Bestatter Gauger aus Löchgau im Gespräch mit der BZ: Bestattungen wieder fast normalisiert

Von Heidi Vogelhuber
Erdbestattungen werden wieder häufiger nachgefragt. Jedoch pflegeleicht als Rasengrabfeld, wie auf dem Friedhof in Hessigheim bereits angelegt: Die Grabplatte wird bündig mit der Grasnarbe gesetzt. Mähen des Rasens genügt damit zur Grabpflege. ⇥ Foto: Helmut Pangerl

Vieles verändert sich derzeit in der Bestatter-Branche – und das nicht nur wegen Corona. Vor allem die Grabpflege soll immer leichter zu handhaben sein.

Die Situation habe sich – wie in den meisten Branchen – wieder beruhigt, sagt Karl-Otto Gauger, der das gleichnamige Bestattungsinstitut in Löchgau betreibt. „Inzwischen kommen im Landkreis Ludwigsburg nur noch sehr selten infizierte Verstorbene vor“, erklärt er im Hinblick auf das Coronavirus. Die Bedingungen für Bestattungen seien dementsprechend auch wieder entschärft worden und „fast normalisiert“, sagt der Bestatter, der seinen Familienbetrieb gemeinsammit seiner Frau Gisela sowie seiner Tochter Stefanie und deren Lebensgefährten Alexander Becker führt. Konkret heißt das, dass keine Begrenzung der Trauergäste mehr besteht, zumindest im Außenbereich.

Größe reguliert Anzahl

Das Abstandsgebot ist jedoch wie überall geblieben, sodass die Besucheranzahl durch die Größe des Friedhofs reguliert werde. Vor allem in den Aussegnungshallen sei das relevant, gibt es doch nur eine gewisse Anzahl an Sitzplätzen. In Sachsenheim habe die Stadt die Besucheranzahl konkret festgelegt, das sei andernorts nicht so genau definiert, berichtet Gauger aus seiner Erfahrung. „In Klein- und Großsachsenheim sind 38 Personen zugelassen, im Kirbachtal sind es 30. In der kleinen Aussegnungshalle in Häfnerhaslach sind nur 15 Personen erlaubt“, sagt er.

Insgesamt überwiegen seit geraumer Zeit die Feuerbestattungen. „Das hat aber nichts mit Corona zu tun“, klärt Karl-Otto Gauger auf. Vor allem das moderne Leben, das oftmals dazu führt, dass die Familie und die Hinterbliebenen nicht mehr im selben Ort wohnen, sei ausschlaggebend. Ein Urnengrab sei kleiner und bedürfe weniger Pflege. Auch Baumgräber werden immer beliebter, erklärt der Löchgauer Bestatter, dessen Unternehmen für sieben Kommunen zuständig ist und 13 Friedhöfe fest betreut. Ansonsten arbeiten sie, wo sie beauftragt werden, grob gesagt im Umkreis von 50 Kilometern um Löchgau.

„Sie müssen bedenken, dass die Leute immer älter werden. Wenn eine 95-Jährige verstirbt, sind die Kinder selbst schon 70 und können das Grab nicht mehr 20 Jahre pflegen“, sagt Gauger weiter. Auch einen neuen Trend hat der Bestatter beobachtet: Erdbestattungen, jedoch mit pflegeleichten Gräbern. Auf dem Hessigheimer und dem Walheimer Friedhof gebe es die neuen Rasengrabfelder bereits.

Die Grabplatte mit dem Namen des Verstorbenen wird liegend und bündig mit der Grasnarbe gesetzt. Ohne Grabschmuck und Dekoration, wodurch es reicht, den Rasen zu mähen, um ein ordentliches Grab zu ermöglichen. Das Mähen übernehme die Kommune. „Das setzt sich so langsam durch“, erklärt Gauger.

Im Ausland, etwa in Frankreich werde die Luftbestattung immer beliebter, also das Verstreuen der Asche des Toten an einem schönen Ort.

Friedhofszwang ist Vorschrift

Das jedoch sehe Gauger in nächster Zeit nicht in Deutschland, da hier der sogenannte Friedhofszwang gilt. Diese Vorschrift verbietet es, die physischen Überreste eines Toten an einem anderen als dem dafür gewidmeten Ort, sprich dem Friedhof, aufzubewahren. Daher werden auch Friedwälder offiziell als Bestattungswald ausgewiesen.

Was sich noch verändert habe sei einerseits die Beratungsintensität, aber auch die Art der Kommunikation. „Wir haben bereits vor Corona telefonische Beratungen angeboten, mittlerweile auch per Skype“, erklärt der Löchgauer Bestatter. Auch das werde eben immer wichtiger: Den Hinterbliebenen flexible Optionen anzubieten, was die Bestattungsformen, aber auch, was das Planen der Beerdigung angeht.

 
 
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