Bietigheim-Bissingen „Das Schnarchen wird verharmlost“

Von Gabriele Szczegulski
Selbstversuch: BZ-Redakteurin Gabriele Szczegulski lässt sich von Dr. Martin Maunz eine Schlafmaske aufsetzen, um das Gefühl kennen zu lernen. Foto: /Martin Kalb

Dr. Martin Maunz, Leiter der Abteilung für Innere Medizin und Kardiologie am Krankenhaus Bietigheim, warnt vor den Folgeschäden einer Schlafapnoe. 

Wenn jemand schnarcht ist das nicht nur ein Ärgernis für seinen Partner, seine Partnerin, sondern auch ein ernst zu nehmendes gesundheitliches Problem“, sagt Dr. Martin Maunz, Leiter der Abteilung für Innere Medizin und Kardiologie am Krankenhaus Bietigheim-Vaihingen.

Probleme mit dem Atmen im Schlaf

Denn Schnarchen und die oft daraus resultierende Schlafapnoe seien unbehandelt die Ursache für Krankheiten wie Bluthochdruck, Herzinfarkt, Herzinsuffizienz, Schlaganfall oder Demenz. Bei 75 bis 80 Prozent der Schlafapnoe-Betroffenen werde die Erkrankung nicht erkannt, da sie sich nicht untersuchen lassen. Unbehandelt verringere eine Schlafapnoe die Lebenserwartung um viele Jahre. Die Atmungsstörung aber, so Maunz, ist gut diagnostizierbar und sehr gut behandelbar.

Maunz hat sich darauf spezialisiert, die Schlafapnoe seiner Patienten schon so früh als möglich als behandelbare Ursache für einen Bluthochdruck zu diagnostizieren. Im Krankenhaus Bietigheim gibt es in Maunz’ Abteilung eigene Hypertonie-Sprechstunden. „Schnarchen wird oft verharmlost.“ Wer schnarche, habe ein Problem mit dem Atmen im Schlaf, der Körper bekomme dann nicht genug Sauerstoff. Wenn die Sauerstoffsättigung unter 90 Prozent oder noch tiefer falle – und das Nacht für Nacht, habe, so Maunz, der Körper ein Problem. Zudem steige der Blutdruck, anstatt wie normal im Schlaf zu sinken. „Das Schnarchen ist oft die Ursache für einen hohen Blutdruck“, so Maunz.

Zuerst müsse deshalb beim Patienten der Bluthochdruck abgeklärt werden sowie die Sauerstoffsättigung in der Nacht. Dies erfolgt durch die Messtechnik der Pulswellengeschwindigkeit. Im Krankenhaus Bietigheim bekommt der Patient eine 24-Stunden-Blutdruckmessung mit einer Art Uhr, die er am Handgelenk trägt. Vier Kabel am Oberkörper erfassen die Herzströme, ein Fingersteckling misst, wie lange das Blut braucht, um vom Herzen in den Finger zu kommen und auch, ob die Sauerstoffsättigung in Ordnung ist. Zudem werden die Atemaussetzer bemerkt. Leichte Schlafapnoe-Formen beginnen ab fünf Atemaussetzern pro Stunde, in sehr schweren Fällen können pro Nacht hunderte Atemaussetzer auftreten.

Hat der Patient im Schlaf einen zu hohen Blutdruck und eine Sauerstoffsättigung unter 90 Prozent ist es angeraten, so Maunz, etwas gegen das Schnarchen und die Schlafapnoe zu unternehmen. Schuld, so der Kardiologe, am Schnarchen sind oft anatomische Engstellen in den oberen Atemwegen, wie vergrößerte Mandeln oder eine verengte Nasenscheidewand, oft in Kombination mit Übergewicht.

Eine Schienung mit Druck für den Atemweg

Einige Ursachen können operativ verbessert werden. Bei Rückenschläfern fällt die Zunge zurück, meistens aber verenge der durch Knorpel gestützte Teil der Zungenwand die oberen Atemwege und es kommt zu einer Behinderung der Einatmung mit reduziertem Atemvolumen. „Der Atem kommt nicht durch, der Weg muss frei gemacht werden, das geht mit Druck“, so Maunz. „Oft hilft schon ein Schnarchrucksack, der verhindert, dass der Patient auf dem Rücken liegt.“ (siehe Text links)

Bei Übergewicht liegt der Kopf zu tief, „gut wäre, wenn zehn Kilo abgenommen werden“, so der Arzt. Denn der Bauch drückt das Zwerchfell nach oben, und dies behindert die Sauerstoffzufuhr. Die effektivste Maßnahme ist eine Druckschlafmaske. Hier wird von einem Gerät durch einen Schlauch Druck in Mund und Nase gebracht, der den Atemweg freihält und die Atmung in Gang hält. „Wir nennen das Druckschienung. Die Schlafmaske ist ein einfaches Mittel, Schäden abzuwenden“, so Maunz und weiter: „Ich rate jedem, der schnarcht, sich untersuchen zu lassen.“

 
 
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