Bietigheim-Bissingen Bunter Fingernagel gegen Mobbing

Von Uwe Mollenkopf
Schüler der Gustav-Schönleber-Schule haben den Hauptpreis der Kreativkampagne gegen digitale Gewalt des Landesmedienzentrums erhalten. Am Mittwoch war die Preisübergabe in der Schule. In der Mitte Carl Postelmann vom Landesmedienzentrum. Foto: Martin Kalb

Die Gustav-Schönleber-Schule hat den Hauptpreis im Wettbewerb „Kontern gegen Fake und Hass“ des Landesmedienzentrums erhalten. Anlass waren Anfeindungen in den sozialen Medien.

Großer Bahnhof am Mittwoch an der Gustav-Schönleber-Schule in Bietigheim-Bissingen: Vertreter des Landesmedienzentrums Baden-Württemberg waren zu Gast und hatten den Schülern der Klassen 3/4 und 7/8 etwas mitgebracht: weiße T-Shirts und – auf Wunsch der Schüler – die Aussicht auf einen Ausflug in den Freizeitpark Tripsdrill, welcher vom Landesmedienzentrum mit 500 Euro unterstützt wird. Es handelte sich um den Hauptpreis der Kampagne, deren Inhalt dem Aufdruck auf den T-Shirts zu entnehmen war: „Bitte Was?! Kontern gegen Fake und Hass“.

Probleme hatten auch Einfluss auf den Unterricht

Der Anlass war ernst. Es habe im vergangenen Jahr an der Schule, einem Sonderpädagogischen Bildungs- und Beratungszentrums (SBBZ), Probleme mit Mobbing via WhatsApp, Instagram und Snapchat gegeben, erzählt Lehrerin Elisa Schaible, insbesondere in der Klasse 3/4, in der sie Klassenlehrerin ist. Gerade an Wochenenden und nachmittags, wenn die Lehrer auch keine Kontrolle über das Geschehen haben. Die Anfeindungen in den sozialen Medien währten schon länger, hätten sich aber um die Weihnachtszeit zugespitzt, so Schaible. Das habe sich auf den Unterricht ausgewirkt, die Eltern waren ebenfalls alarmiert.

Im Januar wurde deshalb in der Schulkonferenz der Entschluss gefasst, sich an der Kreativkampagne „#ZeichenSetzen“ des Landesmedienzentrums zu beteiligen – mit der Klassenstufe 3/4 und den älteren Schülern der Stufe 7/8. Die jüngeren Schüler hätten dabei von den Erfahrungen der älteren profitieren können, sagt die Klassenlehrerin. Es folgten sehr intensive Wochen im Zeitraum Januar bis März.

Um sich und andere stets daran zu erinnern, wie wichtig es sei, sich in Nachrichten stets respektvoll zu verhalten, überlegten sich die Schüler ein besonderes Symbol – einen lackierten Fingernagel. Der soll beim Tippen immer im Blickfeld sein, und auch auf dem Pausenhof soll er laut Carl Postelmann vom Landesmedienzentrum die Botschaft vermitteln, dass für Hassbotschaften und Mobbing im Internet kein Platz sei. Die Botschaft sei es, ein Zeichen gegen digitale Gewalt zu setzen.

Um möglichst viele Mitschüler für die Aktion zu gewinnen, verbreiteten die Schüler im gesamten Schulhaus selbstgestaltete Plakate und lackierten in den Pausen Mitschülern und Lehrkräften je einen Fingernagel. Für den Wettbewerb schnitten die Schüler dann auch noch ein Video, das ihre Aktion zusammenfasst.

Positive Rückmeldungen nach der Aktion

Damit holten die beiden Klassenstufen der Gustav-Schönleber-Schule bei dem Wettbewerb, an dem sich insgesamt rund 300 Schüler landesweit beteiligt hatten, den Hauptpreis. Was die Auswirkungen an der Schule betrifft, äußert sich Klassenlehrerin Elisa Schaible sehr zufrieden. „Es kam jetzt schon eine Weile nichts mehr vor“, stellt sie fest, „in meiner Klasse auf jeden Fall.“ Auch die Rückmeldung seitens der Eltern sei positiv.

 
 
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