Eigentlich setzt sich die Umweltschutzorganisation BUND für Natur- und Artenschutz ein. Die Ortsgruppe Bietigheim-Bissingen hätte inzwischen allerdings ihren eigenen Platz auf der Roten Liste verdient. Denn sie ist akut vom Aussterben bedroht. Bei einem Interessiertentreffen am kommenden Donnerstag soll dringend benötigter Nachwuchs rekrutiert werden, sonst könnten schon bald die Lichter ausgehen.
Bietigheim-Bissingen BUND-Ortsgruppe vor dem Aus
Der Kern des Verein besteht nur noch aus drei aktiven Mitgliedern. Bei einem Interessiertentreffen am kommenden Donnerstag soll dringend benötigte Verstärkung gewonnen werden.
Nach dem überraschenden Tod von Vorstand Peter Gürlich im April und dem Wegzug von Julian Schreder ist der Kern der Ortsgruppe auf nur noch drei Mitglieder zusammengeschmolzen. Wolfgang Huber, seit 1992 beim BUND, ist der einzige verbliebene Vorstand, dabei sieht die Vereinssatzung eigentlich ein Dreiergespann an der Spitze vor.
Beteiligung nimmt ab
Schon seit Jahren nehme die Beteiligung am regelmäßigen Stammtisch der Ortsgruppe aufgrund der Überalterung der aktiven Mitgliederbasis immer mehr ab, sagt Huber im Gespräch mit der BZ. Sein Mitstreiter Günter Kirchner, der die Pflege und Betreuung der Wildblumenwiesen in der Stadt organisiert, ergänzt, mangels Beteiligung seien in den vergangen Sommern mehrfach Termine ausgefallen. „Das ist schade, weil das der Kristallisationspunkt für neue Ideen, der Dreh- und Angelpunkt des Vereins ist.“
Dabei hat die Ortsgruppe, die seit den 1980er-Jahren in Bietigheim-Bissingen aktiv ist, sogar 200 Mitglieder sowie 250 Fördermitglieder, die regelmäßig ihre Beiträge bezahlen, jedoch nie aktiv in Erscheinung getreten seien. An all jene habe man einen Brief geschrieben und sie zu einem Interessiertentreffen am kommenden Donnerstag, 14. November, um 19 Uhr in die TSV-Gaststätte, Fischerpfad 36 eingeladen, sagt Huber. Auch Nicht-Mitglieder seien ausdrücklich willkommen. Der Koordinator für Ehrenamtsförderung des Landesverbands, Thomas Giesinger, hatte ein solches Treffen vorgeschlagen, um neue Gesichter für die Ortsgruppe zu gewinnen. Er wird den Abend moderieren. In anderen Ortsgruppen habe dies bereits Früchte getragen. Huber und Kirchner betonen dabei, die Mitarbeit im Verein dürfe nicht zur Last werden. „Es muss Spaß machen und darf nicht zu viel werden.“
Neue Ideen für Projekte oder Aktionen seien dabei ebenfalls willkommen. Früher habe man auch eine Kindergruppe gehabt, hin und wieder Ausstellungen oder Ausflüge organisiert, personellbedingt sei dies in jüngerer Vergangenheit aber nicht mehr möglich gewesen. Kirchner nennt ein Beispiel: Eine Wanderausstellung des BUND, die unter anderem in Besigheim gastierte, hätte man mit Leichtigkeit auch nach Bietigheim-Bissingen holen können, allerdings war niemand da, der sich hätte kümmern können. Schon mit den bisherigen Projekten, den Wildblumenwiesen, dem Baumlehrpfad, auch der Beteiligung am Sommerferienprogramm komme man an seine Grenzen.
Position vor Ort geschwächt
Der Erhalt der Ortsgruppe sei unter anderem deshalb so wichtig, weil diese als Ansprechpartner für örtliche Probleme fungiere. Als Anhängsel einer anderen Regionalgruppe – dazu könnte es kommen, wenn die Akquise von aktiven Mitgliedern bis zur Jahreshauptversammlung im Februar oder März keinen Erfolg hat – sei die Position vor Ort geschwächt, sind sich die beiden Männer sicher. So greife man auch lokale Themen auf, war beispielsweise eine treibende Kraft bei der Organisation der Volksabstimmung zur Verhinderung einer Biomüllvergärungsanlage im Steinbruch Fink. „Solche Sachen gehen nur dann, wenn vor Ort jemand da ist.“
Durch den Krieg in der Ukraine seien viele Themen, darunter auch der Klima- und Umweltschutz in den Hintergrund getreten. „Das ist aber nach wie vor wichtig, auch wenn sich die große Politik gerade in alle Richtungen um andere Probleme kümmert“, appelliert Huber. Kirchner beklagt zudem eine Reduzierung des Biologie-Unterrichts: „Wer nicht weiß, was ein Dompfaff ist, wird ihn auch nicht vermissen.“
Eine weitere Option wäre, die Ortsgruppe mitsamt ihrem Vermögen ruhen zu lassen, um bei entsprechendem Interesse in der Zukunft ein Wiederaufleben zu vereinfachen. Egal was die Zukunft bringt: Der Fortbestand der Wildblumenwiesen und des Baumlehrpfads sei gesichert, versichern Huber und Kirchner.