Wo Baumaschinen parken, Container stehen, ein Kran eine Werkzeugkiste nach oben zieht und zahlreiche Schalungselemente sowie Gerüstteile lagern, vermutet man alles, nur keinen Zusammenhang mit der Kunst. Anders auf dem großen Lagerplatz der Besigheimer Baufirma Köhler, wo der Bietigheimer Steinbildhauer Dieter Kränzlein in den nächsten Wochen arbeiten wird.
Bietigheim-Bissingen/Besigheim Zwei-Tonnen-Kunstwerk für die Partnerstadt
Der Bildhauer Dieter Kränzlein arbeitet an einer drei Meter hohen Stele, die in Overland Park aufgestellt wird.
Einen überdachten Platz hat Geschäftsführer Horst Köhler zur Verfügung gestellt, das Bauunternehmen stellt immer wieder die schweren Kränzlein-Kunstwerke auf. „Die Firma weiß, wie man damit umgeht“, so der Künstler.
Früher Podest für Treppenhaus
Jetzt lagert ein großer Muschelkalk-Block, zur Wochenmitte angeliefert aus Kirchheim bei Würzburg, unter dem Dach. Dieses war früher einmal ein Podest für ein Treppenhaus, erklärt Köhler. Strom wird auch noch an den ungewöhnlichen Arbeitsplatz gelegt, damit Kränzlein die Oberflächen der Muschelkalk-Stele in den nächsten Wochen mit Steinflex und Winkelschleifer bearbeiten kann.
Am Ende ist das Kunstwerk drei Meter hoch, mit dem Seitenmaßen 50 mal 50 Zentimeter. Das Gewicht beträgt rund zwei Tonnen. Hinzu kommt der Sockel mit den Maßen 1,20 mal 1,20 Metern und 50 Zentimeter hoch, auf allen Seiten gesägt. Er besteht ebenfalls aus Muschelkalk und befindet sich in der Partnerstadt Overland Park, wo die fertige Stele nächstes Jahr aufgesetzt wird.
Durch das Verdrehen der Stele auf dem Sockel, weg von der Symmetrie, wird der Fokus auf die Flächen gelegt. Die mit der Flex zuerst vertikal bearbeiteten Oberflächen durchziehen im Anschluss tiefere, waagerechte Schnitte in unterschiedlichen Abständen. Wie mit Zeilen in einem Skript, oder, um in der textilen Anmutung zu bleiben, wie mit Kette und Schuss beim Weben, soll die Verbundenheit der beiden Partnerstädte ausgedrückt werden, erklärt Künstler Kränzlein sein Konzept.
25 Jahre Partnerschaft
Anlass für das Kunstwerk ist das 25-jährige Bestehen der Partnerstädte von Bietigheim-Bissingen und Overland Park im Bundesstaat Kansas. Die offizielle Partnerschaft wurde 1999 gegründet. Die freundschaftlichen Beziehungen gehen jedoch bis auf das Jahr 1979 zurück, als die städtische Musikschule und die Orchester der Shawnee Mission Schools die ersten Kontakte knüpften, so Oberbürgermeister Jürgen Kessing. Eine gelungene Stadtentwicklung, moderne Schulen, beste Infrastruktur, stabile wirtschaftliche Verhältnisse sowie das Interesse an Kultur und Sport kennzeichnen die Stadt im Mittleren Westen der USA mit ihren 170.000 Einwohnern.
Aufgestellt wird die Skulptur im neuen „Bietigheim-Bissingen-Park“, kurz „B-B Park“ genannt, der gerade in der amerikanischen Partnerstadt an der Kreuzung 159th Street und Quivira Road als Teil einer größeren Anlage entsteht. Die Bauarbeiten begannen im Herbst 2024, die Eröffnung ist für Ende 2025 geplant. Die Stele aus Bietigheim-Bissingen wird ein zentrales Element in dem Park werden, erklärt Kessing. Schon vor drei Jahren hat eine Delegation aus Bietigheim-Bissingen in Overland Park die dafür vorgesehene Grünfläche besichtigt, vorgestellt wurde auch die Konzeption dafür, so Anette Hochmuth, Leiterin des Presseamtes. Finanziert wird das Kunstwerk, wie so vieles in Amerika, über Sponsoring. Inzwischen gibt es auch fertige Pläne über die Ausführung des Parks, der in die Stadtentwicklung integriert wird. So soll der große Park auch mit Gastronomie und Radstationen ausgestattet werden, so Oberbürgermeister Kessing.
Szenen der Stadt
Dabei wird in Overland Park die Kränzlein-Skulptur nicht der einzige Hinweis auf die Partnerstadt von Enz und Metter sein. Im Park werden architektonische und kulturelle Elemente aus Bietigheim-Bissingen integriert. Auf Steinen eingraviert sind dann Szenen der Stadt zu sehen, etwa vom Pferdemarkt, vom historischen Fachwerk und der Innenstadt. Mit ein Anstoß für den neuen „Bietigheim-Bissingen-Park“ in der amerikanischen Partnerstadt habe auch der Overlandpark mit seiner Fläche von rund 0,7 Hektar am Uhlandplatz gegeben, so Hochmuth. Im September des nächsten Jahres wird dann eine Delegation in den Mittleren Westen reisen, um den Park und die Stele von Dieter Kränzlein in Augenschein zu nehmen.