Bietigheim-Bissingen „Crossgolf ist komplexer“

Von Jonathan Lung
16 Bahnen mit unterschiedlichen Untergründen im Ellental mussten die Teilnehmer beim Crossgolf absolvieren. Das hinterlässt auch Spuren auf den Golfschlägern. Manchmal lag das Ziel sogar in einem Mülleimer. Foto: /Oliver Bürkle

Zum dritten Mal fand im Bietigheimer Ellental das Crossgolf-Turnier statt und lockte Profis wie Anfänger von weit her. Am Ende ging es um den guten Zweck – und um viel Spaß.

Der Abschlag vom Asphalt, dann aber den Ball aus dem hohen Gras wieder herauszubekommen – darum ging es im vor allem am vergangenen Samstag im Sportpark, in Sichtweite des Viadukts.

Es wurde Crossgolf gespielt im Ellental – und zwar überall dort: ob im hoch stehenden Gras einer Wiese, auf den Asphaltwegen, Treppen hinab und Hügel hinauf. Das Ziel wie beim herkömmlichen Golf: Mit möglichst wenigen Schlägen einzulochen – klassisches Ziel beim Crossgolf ist der Mülleimer, aber auch auf eine Tischtennisplatte hinauf- oder durch ihre Füße hindurchgelupft wird der Ball.

Jüngster Teilnehmer ist zehn Jahre alt

Kurz den Wind überprüfen, das kann auch schon der jüngste Teilnehmer des Tages an der Bahn, die quer über den Sportplatz führt: zehn Jahre ist er alt, und spielt zügig seine deutlich älteren Teammitglieder aus. Bei dieser Bahn ist aber der Kunstrasen des Sportplatzes tabu, der knapp 13 Gramm schwere Ball muss also über den Gummibelag der Laufbahn manövriert werden, vorbei am Netz der Kugelstoßplattform und an der Sandgrube der Weitspringer – nicht ganz einfach. Schnell verfängt er sich in einem nahen Baum oder rollt unter den Gerätewagen.

„Crossgolf ist komplexer und herausfordernder, weil man anders spielen muss als beim Platzgolf“, wo man in Löcher spielen muss, findet Claudio Orlik: „Bei uns spielt man zu 85 Prozent gegen die Ziele, die restlichen 15 Prozent setzen sich zusammen aus irgendwo durchspielen, reinspielen, oder dass er irgendwo liegenbleibt, zum Beispiel auf einem Gullideckel“, erklärt der früherer Crossgolf-Weltmeister.

Urbane Ziele, die schon vorhanden sind und nicht erst aufgebaut werden müssen, werden mehrheitlich bei den von ihm organisierten Turnieren angepeilt. Die Sportart Crossgolf setzt sich zusammen aus Street Golf (oder Urban Golf) in der Stadt, und X-Golf in der Natur – man spiele buchstäblich „überall, wo es nicht verboten ist“, lacht Orlik.

Der Sport kommt aus Schottland, aus dem Golfsport selbst, aber „von Leuten, die keine Lust hatten auf das Elitäre, und die kein Geld bezahlen wollten“. Das ist auch heute noch eine Motivation für manchen, der damit anfängt. Inzwischen gibt es Europa- und Weltmeisterschaften. Das Turnier im Ellental ist auch der Auftakt zur europäischen Crossgolf Liga: bei den professionellen Spielern geht es um die Punkte.

Loser Untergrund, hohes Gras, Asphalt oder Fliesen

16 Bahnen haben Orlik und sein Team also rund um die Sportplätze abgesteckt: „Jede Bahn ist anders mit verschiedenem Untergrund: hohes Gras, loser Untergrund, Asphalt, Fliesen – manchmal auch im Gebäude.“

In Kooperation mit Daniel Edel von den Behinderten Sportfreunden Bietigheim (BSF), hat Orlik das Turnier organisiert. Im Haus des BSF gab es auch schon Abschläge. Der Verein ist der Hauptpartner bei dem Turnier, auch schon in den vergangenen beiden Jahren. Ein „Riesenvorteil, wir haben die Location, wir können bewirten und liegen zentral“, fügt Edel hinzu.

Der Spaße steht im Vordergrund

Dabei handelte es sich auch um ein Charity-Fun-Turnier: wie der Name sagt, steht der Spaß der Teilnehmer im Vordergrund, aber auch der größtmögliche Ertrag für einen wohltätigen Zweck: die Spende geht an die BSF, „Win-Win“, erklärt Orlik.

60 Teilnehmer sind dabei, sie sind zehn bis 70 Jahre alt, komplette Anfänger, die zum ersten Mal einen Schläger in der Hand halten, ebenso wie Welt- und Europameister. Aus Tschechien, Luxemburg, der Schweiz, Berlin, Aachen und Sachsen sind sie angereist. „Wir spielen bei jedem Wetter außer bei Gewitter“, auch im Winter, hält Orlik fest – ist aber doch sehr zufrieden mit dem Wetter am Samstagvormittag, als die Temperaturen schon über die 20 Grad kletterten. Optimale Bedingungen für das Turnier, das, verrät der Organisator, am Abend auch mit einem gemeinsamen Fest enden sollte.

 
 
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