Terrinen voller Suppe, ein knappes Dutzend Kuchen, kannenweise Kaffee, Tee und Punsch, Tische voller Gebäck: Bei kaltem Wetter und Nieselregen verwandelten die Aramäer den Saal der Katholischen Kirche zum Guten Hirten am vergangenen Sonntag in einen Ort der Wärme und der Gastfreundschaft: sie veranstalteten eine Suppenküche für Bedürftige – das Angebot ging aber weit über bloße Suppe hinaus.
Bietigheim-Bissingen Aramäische Gemeinde hat zur Suppenküche eingeladen
Mit der Suppenküche soll ein neues Format der Spendenaktion etabliert werden – das Engagement der Freiwilligen war groß. Doch die Besucher blieben aus.
Der Saal war zu Beginn um 16 Uhr allein mit den Helfern schon gut gefüllt: Zwischen 40 und 50 Freiwillige aus der Gemeinde beteiligten sich an der Aktion, unter ihnen auch der Pfarrer der syrisch-orthodoxen Gemeinde – am Ende habe sie sogar Freiwillige abweisen müssen, erzählt Maria Aydin lächelnd. Die „Suppenküche“ war ihre Idee: „Ein bisschen Wärme schenken“, darum ging es den Freiwilligen, „es kostet uns ja quasi gar nichts.“
Linsensuppe mit Gemüse
Zuerst konnte man sich also an den warmen Speisen stärken: Linsensuppe mit Gemüse, Reis und weiße Bohnen – man hielt es wegen der aktuellen Fastenzeit der Gemeinde vegetarisch. Es folgte die ganze Bandbreite an Kuchen und Weihnachtsgebäck. Anschließend konnte man sich an der Kleiderspende neue Stücke für die kalte Jahreszeit suchen: die Tische mit den Kleidern zogen sich über fast die gesamte Breite des Saals. Und zum Abschied gab es noch Weihnachtsgeschenke: kleine Pakete mit Gebäck, einem Bibelvers und Bäckereigutscheinen – in einem Gesamtwert von nicht weniger als 1000 Euro.
Alle Spenden, von Kuchen bis Kleidern, kamen aus der syrisch-orthodoxen Gemeinde. Großzügigkeit sei hier ein grundsätzlicher, kultureller Zug, erzählen die Freiwilligen: Man wisse historisch, „wie es ist, arm zu sein, fremd zu sein.“ Die Aktion richte sich dabei an alle armen Menschen, „egal woher sie kommen“, unterstrich auch Aydin: Die Menschen „annehmen wie sie sind: als Menschen“, sei ein zentraler Grundsatz, auch bei der Aktion.
Alle Altersklassen halfen mit
Die Idee dazu hatte die Organisatorin schon lange: „Ich möchte das schon seit einigen Jahren machen“, erklärt sie, nun komme es endlich zustande, in Zusammenarbeit der Gemeinde und des Vereins der Aramäer Bietigheim, die hier „als eins“ agierten. Der Frauenverein beispielsweise hat schon Erfahrung im Umsetzen größerer Spendenaktionen, schon frühere Veranstaltungen von Gemeinde und Verein zogen Besucherzahlen im vierstelligen Bereich an. Zur Gemeinde selbst gehören vier- bis fünfhundert Familien, die sich auch diesmal aktiv engagierten.
Auch alle Altersklassen der Gemeinde halfen mit: am Kuchenbuffet standen die jüngsten und überwachten die große Auswahl. Seit zwei Monaten bereitete man die Suppenküche vor, erklärt Aydin am Nachmittag. Die Einladungen der gut 300 Obdachlosen und Bedürftigen im Kreis erfolgte über Aushänge in den Tafelläden und den Heimen, das Ordnungsamt unterstützte bei der Kontaktierung der Bedürftigen.
Das ungemütliche Wetter und der zum Teil doch lange Weg aus den Unterkünften im Kreis – obwohl man sich mit dem Saal extra um einen zentraleren Ort bemüht hatte – war dann aber wohl doch der Grund dafür, dass die Besucher am Nachmittag ausblieben.
Großes gemeinsames Essen
So gab es am Abend ein großes gemeinsames Essen der Gemeindemitglieder und Freiwilligen. Die Kleiderspenden werde man in den nächsten Tagen den Tafeln zukommen lassen und die Gutscheine sollen unter anderem an den Bahnhöfen verteilt werden.
Ob es schlussendlich am Wetter oder doch einer nicht ausreichend breiten Information lag, kann Maria Aydin am Abend nicht sagen. Aber: „Die Hoffnung stirbt zuletzt“, betonte sie schon am Nachmittag – und wurde da schon sofort von den anderen Freiwilligen unterbrochen: „Die Hoffnung stirbt nie.“ Sie und die anderen wollen dranbleiben, man lasse sich nicht demotivieren: sie wollen weiterhin versuchen, die Suppenküche in Bietigheim-Bissingen zu etablieren „um den Menschen zu zeigen, dass sie nicht alleine sind.“