Mit einer Erfolgsmeldung eröffnete Oberbürgermeister Jürgen Kessing am Samstag beim Infogespräch zur barrierefreien Stadt seinen Bericht über bauliche Maßnahmen, die umgesetzt wurden. Von 134 Bushaltestellen sind inzwischen 108 barrierefrei umgebaut. 26 müssten verschoben werden, da entweder der Baugrund fehle oder die Topografie einen Umbau nicht zulasse. Eine Verlegung dieser Bushaltestellen werde geprüft. Am Haltepunkt Kronenzentrum, so Kessing weiter, sei zusätzlich zur digitalen Anzeige der Busfahrzeiten nun auch ein Anforderungstaster für die Sprachausgabe installiert worden, ein weiterer Ausbau sei geplant. „Die Anträge sind gestellt, es dauert aber seine Zeit“, sagte der Oberbürgermeister.
Bietigheim-Bissingen 108 Bushaltestellen sind barrierefrei
Im Enzpavillon fand das jährliche Treffen zwischen der Stadtverwaltung und Menschen mit Einschränkungen statt. Es gibt noch einiges zu tun.
Gesprächsreihe mit langer Tradition
Das Treffen zwischen der Verwaltung, behinderten Bürgern und Vertretern entsprechender Vereine findet seit über 20 Jahren statt, und es hat sich inzwischen viel getan: Öffentliche Treppen für Sehbehinderte wurden mit Kontraststreifen als Orientierungshilfe ausgestattet, 24 Kreuzungen für Blindenanforderungen mit Freigabetönen eingerichtet und ein Raum für den Einbau einer behindertengerechten Toilette im Bahnhofsgebäude gefunden, die inzwischen in Betrieb genommen wurde. „Was lange währt, wird endlich gut“, so Kessing zur Umsetzung des lang gehegten Wunsches von Menschen mit Mobilitätseinschränkungen.
Zahlreiche Anmerkungen, auch vereinzelte Kritik, kam aus dem Publikum. Geklagt wurde etwa über eine zu lange 30-Minuten-Taktung des Busses vom Wohngebiet Buch hinunter in die Stadt, ebenso werde der Bahnhof zu wenig angefahren. Bemängelt wurde ein barrierefreier Schriftverkehr mit den Stadtwerken und eine Ampel ohne Taster an der Einfahrt zur Polizei. Dabei sei es etwa bei der Taktung nicht so einfach, sagte Kessing. Der Busverkehr diene in Bietigheim-Bissingen auch als Zubringer zur S-Bahn. Zusätzliche Taktzeiten und neue Strecken müssten bei Landkreis angemeldet werden und würden hohe Kosten auslösen. Ebenso müsse auch eine entsprechende Nutzungsfrequenz vorhanden sein, dämpfte er allzu hohe Erwartung. Hans-Joachim Sämann vom Verein Barrierefreie Stadt hatte gleich eine ganze Liste von Verbesserungsvorschlägen mitgebracht. Der Lieferverkehr in der Fußgängerzone, der kontrolliert wird, mache das Pflaster kaputt und die Überwege oberhalb des Turms der grauen Pferde seien ungenügend. Sämann regte für die Hillerstraße eine Einbahnstraßenregelung an. Auf dem Waldparkplatz im Forst seien auch keine Fahrradständer, was Bürger bemängeln, die mit dem Rad dort hinfahren, um dann zu joggen, so Sämann.
Oberbürgermeister Kessing nahm alle Anregungen auf und werde im nächsten Jahr berichten. Die Stadt habe ein Konzept für die nächsten zehn Jahre entwickelt, worin auch das Ziel verankert wurde, die Inklusion verschiedener Bevölkerungsgruppen weiter zu entwickeln. Im Mobilitätsplan 2035 sei formuliert, für Fußgänger barrierefreie Wege zu gestalten, vor allem die Querungen in wesentlichen Teilen der B 27. Dies sei allerdings ein besonderes Problem, weil die Stadt jahrelang autogerecht umgebaut worden sei, jetzt seien aber Fußgänger, Radler und Autofahrer gleichberechtigt. Und auf Anregung aus der Runde biete das Kulturamt nun seit Oktober 2023 auch Ermäßigungen für Schwerbehinderte ab einem Behindertengrad von 50 Prozent an, zuvor lag die Grenze bei 80 Prozent. Gleiches gelte, immer mit Vorlage des Ausweises, für die Ermäßigung des Eintritts bei den Bädern.
In dem Gespräch lobte ein Teilnehmer, die Bemühungen der Stadt könnten als Beispiel für den ganzen Landkreis dienen. Jürgen Kessing machte deutlich, man habe in der Verwaltung keinen Beauftragten für die Belange der Menschen mit Einschränkungen. Alle Beschäftigten seien angehalten, diese Belange immer zu berücksichtigen.