Am schmutzigen Donnerstag steht der traditionelle Sturm des Rathauses auf dem Programm der Faschingsvereine. So auch am Donnerstagabend, als die vereinigte Narrenschar der Wobachspatzen und Buchfinken mit Unterstützung befreundeter Faschingsvereine mit viel Musik das Rathaus in der Bietigheimer Altstadt belagerte.
Bietigheim-Bissingen Der OB überlässt den Narren den Verwaltungssitz
Oberbürgermeister Jürgen Kessing versuchte vergeblich, das Rathaus gegen die Wobachspatzen und Buchfinken zu verteidigen.
Oberbürgermeister Jürgen Kessing lieferte den Narren dabei den traditionellen verbalen Schlagabtausch. Unterstützt wurde er dabei vom Ersten Bürgermeister Michael Hanus und einigen Gemeinderäten.
Baustelle überwunden
Sonja Winter (Buchfinken) und Kendra Kroll-Kunz (Wobachspatzen), die Sprecherinnen der Narren, wunderten sich kurz über das rege Interesse des Gemeinderats, stellten aber gleich fest, dass die Räte schließlich Wahlwerbung betreiben müssten. Sie rügten die Stadtverwaltung, die sie mit einem riesigen Loch – der Baustelle in der Altstadt – davon abhalten wollte, das Rathaus zu erreichen. Man sei gekommen, um das im letzten Jahr versprochene Festzelt einzufordern. Kessing hielt entgegen, das habe man den Kollegen in Tamm und Asperg zur Verfügung gestellt, „wo auf einem Acker so eine Unterkunft gebaut werden soll“.
Am geschlossenen Hallenbad am Viadukt arbeiteten hoffentlich nicht die Stadtwerke Bietigheim-Bissingen, stichelten Sonja Winter und Kendra Kroll-Kunz. „Gas und Wasser ist ja nicht gerade deren Stärke.“ Die Untermberger seien längst verhungert, schließlich könne man dort seit Weihnachten nicht mehr kochen. Der Oberbürgermeister sagte, dafür hätte man es ins Guinness-Buch der Rekorde geschafft, mit den meisten Wintergrillstellen auf engstem Raum.
„Das waren die Gastronomen – Moment, davon gibt es ja in Untermberg gar keine“, erwiderten die Sprecherinnen der Narren. Als der Narrenbaum Stück für Stück in die Höhe gewuchtet wurde, frotzelte Kessing: „Also unser Weihnachtsbaum hat mir besser gefallen. Da war mehr Grün dran.“
Winter und Kroll-Kunz sagten, in der Vergangenheit habe die Stadt noch Getränke bereit gestellt, der Sparzwang werde deutlich. Sie versprachen das Rathaus so schnell nicht wieder zu verlassen. „Wir bleiben. Nicht so wie die Handballerinnen.“
OB kapituliert
Als der Narrenbaum schließlich auf dem Marktplatz stand, hisste Kessing die weiße Fahne. Unten angekommen wurde der OB mitsamt seiner Rathausdelegation abgeführt und überreichte schließlich den Schlüssel zum Rathaus an das Prinzenpaar der Wobachspatzen, Leonie, die Erste, und Kim, der Erste, sowie an die Kinderprinzessinnen der Buchfinken, Linda, die Erste von den goldenen Hufen und Jule, die Erste von den tanzenden Hockeyschlägern.
Im Anschluss an die erfolgreiche Eroberung des Rathauses feierten die Narren ihren Erfolg ausgelassen auf dem Marktplatz mit einem Open-Air der Guggenmusikern.