Bietigheim-Bissingen „Der Ärger ist meist größer“

Von Helga Spannhake
Kabarettist Christoph Sonntag bei seinem Auftritt im Kronenzentrum. Foto: /Oliver Bürkle

Mit seinem Programm „Ein Tritt frei“ machte Kabarettist Christoph Sonntag Station im gut besuchten Kronenzentrum.

In den Zuschauerreihen herrschte gute Laune, auf der Bühne Dschungelfeeling: Aufgemalte grüne Pflanzen waren auf den drei Leinwänden zu sehen, dazu lilafarbenes Licht. Ein Gong kündigte den Auftritt des unangefochtenen Altmeisters des schwäbischen Kabaretts an. Im Piratenkostüm eroberte Christoph Sonntag die Bühne, stimmte ein eingängiges Liedchen an: „Jetzt ist Sommer“ der Kölner Vokal-Pop Band Wise Guys wurde beim Kabarettisten zu „Es ist Sonntag“ umgetextet, und er versprach dem Publikum, dass er eine tolle Show gebaut habe: „Ich bin es, euer Johnny Depp vom Neckar“ rief er zur Begrüßung in den Zuschauerraum, erntete damit erste Lacher und Applaus.

Stuttgart im Jahr 2054

Nahtlos, in gewohnt schneller Christoph-Sonntag-Lebhaftigkeit, ging er dazu über, die Bühnengestaltung zu erklären: „Das ist meine Vision von Stuttgart im Jahr 2054“, und in dieser hat sich die Natur oberirdisch den Raum zurückerobert. Das Leben der Menschen spielt sich unter der Erde ab, wo die Staatsoper im 15. Untergeschoss eine perfekte Drehbühne besitzt, und auch im Landtag, da werde mittlerweile unterirdisch regiert – ein gewitztes Wortspielchen, das beim Publikum gut ankam.

Verbal teilte Christoph Sonntag ordentlich aus. Vor allem für Politiker hagelte es Tritte: „Kennst du einen, kennst du alle“, konstatierte Christoph Sonntag und fragte sich bei Putin scharfzüngig, wo denn der Herzinfarkt oder Schlaganfall bleibe, wenn man mal einen brauche. Die Grünen bekamen im Anschluss ebenso ihr Fett weg wie Erdogan. Olaf Scholz bezeichnete er als „Mann, wie in Brei gemeißelt“ und fragte sich, in was für verrückten Zeiten wir eigentlich inzwischen leben.

Krieg in Europa, Gefahren für die Demokratie, und auch dem Klima geht es nicht gut: Christoph Sonntag widmete sich in seiner temporeichen Liveshow den großen aktuellen Themen, aber auch so manch Altherrenwitz schaffte es noch ins Programm, wie der, bei dem eine Tasse herunterfällt, die Frau schnell mit dem Besen kommen will und der Mann antwortet, das kurze Stück könne sie doch auch laufen – zugegeben etwas altbacken, herzlich gelacht wurde trotzdem: Das klassische Mann-Frau-Thema erfreut sich eben nach wie vor großer Beliebtheit.

Politikerschelte

Beliebt war aber auch die Predigt oder besser Politikerschelte von Bruder Christopherus, in der er sich Gedanken über die Nachfolge von Baden-Württembergs Ministerpräsidenten Winfried Kretschmann machte. Sehr ernst und persönlich wurde es, als Christoph Sonntag über die gravierenden, aber unzutreffenden Vorwürfe seiner Ex-Frau und Ex-Schwiegermutter erzählte. Dass er sich trotzdem nicht hat unterkriegen lassen, präsentierte er musikalisch eindrücklich mit dem Rocksong „Zurück im Glück“.

Als Prof. Dr. Dr. Christoph Friedhelm von Schlotterbarsch gab Christoph Sonntag den verwirrten Mediziner, der allein durch das Aussprechen des Wortes „Corona“ eine endlose und fulminant vorgetragene Kette an Versprechern und Wortfindungsstörungen in Gang setzte. Ebenso großartig auch sein Handwerker Peter Kübler, der mehrfach in atemberaubendem Tempo schilderte, warum die Wärmepumpe doch noch nicht eingebaut werden kann, und Albert Einsteins Relativitätstheorie änderte Christoph Sonntag in Ä = m x g‘, was der „Ärger isch meist größer“ bedeutete.

Publikum einbezogen

Überdies wurde das Publikum aufgefordert, über einen auf der Bühne eingeblendeten QR-Code Wörter zu senden, aus denen Christoph Sonntag nach der Pause amüsante Reime gebildet hatte. Ausgewählt aus dem Publikum wurden wiederum Wolfgang und Evelin aus Bietigheim für eine kurze, aber nachhaltige Volkszählung.

Viel zu schnell war die Zeit vergangen und der wilde kabarettistische Ritt vorbei – ohne Zugabe aber entließ das begeisterte Publikum Christoph Sonntag nicht.

 
 
- Anzeige -