Als „gigantisch“ bezeichnet Simon Üzel die zehnjährige Jubiläumsfeier des Integrations- und Kulturvereins Suryoye und Deutsche, die am vergangenen Wochenende im Bietigheimer Kronenzentrum mit über 200 Gästen zelebriert wurde – und das trotz einiger Todes- und Krankheitsfälle in der Vereinsgemeinschaft.
Bietigheim-Bissingen Das „Zusammen“ in den Fokus rücken
Der Integrations- und Kulturverein „Suryoye und Deutsche“ feierte sein zehnjähriges Jubiläum. Vorsitzender Simon Üzel blickt auf eine Dekade erfolgreicher Integrationsarbeit zurück.
Im Vordergrund aller Aktivitäten des Vereins steht das Zusammenbringen verschiedener Kulturen, so waren im Kronenzentrum nicht nur die eigene Tanzgruppe, sondern etwa auch der deutsch-russische Chor Garmonia, die kroatische Folklore Tanzgruppe Perunika oder eine Diashow der ukrainischen Mitbürger Teil des Programms. Prof. Dr. Shabo Talay hielt einen Vortrag über die Bedeutung der Integration, Anna-Simona Barbara Üzel referierte über die Dialekte der aramäischen Sprache, die einst in ganz Mesopotamien (heutige Irak, Syrien, Iran, Türkei) verbreitet war.
Ziele wurden übertroffen
Die Gründung des Vereins Suryoye und Deutsche geht ursprünglich auf den 1. Vorsitzenden, Simon Üzel, und Renate Wendt, die langjährige Vorsitzende der Aktiven Senioren in Bietigheim-Bissingen zurück. 2015 startete man mit einer Serie in Schulen, Kirchen oder auch im Enzpavillon, die Fluchtgeschichten zum Thema hatte und laut Simon Üzel vor allem in den Schulen gut ankam. Zehn Personen hatte man damals beisammen, auch heute noch besteht das Kernteam des Vereins aus rund 15 Aktiven, insgesamt habe der Verein rund 30 Mitglieder.
Die Ziele des Vereins habe man in der Zwischenzeit nicht nur erreicht sondern sogar überschritten, schwärmt Üzel im Gespräch mit der BZ. Auf zahlreichen Veranstaltungen habe man in den vergangenen Jahren die eigene Kultur der Aramäer präsentieren und gleichzeitig Projekte anderer Vereine oder der Stadt unterstützen können. Zu den Aktivitäten zählt weiterhin die Sammlung von Spenden für Projekte in der alten Heimat einerseits, aber auch für Flut- oder Erdbebenopfer im In- und Ausland. „Das ist auch, was uns am meisten gefällt. Zu sehen, wie die Spenden dort ankommen, wo sie gebraucht werden.“
Mehr als 200 Menschen geholfen
Mit Deutschkursen für Immigranten und Geflüchtete habe man zudem mehr als 200 Personen helfen können, in Deutschland Fuß zu fassen. In mindestens 30 Fällen habe der Verein auch bei der Wohnungssuche geholfen, verrät der Friseurmeister. Alleine die WhatsApp-Gruppe für ankommende Ukrainer, fasst knapp 100 Mitglieder. Für Üzel sei es dabei ein ganz besonderes Gefühl zu sehen, wie Kinder und Jugendliche, denen man unter die Arme gegriffen hat, Erfolgsgeschichten in Deutschland schreiben.
Als Beispiele nennt er die beiden Moderatoren der Jubiläumsfeier: Remiana Lahdo, die mittlerweile Medizintechnik studiert und Onil Melki als angehender Mediziner. Vor lauter Stolz und Freude seien ihm deshalb die Tränen gekommen.
Solche Erfolgsgeschichten habe er sich nicht einmal zu träumen gewagt, sagt Üzel. Für die Zukunft wünscht sich der Vorsitzende, mehr Mitglieder für den Verein zu gewinnen, weiterhin in Bietigheim zu wachsen und mit anderen Vereinen noch mehr Feste für die Integration zu organisieren. „Wir wollen das ‚Zusammen’ in den Vordergrund stellen, um auch weiter unsere Demokratie und Freiheit zu genießen.“
In näherer Zukunft sei unter anderem ein Projekt geplant, bei dem der Verein einer Handvoll Schüler in der Türkei die monatlichen Kosten für die Schule bezuschusst. Ebenfalls geplant ist eine gemeinsame Veranstaltung mit dem Lieblingsbuchladen in Bietigheim im Zeichen der Sprachen am 1. März 2026.
