Besucher füttern unerlaubt Pferde auf dem Fisslerhof in Tamm Karotten und Äpfel können Pferde krank machen

Von Heidi Vogelhuber
Eva Wolfschläger mit den Pferden Lisa (weiß) und Sunny (braun). 24 Privatpferde stehen auf dem Fisslerhof auf der Koppel. Das Füttern ist ausdrücklich verboten, trotzdem setzen sich Passanten darüber hinweg, was zu Koliken bei den Pferden führen kann. ⇥ Foto: Helmut Pangerl

Warum das Füttern von Pferden zu hohen Tierarztrechnungen oder Schlimmerem führen kann, berichten zwei Pferdehalterinnen vom Fisslerhof.

Gerade während der Corona-Pandemie ist es schwierig, den Kindern Abwechslung zu bieten. Es bleiben nicht viele Optionen, nur Spazieren ist auf Dauer auch nicht das Richtige für die kleinen Energiebündel. Tiere wiederum faszinieren die Kleinen immer. Also warum nicht am Fisslerhof in Tamm spazieren gehen, Pferde anschauen und den Tag genießen. Und um den Tieren noch etwas Gutes zu tun und den Kindern Freude zu bereiten, hat man noch eine Karotte und einen Apfel zum Füttern dabei.

Bitte nicht füttern

Dass jedoch das Gegenteil von gut, gut gemeint ist, besagt bereits das Sprichwort. „Bitte nur gucken, nicht füttern oder anfassen“, sagt Carmen Schray, die erste Vorsitzende des Pferdesportvereins Fisslerhof (PSV), die auch ihr Pferd  auf der Koppel in Tamm stehen hat. „Wir verstehen das auf der einen Seite, wo soll man auch hin mit den Kindern? Aber das Füttern kann den Tieren schaden und die Tierarzt-Rechnung landet dann in unserem Briefkasten“, sagt sie im Gespräch mit der BZ. Das können bei einem Pferd locker mal 5000 bis 10 000 Euro sein, die für die Behandlung, die oftmals mit einer OP verbunden ist, anfallen.

Der Hintergrund: Pferde haben, wie auch Menschen, Unverträglichkeiten. „Und die Allergien nehmen wie auch bei uns Menschen immer mehr zu“, sagt Schray. Da können auch Karotten oder Äpfel, also bekannte Pferde-Leckerlies, schnell zum Krankmacher werden. „Wir haben auf dem Fisslerhof sogar ein Pferd, das allergisch auf Gras reagiert“, ergänzt Eva Wolfschläger, Pferdebesitzerin und zweite Vorsitzende des PSV Fisslerhof.

Die Folge können Koliken sein, diese führen zu Schmerzen und einem Darmverschluss bei den Tieren. Die Redensart „Ich hab ein Pferd kotzen sehen“, die ausdrücken soll, dass nichts unmöglich ist, behält recht. Denn Pferde können sich nicht Erbrechen. Unverdautes bleibt also im Darm. Manchmal helfe eine Spritze, die den Darm entspanne, erklärt Eva Wolfschläger. Wenn nicht, ist der Tierarztbesuch unumgänglich. Stress für Pferd, Pferdebesitzer und den Geldbeutel – im schlimmsten Fall können Pferde daran sterben – trotz teurer OP. Alles vermeidbar, so die beiden Vereinsvorsitzenden. Auch betonen sie, dass es Privatpferde sind, die in Tamm stehen.

„Es ist ja auch für die Kinder gefährlich“, führt Carmen Schray aus. Das Pferd könne schlecht zwischen Karöttchen und Kinderfinger unterscheiden, da sei schnell mal unabsichtlich daneben geschnappt.

Strom auf dem Zaun

Oft beobachte sie auch, dass Eltern nicht darauf achten, dass Strom auf dem Zaun an der Koppel sei. „Meistens ist ja schon jemand da, der etwas sagen kann“, sagt die PSV-Vorsitzende. Oft sehen es die Passanten dann ein, manchmal jedoch treffen die Pferdebesitzer auch auf uneinsichtige oder gar aggressive Pferdeinteressierte. Es sei auch schon vorgekommen, dass Fremde einfach den Riegel öffnen und in den Stall gehen. „Das ist natürlich eine Straftat, ebenso das Füttern der Pferde“, nicht ohne Grund weise das „Füttern-verboten“-Schild darauf hin, sagt Schray. Letztendlich bleibe es aber an den Pferdebesitzern hängen, wenn der Übertäter nicht entdeckt wird.

Picknick inklusive Pferde-Panik

Wiederholt wurde neben der Koppel gepicknickt. Dabei könnte es leicht passieren, dass Folie oder Tüten davonfliegen. „Herumfliegendes kann eine Panik bei den Pferden auslösen“, warnt Schray. Das erste erschrecke sich und das gehe dann durch die Pferdereihen wie ein fallender Dominostein, typisches Herdenverhalten. „Nacheinander rennen die Tiere los“, erklärt sie. Dabei kann der Zaun Schaden nehmen, vor allem aber  können sich die Tiere verletzen. Und wieder habe der Tierhalter das Nachsehen. Erneut könnten Arztbesuche nötig sein. Auch könne bei einem dicken Fuß nicht ausgeritten werden.

„Ich verteile auch nicht ungefragt Süßigkeiten an fremde Kinder“, sagt Schray. Auch das sei sicherlich nicht allen Eltern recht. So müsse man auch überlegen, wenn man die Pferde füttere. Selbst bei den Pferden der befreundeten Reiter halte man sich aus der Ernährung heraus. Man wisse schließlich nicht, ob es nicht gerade eine Wurmkur bekomme, dann sei nämlich nur Heu als Futter angesagt.

Wenn Kinder Lust hätten, Pferde zu streicheln oder unter Aufsicht zu füttern, empfehlen die beiden PSV-Vorstände, einen Termin beim Ponyzentrum Hausser zu vereinbaren, das sei nämlich auch aktuell möglich und der richtige Weg für Pferd, Tierhalter und Kind, sich näher zu kommen. Beispielsweise gibt es Spaziergänge mit Shetlandponys, die gebucht werden können.

www.ponyzentrum-hausser.de

 
 
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