Im historischen Geviert zwischen Bietigheimer Rathaus und Stadtkirche war übers Wochenende mal wieder traditionelle Feststimmung angesagt: Erstmals im Schulterschluss von Sängerkranz Bietigheim und dem Fasnetsverein CVB Wobachspatzen und nach vierjähriger Corona-Zwangspause fand das schon vor 50 Jahren gegründete Arkadenfest statt. Ein Event, das mehr ist als eine Rote-Wurst-Hocketse.
Bietigheim-Bissingen Das Arkadenfest ist wiederbelebt
50. Geburtstags-Party von Sängerkranz Bietigheim und Wobachspatzen erstmals gemeinsam gestemmt – OB Jürgen Kessing und Tonstudio Bauer garnierten beliebtes Event.
Plaudern unter Platanen
Trotz hochsommerlicher Temperaturen hatten sich bereits am frühen Nachmittag etliche Gäste auf dem Marktplatz eingefunden. Sie waren gekommen, um hier unter Platanen beim einst klassischen Fest der alteingesessenen Bietigheimer zu plaudern und sich mit Leckerem zu verköstigen. Die Speisekarte reichte dabei von Spätzle bis Cevapcici und am Sonntag bis hin zu selbst gebackenen Kuchen.
Die Stimmung und die Besucherzahlen, auch von immer mehr jüngeren Jahrgängen, nahmen dann am Abend kräftig gut zu, als das Duo „masterpiece music“ beziehungsweise „Nadine + Stefan“ vier Stunden lang musizierten. In ihrem Schlager-Repertoire waren ABBA-, Andrea-Berg- und Tote Hosen-Hits ebenso vertreten wie solche von Helene Fischer. Ohrwürmer, die ebenso gut ankamen wie die DJ-Partymusik während der Singpausen.
Kleine Tradition von 2006
Am Sonntag wurde neben dem Kinderschminken eine kleine Tradition aus dem Jahr 2006 fortgesetzt, als Oberbürgermeister Jürgen Kessing und die Repräsentanten des Tonstudios Bauer aus Ludwigsburg zu den Gästen sprachen. Einem Zeitpunkt, an dem es laut Karl-Heinz Menrath „mehr Regentropfen als Besucher“ gab.
Der Bietigheim-Bissinger Rathauschef streifte dabei nur kurz die aktuellen und künftigen Herausforderungen wie Hillerschulhof, B 27, Gymnasien-Sanierung, Kindergartenpersonal, Sporthalle- und Supermarkt-Pläne im Ellental und nicht zuletzt den Klimawandel mit seinen Folgen.
Kessing berichtet von Olympia
Auf Anregung der Gastgeber berichtete der Oberbürgermeister dann authentisch über seine zwei Wochen bei der Olympiade in Paris. Er äußerte sich dabei nicht nur tief beeindruckt und voller Respekt von sportlichen Leistungen, einem funktionierenden Nahverkehr und dem begeisterten Millionen-Publikum vor Ort, sondern auch „von der Tag für Tag grandiosen, wunderschönen Stimmung“. „Diese Olympiade war eine ganz tolle Werbung für den Sport und die Stadt Paris“, resümierte Kessing. „Mit dem Abschneiden unserer Leichtathleten bin ich zufrieden, auch wenn wir noch nicht da sind, wo wir hinwollen“, ging der DLV-Präsident dann auch auf die Situation in Deutschland ein. „Als erstes fällt in Deutschland die Sportstunde aus“, mäkelte er an Gebaren an deutschen Schulen. Und er gab mit einem Beispiel zu denken: „In Deutschland werden jährlich insgesamt 300 Millionen Euro für den Sport ausgegeben. Das ist die gleiche Summe wie die University of Texas at Austin, an der Leo Neugebauer studiert, pro Jahr zur Verfügung stellt, also einer einzigen Universität!“
Einen interessanten Einblick in das Ludwigsburger Drei-Generationen-Tonstudio Bauer gaben später, bei leider unhöflichem Publikums-Geräuschpegel, Eva Bauer-Oppelland und Reiner Oppelland. In dem allerersten Tonstudio der Nation, in dem die erfolgreiche Arbeit einst im Wohn- und Schlafzimmer begonnen wurde, zählten neben Gotthilf Fischer auch Ernst Mosch, Sting, Stevie Wonder und beispielsweise Jazz-Künstler zur Kundschaft. Kurzweilig war gestern auch, wie die „Macher“ in die Kunst der Mischpult-Technik einweihten.
Positives Fazit der Organisatoren
Das Fazit der Vorsitzenden von Sängerkranz und Wobachspatzen, Karl-Heinz Menrath und Michael Molnar, nach der 50. Arkadenfest-Geburtstagsparty war durchweg positiv. Mit dem Auftakt und der Arbeit der rund 40 Helferinnen und Helfer sei man zufrieden, mit Musik und anderem mehr könne und wolle man das wiederbelebte Fest zukünftig noch attraktiver gestalten, sagte Wobachspatzen-Präsident Molnar. Sängerkranz-Vorsitzender Menrath freute sich über den neuen Partner, denn es sei ihm wichtig, dass man eine 50-jährige Tradition „doch nicht einfach so untergehen lässt“.