Bietigheim-Bissingen 25-jähriges Bestehen des Hospiz: Nicht nur dunkle Wolken, auch Lachen gehört dazu

Von Petra Neset-Ruppert
Ute Epple (links), Petra Zuccalá (rechts) und Magdalene Wolf (Dritte von rechts) freuen sich gemeinsam mit den Mitarbeitern und Ehrenamtlichen auf viele Begegnungen mit Interessierten in diesem Jubiläumsjahr. Foto: /Martin Kalb

Das Hospiz Bietigheim-Bissingen feiert in diesem Jahr mit einem besonderen Programm sein 25-jähriges Bestehen. Ute Epple und Petra Zuccalá blicken auf den weiten Weg, den die Bewegung im Kreis zurückgelegt hat.

Angefangen hat alles mit sechs Betten und 14 Ehrenamtlichen, die sich im Hospiz Bietigheim-Bissingen, damals noch in der Gartenstraße engagierten. Das Haus wurde am 17. September 2000 eingeweiht. Mittlerweile gibt es zwölf Betten und 75 Ehrenamtliche, die Menschen beim Sterben begleiten und sich im neuen Hospizhaus in der Pforzheimer Straße engagieren.

In 25 Jahren hat sich einiges getan. Ute Epple, die Aufsichtsratsvorsitzende des Trägervereins und Petra Zuccalá, Vorsitzende des Vorstands blicken auf die Entwicklung der Hospizarbeit in Bietigheim-Bissingen für den Kreis und wagen auch einen Blick in die nahe Zukunft. 

„Offensichtlich ist das Thema Hospiz und auch Tod und Sterben angekommen“, sagt Ute Epple und erzählt von einem Zusammentreffen, als sie beim Brötchenkauf von einer Verkäuferin auf das Hospiz angesprochen wurde und sie fragte, was Epple denn glaube, ob es nach dem Tod etwas gebe. Das Gespräch habe sie überrascht und gefreut, denn ein Teil der Hospizarbeit ist eben auch die Öffentlichkeitsarbeit, um das Thema Tod und Sterben auch wieder in die Gesellschaft zu tragen und ihm die Distanz und Angst zu nehmen.

„Das merke ich auch immer wieder bei Führungen durch unser Haus oder den Letzte Hilfe Kursen: Die Leute sind überrascht, dass bei uns auch viel gelacht wird und nicht nur dunkle Wolken über unseren Köpfen hängen. Hier im Hospiz wird vor allem auch viel gelebt“, betont Petra Zuccalá.

Die zwölf Betten in der Pforzheimer Straße werden gut angenommen und im Kreis sei das Hospiz auch gut etabliert. Gleich zu Beginn waren die Rückmeldungen und Anfragen zu den damals erst sechs Betten in der Gartenstraße positiv. „Wir haben dann sehr schnell das Gästezimmer, das ursprünglich für Angehörige gedacht war in ein siebtes Bett umgewandelt“, erinnert sich Epple.

Ein Bett pro 45.000 Einwohner

Als sich die Gesetzeslage änderte und nun acht Betten mindestens zur Verfügung stehen mussten, begannen die Überlegungen: „Wir haben eine Bedarfsanalyse aufgestellt und errechnet, dass man pro 45.000 Einwohnern ein Hospizbett benötigt. Somit war klar, dass wir zwölf Betten für den Kreis brauchen“, so Epple.

Doch wo gab es die Räumlichen Kapazitäten? In der Gartenstraße standen die Personalspinde bereits zum Teil im Treppenhaus. „Als sich dann die Möglichkeit ergab, das MS-Heim in der Pforzheimer Straße umzubauen, wurde es konkreter. Denn ein Neubau wäre schon damals zu teuer gewesen“, sagt die Aufsichtsratsvorsitzende.

Mit der Gründung des Stiftungsrat 2004 begann das Spendensammeln für den Trägerverein und das neue Hospiz in der Pforzheimer Straße. Im Mai 2022 konnte dann das neue Haus, das nun genug Platz auch für das Personal und die Ehrenamtlichen hat, eröffnet werden. „Seit dem können wir mehr Veranstaltungen unkomplizierter anbieten, da wir eigene Räume haben und nicht noch wie damals die Räume der Diakoniestation nutzen müssen“, sagt Zuccalá. Sie freut sich, dass das Hospiz weiterhin regelmäßig über die Kurse neue ehrenamtliche Hospizbegleiter gewinnen kann. Zwar merke man schon, dass in der Vergangenheit sich mehr Menschen jedes Jahr für ein solches Ehrenamt entschieden hatten, doch trotz Rückgang könne der Verein sich auf ein großes ehrenamtliches Team verlassen, so Epple.

Foto: Archiv/Bietigheimer Zeitung

Und dieses Team hat auch Ideen und Vorschläge für das diesjährige Jubiläum eingebracht mit dem das Hospiz das gesamte Jahr über das 25-jährige Bestehen feiern möchte. Neben einer besonderen Ausstellung in der Stadtkirche Bietigheim und einem Benefizabend zugunsten der Krankenfördervereine wird es in diesem Jahr auch wieder eine Friedhofssoirée geben.

Diese Veranstaltungen bringen die Hospizbewegung nicht nur in die Öffentlichkeit, sie ermöglichen es vielen Menschen auch ganz unkompliziert mit den ehrenamtlichen Hospizbegleitern ins Gespräch zu kommen. Da sei der Bedarf tatsächlich auch sehr groß.

Blick in die Zukunft

Und was wünschen sich die beiden für die Zukunft? Wo soll es denn in den nächsten 25 Jahren hingehen? „Ich sage immer, dass ich hoffe, dass ich den richtigen Zeitpunkt finde, wann ich aufhören und es dann heißt: ‚Schade, dass sie geht’ und nicht ‚endlich ist sie weg’“, sagt Ute Epple und lacht. Sie sieht das Hospiz für die nahe Zukunft gut aufgestellt, gerade auch beim Blick auf die Bettenanzahl, glaubt sie nicht, dass sich daran bald etwas ändern müsse. Sie wünscht sich, dass gerade das Projekt „Hospiz macht Schule“ sich weiter entwickelt und noch mehr Schulen daran teilnehmen.

Das nächste Mal als Gast

„Zum Fest zum 50-Jährigen komme ich dann als Gast“, sagt Zuccalá und kann sich ein Schmunzeln nicht verkneifen. Bis dahin werde sie dann hoffentlich in Rente sein, aber ob das dann auch das Ende ihrer Zeit im Hospiz ist, weiß sie nicht. „Vielleicht mische ich dann noch ehrenamtlich mit“, so Zuccalá die auch über das Ehrenamt den Weg in die hauptamtliche Hospizarbeit fand.

Auf jeden Fall wollen sie dieses Jubiläum mit einem bunten Programm das Jahr über groß feiern und das nicht alleine, sondern mit vielen Gästen und Unterstützern des Hospizes.

Eine Auswahl aus dem diesjährigen Jubiläumsprogramms

Eine Ausstellung der besonderen Art wird vom 4. bis 21. April von 10 bis 18 Uhr in der Stadtkirche Bietigheim zu sehen sein. Unter dem Thema „Erbschaftsangelegenheiten“ beschäftigt sich die Ausstellung damit, was man hinterlässt, und das hat nicht so viel mit dem juristschen Begriff des Erbens zu tun. Der Eintritt zu dieser Ausstellung ist frei.

Um die Krankenpflegefördervereine zu unterstützen, gibt es am Samstag, 10. Mai, einen Benefizabend mit einem Drei-Gänge-Menü und Zaubershow sowie Musik im Martin-Luther-Gemeindezentrum. Die Anmeldung erfolgt über die Homepage des Hospizes unter www.hospiz-bietigheim-bissingen.de.

Zu einer Friedhofssoirée auf dem Friedhof St. Peter lädt der Hospizverein am Freitag, 18. Juli, von 16 bis 20 Uhr ein. Über das gesamte Friedhofsgelände sind verschiedene Stationen verteilt, die zum verweilen, reden und ausprobieren einladen.

Am Samstag, 13. September, öffnet das Hospiz seine Türen und lädt von 11 bis 15 Uhr zum Tag der offenen Tür ein.

Im Kilianshaus findet am 29. November, 17 Uhr, ein Adventsdinner unter dem Motto „Wo bleibst du Trost der ganzen Welt“ mit Pfarrer Achim Pantle statt. Die Anmeldung hierfür ist ab september beim Hospiz über die Homepage oder telefonisch unter der Nummer (07142) 771 85 23 möglich.  

 
 
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