Bietigheim-Bissingen Besondere Kerzen aus dem 3D-Drucker

Von Helga Spannhake
Luis Reinhard (links) und sein Bruder Ruben stellen in ihrer Werkstatt Kerzen aus dem 3D-Drucker her, die sie in diesem Jahr auch beim Sternlesmarkt verkauften. Foto: /Martin Kalb

Das Start-up RE-IN (Rethink Interior) Studio hat gerade den Sternlesmarkt mit seinen selbstgestalteten Kerzen erobert. Die BZ konnte einen Blick in die kleine Werkstatt in Bietigheim-Bissingen werfen.

An einer Ecke des Tisches steht der 3D-Drucker. Davor gute 30 Silikonformen in unterschiedlichen Farben. In ihnen werden die einzelnen Kerzen gegossen. Das Regal an der Wand gegenüber ist bereits gut gefüllt mit fertigen roten, grünen, weißen, gelben und zartlilafarbenen bauchigen Stumpenkerzen. Filigrane Linien und Motive durchziehen kunstvoll die Wachslichter.

Die Idee dazu hatten die Brüder Luis und Arthur Reinhardt. Als Studenten der Innenarchitektur wollten sie sich gern selbstständig machen, etwas eigenes kreieren: „Und unsere größte Leidenschaft ist das 3D-Modelling“, erzählt Luis, denn zu Weihnachten vor einigen Jahren gab es vom Vater einen 3D-Drucker geschenkt und diese Technik faszinierte sie von Anfang an.

War es zunächst ein reines Ausprobieren, so entstand dann vor anderthalb Jahren die Idee besondere Kerzen zu produzieren. Nachdem sie ihr ganz eigenes Design am Computer entwickelt hatten, galt es mit Hilfe des 3D-Druckers eine passende Schalung anzufertigen: „Die ist relativ komplex, für die haben wir relativ lang gebraucht, um sie zu entwickeln“, erinnert sich Luis.

Weiß ist sie und besteht aus zwei Hälften, die zusammengeschraubt werden können. Im so entstandenen mittigen Hohlraum werden anschließend die Silikonformen hergestellt, die wiederum für das Gießen der Kerzen notwendig sind. Da die runden, bauchigen Formen umgestülpt werden, um die fertige Kerze herauszubekommen, darf das Silikon weder zu dick noch zu dünn ausfallen. Um die optimale Dicke zu finden, mussten die Brüder ebenfalls länger tüfteln.

Umweltfreundliche Stoffe

Da ihre Kerzen nicht aus dem, aus Erdöl gewonnenen gesundheitsschädlichen Paraffin bestehen sollten, mussten sie erneut tüfteln, erzählt Luis: „Dann haben wir uns halt erst mal für Sojawachs entschieden und haben versucht Sojawachskerzen zu gießen.“ Aber schnell haben sie gemerkt, dass das Wachs deutlich zu weich ist und sie sind umgeschwenkt auf Rapswachs. Diese Kerzen aber wurden viel zu fest und sind teils seltsam aufgebrochen.

Erst das richtige Mischungsverhältnis aus Soja und Raps brachte den gewünschten Erfolg: „Da haben wir viel rumexperimentiert, bis wir es gefunden hatten“, berichtet Luis. Und außerdem haben die Brüder Luis und Arthur Reinhardt noch ihren jüngeren Bruder Ruben mit ins Boot geholt.

Er ist noch Schüler, macht im April sein Abitur und fand die Kerzenidee sofort super: „Da wollte ich mithelfen und Hilfe können sie auch gebrauchen, denn das ist sehr aufwendig die ganzen Kerzen zu produzieren.“ Stolz ist er auf das made in Bietigheim und den am Boden jeder Kerze eingestempelten Turm von Bietigheim. Das macht sie damit unverkennbar zu einem lokalen Produkt, „Handgemacht in Bietigheim“.

Damit bei all den Designen am Ende auch die Verkaufszahlen stimmen, haben sich die drei Brüder noch den langjährigen Freund und Marketing-Studenten Lenny Geißendörfer ins Team geholt. Er managt die Social-Media-Kanäle.

In der Adventszeit aber produziert das vierköpfige Team vor allem für Weihnachtsmärkte und sie haben sich gefreut, dass sie noch einen Stand auf dem Bietigheimer Sternlesmarkt erhalten haben. Den galt es erst einmal weihnachtlich zu dekorieren und anschließend mit ihren Kerzen zu bestücken.

Glühwein Kerze ist der Renner

Die Reaktionen der Weihnachtsmarktbesucherinnen und Besucher sind durchweg gut: „Viele sagen, dass sie so was noch nicht gesehen haben, was uns natürlich sehr freut, denn wir wollen unsere Heimatstadt auch ein bisschen repräsentieren“, sagt Luis. Für einen Einführungspreis von zwölf Euro verkaufen sie ihre kleinen Kunstwerke und für einen Aufschlag von zwei Euro kann der Kunde eine Kerze mit Geruch erwerben. „Unsere Glühwein-Kerze ist eindeutig der Renner“, schmunzelt Luis und sie haben noch große Pläne für ihr kleines Start-up, erzählt er weiter: „Im Frühjahr werden wir Frühlingsdesigns anbieten und eigentlich wollen wir auch über Kerzen hinausgehen“.

Und so steht ein Stück abseits all der Kerzen bereits ein erster Prototyp, eine geschwungene helle Vase.

 
 
- Anzeige -