Bietigheim-Bissingen Den „Ariern“ auf der Spur

Von Yannik Schuster
Filmregisseurin Mo Asumang in der Diskussion mit den Schülerinnen und Schülern der Ellentalgymnasien. Foto: /Martin Kalb

Regisseurin Mo Asumang zeigte Schülern ihre Dokumentation „Die Arier“ und kam mit ihnen ins Gespräch.

Der Schriftzug „Dieser Film ist allen Opfern rechter Gewalt gewidmet“ prangt an der Leinwand in der Aula der Ellentalgymnasien. Gezeigt wird hier die Dokumentation „Die Arier“ von Regisseurin Mo Asumang. Sie ist zeitgleich Protagonistin des Films und versucht darin mit Rassisten und Neo-Nazis in Dialog zu treten. Auslöser dafür war einst eine Morddrohung gegen sie, die eine deutsche Neo-Nazi-Band ausgesprochen hatte.

Asumang, deren Großeltern mütterlicherseits selbst in der SS dienten, besucht im Film rechtsextreme Demonstrationen, spricht mit Burschenschaftlern, einem „Wissenschaftler“, der glaubt die Arier kämen vom entfernten Stern Aldebaran, und einem Neo-Nazi-Aussteiger. Sie reist in die USA und unterhält sich mit Mitgliedern des Ku-Klux-Klans und dem Gründer der „White Aryan Resistance“, der ihr weismachen will, ihr ghanaischer Vater habe Gen-Entführung betrieben, indem er mit einer weißen Frau ein Kind bekam. Im Iran trifft Asumang die „echten Arier“ – ein Hirtenvolk in den Bergen, das klare Worte findet: „Wir Arier denken, Hitler war verrückt.“

Jeder Dritte hatte mit Ausgrenzung zu tun

Schulleiter Ingo Knesch zog die Verbindung zu den Ellentalgymnasien: So hätten bei der Umfrage „Lernort Demokratie“ im vergangenen Herbst rund 30 Prozent der Schüler angegeben, schon einmal mit Mobbing, Ausgrenzung oder Diskriminierung in Berührung gekommen zu sein. Das entspreche immerhin 400 Schülern. Daher wolle man über das Thema sprechen. Im Anschluss an den präsentierten Filmausschnitt hatten die Schüler deshalb Gelegenheit Asumang Fragen zu stellen.

Ob es Momente gab, in denen sie Angst hatte, wollte eine Schülerin wissen. Solche Situationen habe es gegeben, sagte Asumang, vor allem beim Ku-Klux-Klan, der in der Vergangenheit auch bereits Menschen aufgehängt habe. „Heute passiert das nicht mehr jeden Tag“, sagt der Mann in voller Klan-Montur im Film. Zudem hätten die beiden Mitglieder Maschinengewehre auf dem Rücksitz ihres Fahrzeugs liegen gehabt, berichtete die Filmemacherin. Doch Angst entstehe aus Unsicherheit, indem man Klarheit schaffe – etwa durch Fragen – komme man da raus.

In ihrer Kindheit habe sie den Rassismus, den sie erlebt hat, nicht so ernst genommen. Dabei sei sie als Taxifahrerin rassistisch bepöbelt und angegriffen und mit einer Pistole bedroht worden, als sie eine Fahrgastbefragung in der Straßenbahn durchführte, habe ein Mann sie gewürgt. Aufgewacht sei sie erst später durch die Morddrohung der rechtsextremen Band. „Ich bin immer kleiner und kleiner geworden.“

Wie umgehen mit

Rechtsextremen?

Ein anderer Schüler wollte wissen, wie man angesichts der jüngsten Wahlergebnisse, vor allem in den neuen Bundesländern, die Popularität der AfD eindämmen könne. „Menschen wollen gesehen werden“, sagte Asumang. Eine Brandmauer sei zwar gut, um zu zeigen, dass viele sich widersetzen, gleichzeitig ziehe man eben auch eine Mauer hoch, hinter der die Menschen noch stärker in ihrer eigenen Blase bleiben könnten. Wie man mit Menschen, die nicht mit einem sprechen wollen, in Dialog treten kann, fragte ein Schüler. Asumang empfahl ruhig sitzenzubleiben, sich nicht provozieren und in eine Wut- und Hassschleife hineinziehen zu lassen. Die Menschen würden ja nicht rassistisch geboren, daher müsse man genau zuhören und dabei die Menschlichkeit und Neugierde bewahren.

 
 
- Anzeige -