Bietigheim-Bissingen Belastungen von Patientinnen lindern

Von Jürgen Kunz
Bei der Übergabe des Kopfhautkühlungs-Systems (von links): Olga Hamburg (onkologische Fachkraft), Silke Krauß (MFA), Nicolai Stolzenberger, Manfred Gläser und Dr. med. Jens-Paul Seldte. ⇥ Foto: Helmut Pangerl

Die BZ-Aktion finanziert mit 33 000 Euro die Anschaffung eines Kopfhautkühlungs-Systems im Bietigheimer Krankenhaus, um bei Chemotherapie-Patientinnen den Haarverlust zu mindern.

Es war zunächst ein eher privates Gespräch zwischen Dr. med. Jens-Paul Seldte, dem Ärztlichen Direktor der Klinik für Frauenheilkunde und Geburtshilfe, und Manfred Gläser, BZ-Herausgeber und Vorsitzender der BZ-Aktion Menschen in Not. In dessen Verlauf wies der Bietigheimer Mediziner auf die Möglichkeit hin, es gebe ein neuartiges Präventions-System, um den Haarausfall bei Chemotherapie-Patientinnen zu reduzieren, oder sogar zu verhindern. Das Paxman Kopfhautkühlsystem, das der englische Unternehmer Eric Paxman vor mehr als 25 Jahren zu entwickeln begann (siehe Infokasten), wirke somit gegen den am meisten gefürchteten Nebeneffekt einer chemotherapeutischen Behandlung gegen Krebs.

Belastendes Problem

„Unsere BZ-Aktion Menschen in Not will Hilfe leisten“, sagte Gläser nun bei der Übergabe des ersten Kopfhautkühlung-Systems, das seit diesem Mittwoch in der Bietigheimer Klinik für Frauenhilfe und Geburtshilfe zur Verfügung steht. Es war ein einstimmiger Beschluss der Mitglieder des Vereins BZ-Aktion Menschen in Not, die vielen weiteren Spendengelder, die nach der großen Scheckübergabe kurz vor Weihnachten eingehen, für die Anschaffung dieses 33 000 Euro kostenden Geräts zu verwenden.

Spontan umgesetzt

„Ich bin glücklich, dass wir nun so etwas anbieten können“, betonte Seldte am Mittwochvormittag. Der Haarverlust sei für die Patientinnen neben der eigentlichen Chemotherapie ein belastendes Problem, das Kopfhautkühlungs-System sei dabei eine große Hilfe für das Wohlbefinden der Frauen. Bisher gäbe es keine Möglichkeit, den Haarverlust zu verhindern. Allerdings müsse der Leidensdruck der Patientinnen durchaus hoch sein, schränkte der Ärztliche Direktor ein, denn durch den Einsatz des Gerätes werde die Kopfhaut permanent auf eine Temperatur von 19 Grad Celsius heruntergekühlt, und dies über eine Dauer je nach Therapie zwischen zweieinhalb und viereinhalb Stunden. Es gebe natürlich eindeutige Studien, wonach durch die Kopfhautkühlung die Anschwemmung von chemotherapeutischen Substanzen an die Haarwurzeln verringert werde.

Bemerkenswert war für Seldte, dass durch die BZ-Aktion „ein solches Projekt so spontan umgesetzt werden konnte“. Auch Nicolai Stolzenberger von der Klinikleitung des Krankenhauses Bietigheim-Vaihingen würdigte das Engagement der BZ-Aktion und die Spendenbereitschaft der Leser von Bietigheimer, Sachsenheimer, Bönnigheimer Zeitung: „Es ist eine sehr, sehr großzügige Spende und ein großer Mehrwert für die Patienten am Standort.“ Es sei nicht immer einfach, im Rahmen einer Investitionsplanung so ein Gerät umzusetzen.

Info Die jetzige 33 000-Euro-Spende war die vierte finanzielle Unterstützung der BZ-Aktion für das Bietigheimer Krankenhaus. 2013 wurde das Trauercafé, 2015 ein Gruppenprogramm für Frauen nach Krebs und 2017 das Projekt „Humor hilft Heilen“ durch Spenden der BZ-Leser gefördert.

 
 
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