Da staunte der Facharzt für Chirurgie und Proktologie Dr. Wolfgang Pfeiffer selbst nicht schlecht: Seine Majestät der König von Bhutan höchstpersönlich teilte ihm anlässlich der Verleihung des goldenen National Order of Merit am Nationalfeiertag Bhutans im hauptstädtischen Nationalstadion Thimphu mit, dass der Bietigheim-Bissinger inzwischen zum 70. Mal hier zu Gast sei. Eine schier unglaubliche Geschichte.
Bietigheim-Bissingen 70 Mal auf dem Dach der Welt
Der Honorargeneralkonsul Dr. Wolfgang Pfeiffer und seine Liebe zum Himalaja-Königreich Bhutan.
Sie begann 1996. Ein bhutanischer Gast besuchte eine Ausstellung des Bietigheimer Künstlers Roland Bentz in Pfeiffers Praxis und bat dann um entsprechende fachärztliche Untersuchung. Die erforderliche Operation wollte der Patient mangels finanzieller Möglichkeiten jedoch in seinem Heimatland gemacht haben.
Drei Monate später, nach dem Kauf einer Basis-Ausrüstung für die Facharztbehandlung, startete auch schon der erste Flug des inzwischen 78-jährigen ehemaligen CDU-Stadtrats (1984 bis 2019) und Kreisrats (1984 bis 1989) in das landschaftlich so reizvolle Nachbarland von Tibet. Die Intention: Den Menschen in dem 800.000-Einwohner-Land auf vielfältige Weise medizinische, humanitäre Hilfe zu leisten. Das heißt konkret: Aufbau einer ambulanten und stationären proktologischen fachärztlichen Versorgung.
Verein gegründet
Bald waren die ganzen Hilfsprojekte von einer Person, auch finanziell, nicht mehr zu stemmen. Zusammen mit Roland Bentz und weiteren Freunden, die der Menschenfreund Wolfgang Pfeiffer für sein Hilfsprojekt begeisterte, konnte 1999 der gemeinnützige Verein Bhutan-Hilfe e. V. gegründet werden. Heute wird die Gemeinschaft von Prof. Alexander Klaussner aus Konstanz geführt.
2003 wurde der Bietigheim-Bissinger zum Honorargeneralkonsul des Königreichs Bhutan ernannt und ist in Deutschland somit Ansprechpartner für bhutanische Staatsangehörige, wenn sie irgendwelche Probleme beim Besuch Deutschlands haben. Darüber hinaus spielen auch Verbindungen von wirtschaftlichen Interessen zwischen beiden Ländern eine Rolle.
Hohe Verdienste
Für seine hohen Verdienste wurde dem Bhutan-Freund aus Bietigheim-Bissingen 2019 der höchste bhutanische Orden, den eine Privatperson erhalten kann, verliehen. Die Auszeichnung entspricht hier dem Bundesverdienstkreuz am Band. Nach Anerkennung dieses Ordens durch das Bundespräsidialamt in Berlin darf dieser Orden auch in Deutschland getragen werden. „Solange ich gesund bleibe, werde ich auch weiterhin nach Bhutan reisen. Ohne Rückenstärkung meiner gesamten Familie wäre dies allerdings nicht möglich“, sagt der heutige Ruheständler.
Er hat nach wie vor die Absicht, jeweils zehn Stunden lang zum Dach der Welt beziehungsweise ins „Land der Drachen“ oder „Druk Jül“ zu fliegen. Wobei ausdrücklich zu beachten sei, dass er alle seine 70 Reisen vollständig selbst finanzierte. Bhutan, Wasserreservoir für die Hälfte der Welt, befindet sich in der Himalaja-Region in einer Höhe zwischen 1500 und 7000 Metern. Meistens bewegt man sich in dem Land, das flächenmäßig etwas größer als die Schweiz ist, aber zwischen 2000 und 4000 Metern.
Glück als Staatsziel
Neben der Schönheit des von touristischen Müllhalden bisher verschonten Staates mit seinen majestätischen Schneegipfeln, fruchtbaren Tälern, seiner reinen frischen Luft und unberührte Wäldern, kann sich Bhutan auch noch einer besonderen Wertschätzung erfreuen:
Dr. Pfeiffer: „Die Bertelsmann-Stiftung hat vor wenigen Jahren eine Erhebung zum ,Glücklich Sein‘ der Länder gemacht. Mit großem Abstand hat das Königreich Bhutan die Spitzenposition erreicht. Die Umsetzung, das Leben des buddhistischen Glaubens, leitet die Menschen vor Ort. Das Vorleben des einfachen Lebens durch den König und die königliche Familie prägen hier das tägliche Dasein. Nicht Neid und Missgunst stehen im Vordergrund des täglichen Lebens, sondern der Zusammenhalt der Familien-Gemeinschaften.“
Seine Majestät König Kesar ist demnach ein hochgebildeter, intelligenter Anführer seines Landes und beim gesamten Volk beliebt. „Für mich ist er, trotz seines jungen Alters, ein hochgeschätzter König eines wunderschönen Landes“, so die Erfahrungen des schwäbischen Honorargeneralkonsuls.