Bietigheim-Bissingen Blick in deutsche Ausbildung

Von Susanne Yvette Walter
Bei der Scheckübergabe (von links): Lehrer Arnold Hettinger, der beim EJW weltweit mitarbeitet, Peter Nasir, Generalsekretär des YMCA in Ostejerusalem, Andrea Kalmbach, beim EJW in der internationalen Abteilung tätig, und Stefan Ranzinger, Leiter Berufsschulzentrum Bietigheim-Bissingen.⇥ Foto: Susanne Yvette Walter

Seit vier Jahren unterstützt das Berufliche Schulzentrum arme Regionen. Peter Nasir aus Jerusalem kam nun zum Antrittsbesuch.

Das Berufsschulzentrum Bietigheim-Bissingen engagiert sich für Schüler in armen Ländern. Lange Jahre unterstützte das 140 Lehrer starke Team um Schulleiter Stefan Ranzinger eine Schule in Brasilien. Seit vier Jahren kooperiert das Schulzentrum nun mit einer Berufsschule in Palästina. Peter Nasir, Generalsekretär des YMCA Ostjerusalem, kam nun zu seinem Antrittsbesuch nach Bietigheim.

Die YMCA, „Young Men‘s Christian Association“, ist eine weltweite Organisation, die auf Basis christlicher Nächstenliebe Jugendarbeit betreibt. Peter Nasir ist in Palästina unter anderem für vier Berufsschulen zuständig Eine davon ist das VTC Jericho, das aus Bietigheim-Bissingen seit vier Jahren finanziell und mit Knowhow unterstützt wird. VTC steht für „Vocational Training Center“ ist also ein Berufsausbildungszentrum.

Blick in die Berufsschule

„Herr Nasir ist zur Zeit in Deutschland und nutzt die Gelegenheit zu einem ersten Besuch“, erklärt Schulleiter Stefan Ranzinger. Der israelische Generalsekretär will sich zeigen lassen, wie ein berufliches Schulzentrum in Deutschland geführt wird, welche technische Ausstattung es gibt und welche Möglichkeiten die Schüler hier haben. Nasir erfährt bei einer Präsentation viel über Schüler- und Lehrerzahlen und vor allem auch welche Firmen mit dem beruflichen Schulzentrum kooperieren. Umgekehrt bekommt die Bietigheimer Schulleitung Einblick in das Schulleben in Palästina und erfährt, mit welchen Schwierigkeiten dort gekämpft wird. „Es fehlt vor allem an Unterrichtsmaterialien, Werkstoffen, Maschinen.“

Die Verbindung zum Berufsschulzentrum Bietigheim-Bissingen kam über einen der 140 Lehrer dort, Arnold Hettinger, der im Netzwerk Evangelisches Jugendwerk Weltweit mitarbeitet. Seit vielen Jahren ist das Berufsschulzentrum bekannt für sein soziales Engagement. Auch bei der BZ-Aktion Menschen in Not macht die Schule seit Jahren von sich reden. „Nachdem die Zusammenarbeit mit der Schule in Brasilien ausgelaufen war, war unsere Schule wieder offen für neue Sozialprojekte“, betont Stefan Ranzinger und freute sich sehr über den Vorschlag aus der Lehrerschaft, doch eine Schule in Palästina ins Auge zu fassen. „Das läuft jetzt seit vier Jahren und in dieser Zeit konnten wir schon mehrfach einen Scheck für spezielle Projekte überreichen“, macht der initiierende Lehrer Arnold Hettinger deutlich.

Konkret hat das Berufsschulzentrum Bietigheim bisher drei Projekte unterstützt. „Dabei legen wir immer Wert auf Hilfe zur Selbsthilfe“, lässt Schulleiter Ranzinger wissen. Das erste Projekt, das mit 1000 Euro aus Bietigheim-Bissingen bezuschusst wurde, bezog sich auf den Bau eines Regalsystems. Für 1500 Euro über einen zweiten Scheck finanzierte das Bietigheimer Schulzentrum ein Laptop und einen Beamer für die Kfz-Werkstatt in Palästina.

Scheck Nummer drei

Nun konnte die Bietigheimer Schulleitung an Peter Nasir Scheck Nummer drei persönlich überreichen: Wieder kamen durch Spenden über den Förderverein und über soziale Projekte am Bietigheimer Schulzentrum wie das Pfand-Projekt rund 1500 Euro zusammen. Bei Schulfesten wird Olivenöl aus Palästina in Bietigheim verkauft, ebenso Produkte aus Olivenholz und Humusbrot. „In den Schulen in Palästina ist die Bezahlung der Lehrer nicht wirklich gesichert. Es fehlt oft am Nötigsten. Wenn einer in der Holzwerkstatt dort ein Fenster baut, muss man es hinterher wieder zerlegen, weil das Baumaterial auch noch für den nächsten reichen muss“, weiß Stefan Ranzinger aus Erzählungen.

Die 1500 Euro, die jetzt vom Bietigheimer Schulzentrum gespendet werden, sind für die Tische in der Schulmensa gedacht. Auch die werden in Palästina vor Ort hergestellt. „Weil wir so an unseren Wohlstand gewöhnt sind, fehlt vor allem Kindern oft der Bezug zur Armut. Hier können sie soziales Engagement für Menschen lernen, denen es schlechter geht als uns“, nennt der Schulleiter den Hauptgrund, warum sich das berufliche Schulzentrum hier so einsetzt.

 
 
- Anzeige -