Bietigheim-Bissingen Anette Striegel ist die „Spielplatzfrau“

Von Petra Neset-Ruppert
In ihrem Garten hat die Spielplatzplanerin Anette Striegel einen eigenen „Ninja Warrior“-Übungsparcour in dem ihr Sohn und ihr Mann regelmäßig trainieren. Ringe sind für Striegel ein vielseitiges Spielelement. Foto: /Martin Kalb

Die Architektin Anette Striegel aus Bietigheim-Bissingen plant und baut seit zehn Jahren Spielplätze im Kreis. Worauf sie dabei achtet und weshalb sie diesen Job noch lange machen möchte verrät sich im Gespräch mit der BZ.

Ein Wasserspiel plane ich immer gerne ein, denn trockener Sand ist ziemlich langweilig. Wenn die Kinder rummatschen können, wird es interessant“, erzählt Anette Striegel. Die studierte Hochbau- sowie Garten- und Landschaftsarchitektin plant und entwickelt seit zehn Jahren Spielplätze im Kreis Ludwigsburg. Wie es dazu kam? „Ich bin da einfach reingerutscht“, lacht Striegel. Nach dem Studium war es nicht leicht eine Stelle zu finden. Projektbezogene Arbeit gab es für sie immer wieder in einem Architekturbüro meist erstellte sie dann nur die Grünordnungspläne. „Eines Tages sollte ich im Rahmen des Grünordnungsplans dann auch den Spielplatz eines Neubaugebietes mitgestalten. Von da an landeten die Spielplätze immer bei mir und ich war die ‚Spielplatzfrau’“, erinnert sich die 47-Jährige.

Freude, wenn Kinder spielen

Mittlerweile ist die Bietigheimerin selbstständig und plant und baut mit ihrem Architekturbüro „2 in 1 Architektur + Landschaftsplanung“ Spielplätze für Kitas und die Gemeinden. In Oberriexingen sei so sogar schon mal als „Spielplatzbeauftragte“ bezeichnet worden. Die Arbeit macht ihr Spaß, die größte Freude sei es für sie, wenn der Spielplatz dann fertig ist und die Kinder zum ersten Mal den neuen Spielbereich erkunden. „Da weiß man was man gemacht hat“, sagt die Architektin.

Was auf einen Spielplatz gehört? Natürlich die „Grunddinge“: Rutsche und Schaukel. Dann kommt es aber auch darauf an für welches Alter der Spielplatz gedacht ist und wie das Gelände aussieht. Für ältere Kinder baut Striegel gerne Kletter und Hangelmöglichkeiten. „Am effektivsten sind Ringe, auch für zu Hause. Da kann man sich dranhängen oder mit einer Stange auch als Reck nutzen und schaukeln“, schwärmt die Spielplatzplanerin.

Gerade arbeitet sie an einem Outdoor-Bereich in Sersheim nahe der Pumptrack. Dort steht das Thema Inklusion im Mittelpunkt der Planungen. „Es wird eine Nestschaukel, ein Karussell, dass man auch mit einem Rollstuhl befahren kann und eine Wippe für Kinder mit Beeinträchtigung geben“, sagt Striegel. Bei diesem Projekt werden auch die Wege zwischen den einzelnen Spielgeräten einen wichtigen Teil in der Planung einnehmen, denn ein fester Untergrund soll dafür sorgen, dass man auch mit Rollstuhl oder anderen Einschränkungen unkompliziert an die Spielgeräte herankommt. „Viele Spielplätze sind schon inklusiv“, betont die Architektin.

Rund ein einhalb Jahre dauert es im Schnitt bis ein Spielplatz entsteht. Zu Beginn muss sich Striegel erst einmal das Gelände ansehen und in Kitas hört sie auch gerne den Kindern zu, was sie sich wünschen und wie die Erzieherinnen den Außenbereich nutzen möchten. Dann entstehen die ersten Planungen. „Bei öffentlichen Spielplätzen schaue ich mir auch gerne die anderen Spielplätze in der Umgebung an, damit ein vielfältiges Angebot entsteht“, sagt die 47-Jährige.

Dass sie demnächst sich in andere Gebiete der Architektur vorwagt, sieht die Mutter eines Sohnes nicht. „Mir macht das wirklich Spaß und ich werde das noch lange weitermachen. Vielleicht ist die Zeit jetzt auch reif für Spielbereiche in Schulen.“ Sie hat den Eindruck, dass während der Pandemie viele Gemeinden die Spielplätze wieder stärker in den Blick genommen haben. Wie das in den kommenden Jahren weitergehen werde, darauf sei sie gespannt. Vorerst hofft sie erst einmal, dass sie die Preise für Spielgeräte nicht noch weiter nach oben steigen, denn auch bei den Herstellern sei die Inflation spürbar.

Sohn als Testkind beim TÜV

Ihr Sohn Jakob, der mittlerweile elf Jahre alt ist, war schon immer eine wichtige Inspirationsquelle für ihre Spielplatzplanungen. „Er war eigentlich immer das Testkind und kam mit zur TÜV-Prüfung, sodass die Prüfer ihn irgendwann schon mit Namen begrüßt haben“, schmunzelt Striegel. Gerade auch das Thema Sicherheit nimmt einen großen Raum bei ihren Planungen ein. „Es gibt so viele Vorschriften, die auch teilweise eine Sache der Auslegung sind. Ich habe schon Lehrgänge zu Bauvorschriften hinter mir und frage auch gerne mal beim TÜV vorab, ob eine Idee dann so auch umsetzbar ist“, erklärt die Spielplatzplanerin.

Fragt man sie nach ihrem Lieblingsspielplatz, muss Anette Striegel lange nachdenken und dann sprudelt es aus ihr heraus: „Einen kann ich gar nicht benennen. Es gibt so viele Dinge, die mir richtig Spaß gemacht haben.“ Ein Baumhaus für die Kita im Sand, ein Fuchsbau mit Röhren zum reinklettern oder auch eine Pumptrack, die sie gemeinsam mit Jugendlichen und dem Bauunternehmen vor Ort entstehen lies.

Kinder bauen Spielplatz um

Manchmal komme es dann auch anders als geplant: Auf einem Spielplatz hatte Striegel einen Wasserlauf mit Steinen, der in einen Sandkasten mündete, geplant. „Das kam bei den Kindern so gut an, dass sie die Steine als Baumaterial genutzt haben und dadurch den Weg und die Straße fluteten. Dann musste ich noch mit einer Umrandung nacharbeiten“, erinnert sich die Architektin. Genau das sei aber der Grund weshalb ihr die Spielplätze so Spaß machen. Kinder finden immer einen eigenen Weg das Gelände zu nutzen und zu erkunden, weshalb sie es gerne so offen wie möglich gestaltet und Dinge wie Motiv-Spielplätze eher selten macht. „Da nutze ich das Geld lieber für ein ordentliches Spielgerät, denn die Dekoration brauchen Kinder beim Spielen nicht. Das ist meist nur für uns Erwachsene“, weiß Striegel.

Einen Tipp für den eigenen Spielplatz im Garten hat die Architektin dann noch: „Ein gescheiter Sandkasten ist immer ein tolles Spielgerät, dass auch lange bespielt wird. Am besten mit Wasser, dann wird es richtig interessant.“

 
 
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