Der Boden bebte am vergangenen Sonntag in der Jahnhalle in Bissingen: während im Vorraum ein paar Eltern warteten, wurde in der Halle eingezählt und eine vielköpfige Menge junger Tänzer und Tänzerinnen bewegte sich synchron: „3, 2, 1, Schritt und Drehung.“ Sie alle waren dem „Casting-Call“ der Tanzschule Move It gefolgt und werden bald, mit etwas Glück, die Opening- und die Closing-Show von „Jugend trainiert“ in der Ege Trans Arena bestreiten: ihre Aufgabe ist es, die Teilnehmer dort „morgens aufzuwecken und ihnen abends einzuheizen“, erklärt die Geschäftsführerin der Tanzschule, Saskia Massa.
Bietigheim-Bissingen „3, 2, 1, Schritt und Drehung“
Beim Casting für die Showeinlagen von „Jugend trainiert für Olympia“ überraschte die Energie und Motivation der Teilnehmer sogar die Veranstalter. Rund 140 Tänzerinnen und Tänzer wollen dabei sein.
Die ganz große Bühne
Zwei Choreografien also von zwei bis drei Minuten Dauer, dazu noch ein Mitmachtanz. Und das vor einem Publikum von 3200 Personen in der Arena, vor Fernsehzuschauern und Vertretern Kultusministeriums: es ist das größte Schulevent in Baden-Württemberg dieses Jahr – die ganz große Bühne für die Teilnehmer.
„Die wollen einfach auf die Fläche“, kennt Massa die Motivation der Tänzer: Eine solch große Gelegenheit zum Auftritt komme nicht oft. Dabei ist sie selbst überwältigt vom Andrang: Vor knapp acht Wochen begann man für das Casting zu werben– da habe man „nicht mit 140 Teilnehmern gerechnet.“
Die Tanzschule nimmt mit 140 Tänzern und Tänzerinnen teil, davon kommen nur 20 bis 30 aus ihren eigenen Reihen, der Rest wird über das Casting gewonnen. Zehn Jahre war die Altersuntergrenze, auch kompletter Anfänger durfte man nicht sein: die Choreografie muss auch alleine zu Hause geübt werden können. Bei einem Altersdurchschnitt der Teilnehmer unter 20 Jahren sind aber auch einige Erwachsene in der Halle dabei, mit bis zu 60 Jahren. Und sie nehmen eine gewisse Anreise in Kauf, kommen zum Teil Tübingen, Nürtingen und Reutlingen.
„Bei dem Überkreuzen hätte ich gerne die Hip-Hop-Jo-Jo!-Arme“, ruft derweil auf der Bühne Choreografin Sabrina Reichle in die volle Halle – und sofort wird ausprobiert, wie bei dem Kreuzschritt die Arme möglichst provozierend ausgebreitet werden können. „Füße hoch“, erinnert die Trainerin. Außer Atem und hoch konzentriert folgt die Masse der Teilnehmer synchron ihren Bewegungen.
Authentisch Vollgas geben
Worauf kommt es bei den Proben in der kurzen Zeit an? Viele Wiederholungen in kurzer Zeit, um die Choreografie ins Kurzzeitgedächtnis zu bekommen, erklärt Choreografin Reichle. Sie selbst darf „nicht den Chef heraushängen lassen“, stattdessen will sie authentisch sein – und selbst Vollgas geben: „Wenn ich 100 Prozent gebe, geben die Schüler 80, da kann ich nicht selber nur 80 geben“, weiß sie aus Erfahrung. Auch für sie ist der kommende Auftritt ein Höhepunkt ihrer achtjährigen beruflichen Karriere – eine gewisse Aufregung sei auch bei ihr da, gibt sie zu.
Und: „Es sieht gut aus für die anderthalb Stunden“, findet Geschäftsführerin Massa im hinteren Teil der Bühne. In einem ersten Schritt wurde die Choreografie gemeinsam in der großen Gruppe geübt. Nach knapp zwei Stunden wird es dann ernst: in kleineren Gruppen geht es vor die Kamera: die Performance der mit aufgeklebten Nummern zu identifizierenden Tänzer und Tänzerinnen wird vom Team der Tanzschule dann in der kommenden Woche bewertet. „Da ist eine geile Energie, das spürst du richtig“, beschreibt Massa die Stimmung schon im ersten Teil.
Sechs Übungstermine
„Ich will niemanden sehen, der nur am Rand steht“, fordert Choreografin Reichle bei den Aufnahmen: solidarisch werden die, die gerade vor der Kamera stehen, vom Rest angefeuert: Vollgas geben, alles rauslassen, gleich beim Freestyle-Einstieg der Choreografie.
Nach der Aufnahme drängen sich die Teilnehmer vor mehreren Listen: sechs Übungstermine werden noch angeboten, zwei sind verpflichtend. Bei der Auswahl ist die Wahrscheinlichkeit relativ hoch, dass sogar alle Casting-Teilnehmer auch übernommen werden, erklärt Saskia Massa nach dem Vormittag: denn der Erfolg ist enorm, die große Motivation spürbar, die Choreografie schnell gelernt.
„Wild“, bringt auch Choreografin Reichle die Stimmung auf den Punkt, als alles im Kasten ist und sie, selbst außer Atem, umringt von den Teilnehmern neben der Bühne steht: „Wie toll die sind“, ist sie begeistert, „und dass es gleich so klappt“. Deutlich sehe man die „Power und Energie“ der Teilnehmer – beste Voraussetzungen also für den großen Auftritt.