Manchmal braucht es nur ein gutes Gespräch und schon wird etwas Großes losgetreten. So ging es Bahar Dilara Braunbach. Die Bietigheimer Friseurin saß im Frühjahr im Zug, auf dem Heimweg von einer Friseur-Messe und kam dabei mit zwei Frauen ins Gespräch, die eben falls auf der Messe waren. „Als mir eine dann erzählte, dass sie auf der Fashion Week die Haare macht, hab ich sie gleich gefragt, ob sich mich da vermitteln kann, denn das steht schon lange auf meiner Bucket-Liste“, erzählt die 36-Jährige.
Bietigheim-Bissingen Bietigheimerin frisiert Models in Paris und New York
Die Friseurin Bahar Dilara Braunbach kam durch einen Zufall zur Pariser Fashion Week. Bald geht sich auch in die USA.
Als sie dann erfuhr, dass man nur über das Netzwerk „Grenzenlos Friseure“ zur Fashion Week komme, schrieb sie diese einfach an. „Ich dachte ich probiere es mal und schaue, was passiert“, erinnert sich Braunbach. Das Netzwerk ist begeistert von ihrer Arbeit und bot ihr sofort an mit auf die Fashion Week nach New York zu kommen. Braunbach freute sich und musste dann doch das Angebot ablehnen. „Ich habe drei Kinder und den Laden mache ich auch alleine, das hätte ich so kurzfristig nicht organisieren können“, sagt die Friseurin. Auch das Angebot für die kurz danach stattfindende Fashion Week in London musste sie ablehnen.
Ohne Vorbereitung nach Paris
„Als sie mir dann aber sagten, dass in Paris noch ein Platz frei wäre, musste ich einfach zusagen“, erzählt Braunbach und strahlt. Anfang Oktober stürzt sie sich also in das Abenteuer in der französischen Hauptstadt. „Das war schon wirklich aufregend, vor allem weil ich ja noch gar keine Vorbereitung im Bootcamp hatte“, so die 36-Jährige. Immer zu Anfang des Jahres bietet das Netzwerk „Grenzenlos Friseure“ eine Art Seminar an, in der die Stylisten erfahren, was man von ihnen bei den Fashion Weeks erwartet und worauf sie achten müssen.
Für Braunbach hieß es in Paris dann einfach „learning by doing“, und so arbeitete sie sich durch die Anforderungen der verschiedenen Designer. „Wir hatten Bildvorlagen. Die hab ich mir angeschaut und einfach losgelegt“, sagt die dreifache Mutter und lacht. Pro Frisur hatte sie maximal zehn Minuten Zeit.
„Damit kam ich gut zurecht, das waren keine schweren Frisuren. Aber ich habe pro Kopf mindestens eine Dose Haarspray verwendet“, sagt Braunbach und lacht. Gel ist bei den Stylings für die Fashion Week tabu, da die Models mehrere Outfits präsentieren und dann auch schnell umgestylt werden müssen, das ginge mit Gel eben nicht.
Wenn Bahar Dilara Braunbach von der Fashion Week in Paris erzählt, strahlt sie richtig: „Das ist einfach der Traum von jedem Friseur und es ist super schwer reinzukommen.“ Gerade einmal elf Friseure aus Deutschland seien bei der Fashion Week dabei gewesen. Den Trubel im Backstagebereich fand sie spannend und bei zwei Fashion Shows konnte sie sogar an der Seite zusehen, wie die Models auf dem Laufsteg die neuen Kollektionen präsentierten. „Das war schon ein Erlebnis“, schwärmt sie.
Und was ist das nächste Ziel? „Eigentlich habe ich beruflich jetzt alles erreicht, was ich möchte“, sagt Braunbach. Neben dem Engagement bei der Fashion Week hat sie auch schon bei einer Kampagne für Dior die Haare gestylt und ihre eigene Haarproduktlinie herausgebracht. Sie möchte die Arbeit in ihrem Salon in der Pfarrstraße 9 einfach genießen.
Begeistert von Bietigheim
„Ich liebe es, mir Zeit für meine Kunden nehmen zu können, mit ihnen zu reden und zu sehen, wie sie sich bei einem Friseurbesuch verwandeln“, erzählt die Friseurin. Ihre Kunden haben teilweise lange Anreisen, denn in Bietigheim arbeitet Braunbach erst seit 2019. Davor hatte sie einen Salon in Pforzheim, ihrer Heimatstadt. „Mein Mann ist aus Vaihingen und irgendwann wurde mir die Pendelei zu viel, also hab ich mich im Kreis umgesehen und war gleich begeistert von Bietigheim“, sagt die 36-Jährige.
Dass es in der Altstadt schon einige Friseurgeschäfte gegeben habe, konnte sie nicht abschrecken. „Ich finde das gut. Wir Friseure sind eine Gemeinschaft und können auch viel voneinander lernen.“ Sie ist gut vernetzt und tauscht sich regelmäßig mit den Kollegen aus der Umgebung aus. Auch in Bietigheim ist sie gut angekommen, engagiert sich als Annahmestelle für die Aktion „Weihnachten im Schuhkarton“.
Im nächsten Jahr nach New York
All das stemmt die dreifache Mutter trotz einer schweren Herzkrankheit, die sie nach der Geburt ihrer Zwillinge 2021 fast das Leben gekostet hätte. „Ich bin dankbar für meinen Beruf und dass ich mich dabei so entwickeln kann. Damit muss ich nicht reich werden, sondern einfach nur glücklich.“
Doch ausruhen kommt für die 36-Jährige nicht in Frage. Sie ist schon mitten in der Planung für das nächste große Event, der New Yorker Fashion Week im Februar. „Da darf ich auch hin, aber dieses Mal vorher mit einem Bootcamp im Januar“, sagt Braunbach. Die Listen für den Mann, ihren Vater und die Kinder werden für ihre Abwesenheit bereits geschrieben, denn „ohne die Unterstützung meiner Familie ginge gar nichts“, weiß Braunbach.
Neben der Organisation für die Familie ist die Vorfreude aber auch schon groß. „Ich mache mir jetzt schon Gedanken, was ich da dann so anziehe und wie ich mir für die Fashion Week dann die Haare mache.“ Damit sie bestens vorbereitet in New York durchstarten kann.
