Betreuer im Landkreis Ludwigsburg In der Freizeit für andere entscheiden

Von Frank Ruppert
Elke Gehlen, Betreuungsverein. Foto: Oliver Bürkle

Mehr als 1000 Betreuer im Landkreis kümmern sich um Behörden- oder Arztangelegenheiten von Menschen, die dies selbst nicht können.

An diesem Freitag ist der Tag der ehrenamtlichen Betreuer. Die Landesregierung ehrt mit einer Veranstaltung im Haus der Wirtschaft das Engagement der rund 64 000 Ehrenämtler in dem Bereich. Auch eine Delegation aus dem Landkreis Ludwigsburg fährt nach Stuttgart.

„Jeder kann schnell in eine Situation kommen, in der er oder sie eine Betreuung braucht“, sagt Elke Gehlen. Sie koordiniert beim Betreuungsverein für den Landkreis Ludwigsburg die ehrenamtlichen Betreuer. Wer selbst seine Angelegenheiten nicht (mehr) regeln kann, erhält über das Amtsgericht und die Betreuungsbehörde beim Landratsamt einen Betreuer zugewiesen. „Wie schnell ein Betreuer bestellt ist, ist ganz unterschiedlich und kann zwischen vier Wochen und acht Monate dauern“, erzählt Gehlen.

Verein hilft seit 1994

In der Regel würden nächste Verwandte als Betreuer eingesetzt. „So kommen viele auch zu dem Ehrenamt“, sagt Gehlen. Ihr Verein schult und berät seit 1994 Ehrenämtler und stellt für kompliziertere Betreuungen auch hauptamtliche Kräfte. „Wenn es um ein großes Vermögen, viele Schulden oder eine aus einem anderen Anlass komplexere Aufgabe geht, werden eher Hauptamtliche herangezogen“, so Gehlen. Sie ist selbst eine solche und betreut 45 Menschen im Alter zwischen 18 und über 100 Jahren. Die 167 Ehrenamtlichen beim Verein kümmern sich um 225 Betreute.

Kümmern ist auch ein wichtiges Stichwort für Gehlen. Häufig herrsche der Irrglaube, ein Betreuer erledige Einkäufe oder mache den Haushalt für den Betreuten. Dem sei nicht so. Als Betreuer sei man für einen oder mehrere Themenbereiche wie Finanzen, Gesundheit oder Behörden zuständig und der Verein empfiehlt dafür ein- bis zweimal im Monat Kontakt aufzunehmen.

Seit September 2021 betreut Torsten Vogel aus Schwieberdingen ehrenamtlich. Derzeit sind es vier Personen, die er unterstützt. Der 42-jährige Familienvater kam zu dem Ehrenamt über die Erfahrungen mit seinem Vater. Als dieser krank wurde, habe er im Rahmen der ihm erteilten Vollmacht den Papierkram mit Behörden und Versicherungen übernommen. „Die Gesundung ging vor. Ich habe gemerkt, dass ich meinen Vater spürbar entlasten konnte“, erzählt der Projektmanager.

Die so gewonnenen Kenntnisse wollte Vogel dann auch anderen zuteil werden lassen. „Ich hoffe, dass mir im Alter auch einmal jemand hilft“, sagt er. Der erste Kontakt zum Betreuungsverein sei positiv verlaufen. Vogel fühlt sich dort gut unterstützt. Wichtig sind aber für den ehrenamtlichen Betreuer die ersten Begegnungen mit den zu Betreuenden. „Das muss für beide Seiten passen“, sagt er.

Vorbild für andere sein

Er halte regelmäßig Kontakt zu seinen Betreuten, die ganz unterschiedlich sind. Von einem Demenzkranken im Pflegeheim, über eine geistig noch fitte, aber körperlich angeschlagene Seniorin, bis hin zu zwei jüngeren Betreuten ist die Bandbreite sehr groß. „Ich kümmere mich um einen jungen Mann mit Behinderung, der irgendwann auf eigenen Beinen stehen will und um einen Asylbewerber, der das gleiche Ziel hat.“ Der Kontakt zu den Betreuten sieht so unterschiedlich aus, wie die Menschen selbst. Von Besuchen im Pflegeheim mit Konsultation der Pflegenden und der Ärzte bis hin zu kurzen Textnachrichten auf dem Handy gibt es alles.

Für Vogel stehen bei seinem Ehrenamt der Dienst an der Gesellschaft und die Hoffnung, ein Vorbild zu sein im Vordergrund. „Es gibt zu wenige ehrenamtliche Betreuer und der Bedarf wächst weiter“, sagt er.

 
 
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