Bietigheim-Bissingen Angehörige im Trauerfall entlasten

Von Kseniya Mai
Renate Wendt präsentiert ihr Vorsorgeheft zur Unterstützung von Hinterbliebenen im Trauerfall. Foto: /Martin Kalb

Renate Wendt hat ein Heft mit wichtigen Informationen wie Daten, Vollmachten und organisatorischen Details zusammengestellt. Es enthält auch persönliche Elemente, die oft vergessen werden.

Dieses Vorsorgeheft nimmt den Hinterbliebenen den Stress, weil die Wünsche des Verstorbenen bekannt sind und erfüllt werden können.“ Mit diesem Satz bringt Renate Wendt die Zielsetzung ihres letzten großen Projekts auf den Punkt: ihr Vorsorgeheft „Was wichtig ist – Ein Heft für alle Fälle“.

Viele kennen Wendt als langjährige Vorsitzende der Aktiven Senioren Bietigheim-Bissingen, als Vorsitzende des Dachverbands für Seniorenarbeit und als Vorstand im Kreisseniorenrat Ludwigsburg. Doch hinter diesen Funktionen steht eine Haltung, die sie im Gespräch mit der BZ mit folgenden Worten beschreibt: „Ich kann es nicht sehen, wenn jemand ein Problem hat und nicht damit fertig wird – dann muss ich mich einmischen.“

Der persönliche Hintergrund

Ausgangspunkt für das jüngste Projekt war eine persönliche Situation: Ihre Söhne baten sie, Ordnung in ihre Unterlagen zu bringen. „Du bist überall und nirgends und hast vieles auf den Weg gebracht“, habe einer von ihnen gesagt. Später einmal müssten sie in ihren Schubladen schauen, alles suchen – „und das kannst du uns nicht zumuten“, habe es weiter geheißen. Dieser familiäre Anstoß war der Auslöser für ein Vorhaben, das sich Schritt für Schritt zu einem strukturierten Heft entwickelte, das über einfache Checklisten hinausgeht.

Das Vorsorgeheft ist in verschiedene Abschnitte gegliedert und bietet klare Informationen zu persönlichen Daten, Vollmachten, Finanzen, digitalen Zugängen sowie medizinischen Unterlagen. Einen besonderen Schwerpunkt legt Wendt auf den Medikamentenplan: „Der ist so wichtig, dass ich da einfach darauf hinweisen muss“, sagt sie. „Jeder fragt mich nach dem Medikamentenplan“, ergänzt sie. Darüber hinaus enthält das Heft auch Informationen zu Vereins- und anderen Mitgliedschaften, Ausgaben und Einnahmen sowie zur persönlichen Absicherung. Zudem finden sich praktische Hinweise für den Todesfall, wie etwa zur Grabpflege und den wichtigsten Formalitäten.

Ergänzt werden diese Inhalte durch persönliche Elemente wie Geburtstagsübersichten oder Liedvorschläge für die Trauerfeier. Diese sollen nicht nur helfen, organisatorische Aufgaben zu bewältigen, sondern auch zwischenmenschliche Nähe fördern – ein Aspekt, der Renate Wendt besonders am Herzen liegt.

Vorsorge und Trost

Wendt betont, dass Vorsorge weit mehr umfasse als nur medizinische oder rechtliche Regelungen. Es gehe auch darum, soziale Bindungen zu pflegen und den Hinterbliebenen Trost sowie Orientierung in der schwierigen Phase des Verlusts zu bieten.

Ebenso wichtig ist ihr der Ton, in dem sie ihre Leser anspricht. „Ich rede mit den Lesern. Ich gehe speziell auf die Situation eines Hinterbliebenen ein.“ Mit dieser persönlichen Ansprache und ihrer langjährigen Erfahrung in der Seniorenarbeit hebt das Heft sich aus ihrer Sicht von anderen Angeboten ab.

Das Vorsorgeheft wird von Renate Wendt als ihr „letztes großes Projekt“ bezeichnet, da es aus der Sicht der Initiatorin alle wichtigen Themen umfasst. Gleichzeitig betont Wendt, dass sie sich mehr Freiraum gönne: „Ich mache gerne Kurzreisen, drei oder vier Tage, oder auch fünf Tage. Das schaffe ich noch.“

Doch trotz ihrer persönlichen Auszeiten bleibt sie offen für kleinere neue Anliegen. So wurde sie kürzlich auf die eingeschränkte Mobilität älterer Menschen aufmerksam, insbesondere in Bezug auf den Zugang zum Friedhof. Die Idee eines Bürgerbusses, der gezielt diesen Bedarf deckt, stelle ein potenzielles zukünftiges Vorhaben dar, das sie derzeit prüft.

Mit ihrem Vorsorgeheft hat Renate Wendt ein Hilfsmittel geschaffen, das Angehörige im Trauerfall entlasten soll. „Denn die Trauer um einen lieben Menschen ist schwer, und sollte nicht durch die Suche nach Unterlagen beeinträchtigt werden“, so die Autorin. 

 
 
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