Eine Anlaufstelle, für alle, die keinen geregelten Tages- oder Wochenrhythmus haben, die morgens keinen Grund haben, aufzustehen.“ So beschreibt Tamara Karas, Bereichsleiterin im Geschäftsbereich der Hilfen für Menschen mit psychischen und sozialen Schwierigkeiten auf der Karlshöhe, das neue Angebot im Haus der Diakonie in Bietigheim-Buch. In Kooperation mit dem Landkreis Ludwigsburg eröffnet die Stiftung Karlshöhe am 1. Februar eine Tagesstätte zur Weiterentwicklung des Gemeindepsychiatrischen Begegnungszentrums (GPZ) Nord. Das GPZ Nord ist ein Netzwerk-Zusammenschluss der Tagesstätte mit dem Sozialpsychiatrischen Dienst des Landkreises Ludwigsburg (SPDI) sowie der Psychiatrischen Institutsambulanz (PIA) der RKH-Kliniken. Zwei Sozialarbeiter – Sandra Mayer und Adis Vrgovcevic – stehen künftig montags und freitags von 10 bis 15 Uhr bereit, um für Betroffene aus dem Norden des Landkreises Ludwigsburg „zunächst einfach einmal ganz unkompliziert da zu sein und Begegnung, Beschäftigung und Tagesstrukturierung anzubieten“, sagt Karas.
Bietigheim-Bissingen Anlaufstelle für Menschen mit psychischer Belastung
Die Stiftung Karlshöhe eröffnet eine Tagesstätte im Buch zur Weiterentwicklung des Gemeindepsychatrischen Zentrums Nord.
„In einem GPZ wird die ambulante psychiatrische Versorgung unter einem Dach zusammenfasst und der Zugang für Betroffene in entspannter Atmosphäre ermöglicht“ erläutert Karas, denn „häufig ist es Menschen gar nicht bewusst, dass sie von einer psychischen Erkrankung betroffen sind, das ist oft nicht so einfach diagnostizierbar wie ein Knochenbruch“. Dabei sei der Zugang zur Tagesstätte offen für alle Einwohner aus dem Norden des Landkreises, die in irgendeiner Weise von psychischen Problemen belastet sind, ob das beispielsweise Einsamkeit ist, Depression, Verschuldung, Alter, Überlastung, Suchtproblematik, Angst oder einfach nur das Gefühl, dass alles keinen Sinn mehr hat. Es bedarf keiner Diagnose oder Überweisung, wer ohne Zwang und Druck über sich sprechen möchte, sei bei einer Tasse Kaffee willkommen.
Die Mitarbeiter der Tagesstätte fungieren dabei als Ansprechpartner, die das Gefühl vermitteln, dass man „einfach sein kann“. Die Erfahrungen aus dem bereits bestehenden GPZ in Ditzingen hätten gezeigt, dass die Nachfrage enorm ist.
Zwanglos und vielseitig
„Menschen, die merken, dass etwas nicht stimmt aber nicht den Mut haben zum Arzt zu gehen“ wolle man ansprechen. Die Besucher sollen zwanglos eintreten können, um Kontakt und erste Zuwendung zu finden, dazu zählt beispielsweise auch ein gemeinsam gekochtes Mittagessen, für das lediglich eine Spende nach eigenem Ermessen erwünscht ist; „das können aber auch 50 Cent sein“, sagt Tamara Karas. Sie spreche bewusst von Besuchern – stigmatisiert werden soll niemand. Mit gemeinsamen Aktivitäten wie dem Einkauf, Kochen, Backen, Basteln, Spiele spielen oder auch Ergotherapie wolle man ein möglichst niederschwelliges Angebot schaffen. Auch gemeinsame Ausflüge seien geplant und Ideen der Besucher immer erwünscht. „Sie können das Programm selbst mitgestalten.“
Förderangebote geplant
Neben dem Beratungs- und Betreuungsangebot sollen künftig auch Förderangebote zur Weiterentwicklung und sogar Zuverdienstmöglichkeiten entstehen. Das können bei den Förderangeboten beispielsweise Angebote sein wie das Hineinschnuppern in eine Tanzstunde im gleichen Gebäude, ein Beauty-Tag oder gemeinsames Backen mit der Kirchengemeinde vor Ort. Bei Zuverdienstmöglichkeiten denke man an eine Beschäftigung in der Therapeutischen Werkstatt der Karlshöhe, die ebenfalls im Gebäude untergebracht ist. Die Räumlichkeiten im Haus der Diakonie teile man sich dabei mit der Beratungsstelle „Karlas Wohnzimmer“, die ebenfalls zur Karlshöhe gehört. Dabei erhoffe man sich auch, dass die gemütliche Atmosphäre herüberschwappt.
Zunächst ist das neue Angebot als Tagesstätte angelegt, könne sich aber zu einem GPZ entwickeln, sagt Karas. Hierfür wäre die Beteiligung des SPDI erforderlich sowie ein betreuender Arzt. Mit der PIA befinde man sich dahingehend in Verhandlungen, sagt Karas.