: Sanierungsfahrplan

Weitere Infos

Energieagentur Kreis Ludwigsburg: Telefon (07141) 68 89 30, dienstags bis freitags 9 bis 12.30 Uhr, dienstags und mittwochs 14 bis 17 Uhr, donnerstags 14 bis 18.30 Uhr. www.lea-lb.de

 
 
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