Im Jahr 2023 waren die geplanten großen Umbauten und Neubaupläne am Bietigheimer Krankenhaus gestoppt worden, um die Auswirkungen der laufenden Krankenhausreform abzuwarten. Seitdem ist unklar, wie es dort baulich weitergeht. Seine heutige Größe hat das Haus bereits vor 50 Jahren erhalten. Am 28. Mai 1975 wurde die damalige Krankenhauserweiterung in Regie der Stadt Bietigheim-Bissingen nach 17-jähriger Bauzeit vollendet. Ein Rückblick.
Bietigheim-Bissingen Der lange Weg zum neuen Krankenhaus
Vor 50 Jahren wurde die Erweiterung des Krankenhauses abgeschlossen. Es war die bis dato größte Baumaßnahme der Stadt.
Altbau von 1914
Die Krankenhaushistorie am jetzigen Klinikstandort geht auf das Jahr 1912 zurück, als der Gemeinderat am 13. November zu entscheiden hatte, ob im Westen der Stadt, auf Höhe der Löchgauer Straße, oder im Osten ein neues Krankenhaus entstehen sollte. Die Entscheidung fiel denkbar knapp für den Osten, den heutigen Standort, aus. Zuvor hatte es auch schon Spitäler in Bietigheim gegeben, das erste wird bereits im Jahr 1547 erwähnt, ein neueres an der Metter entstand 1841. Dieses war für die aufgrund der Industrialisierung wachsende Stadt mit nur 30 Betten dann aber bald zu klein.
Der 1912 beschlossene Neubau mit über 75 Betten wurde im Sommer 1914 eingeweiht – kurz vor Beginn des Ersten Weltkriegs. Er diente daher für die Dauer des Krieges (1914 bis 1918) als Reservelazarett. Erst danach konnte das Haus seiner eigentlichen Bestimmung zugeführt werden.
Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde das Krankenhaus vorübergehend ins Kleiningersheimer Schloss verlagert. Erst 1948 wurde es an die Stadt zurückgegeben. Im Folgejahr wurde eine Innere Abteilung eingerichtet.
Nur acht Jahre später, 1957, fasste der Gemeinderat einen Grundsatzbeschluss für die Erweiterung des Hauses. Hintergrund war das schnelle Wachsen der Stadt und ihres Umlands. Der Ausbau sollte durch den Bau weiterer Gebäude geschehen, an einen Abbruch des bestehenden Gebäudes war zunächst nicht gedacht. Für die Pläne war der Architekt Otto Nußbaum aus Backnang verantwortlich.
Erweiterung in Etappen
Laut BZ-Archiv wurde zunächst das sogenannte Krauss-Haus in der Nähe genutzt, um 55 Betten zu schaffen, als die Aufnahmekapazität des Krankenhauses nicht mehr ausreichte. Die Bauarbeiten für die Erweiterung begannen dann im Herbst 1958. In der Ersten Etappe wurde der Anbau Ost mit 88 Betten, Küche, Heizungsanlage, Garagen und Leichenhalle bis 1961 erstellt.
Im nächsten Bauabschnitt ließ die Stadt Personalwohnungen (Schwesternwohnheim, 1962), und eine Schwesternschule (1964) errichten. Ein viergeschossiger Behandlungstrakt und ein sechsgeschossiges Bettenhaus West mit 212 Betten wurden bis 1970 fertig. Unter anderem wurden neue Räume für eine Wäscherei, Verwaltung, Besucherhalle mit Kiosk, Zentrallabor, Röntgenabteilung, OP-Abteilung, Gynäkologie und Geburtshilfe geschaffen.
Mittelbau mit sechs Geschossen
In dieser Phase kam man bei Stadt und Gemeinderat zu der Erkenntnis, dass aus dem Bauwerk nichts Ganzes werden könne, wenn der Altbau in der Mitte erhalten blieb. Der Gemeinderat beschloss daher, diesen abzureißen und durch einen neuen, sechsgeschossigen Mittelbau zu ersetzten. Mit den Abrissarbeiten wurde im August 1970 begonnen, im März 1973 wurde der neue Mittelbau fertig. Dieser enthielt 160 Betten, Speisesaal und Apotheke.
Es folgten noch weitere Baumaßnahmen wie unter anderem für die Cafeteria, es wurden Parkplätze an der verlängerten Uhlandstraße in Betrieb genommen, ein Hubschrauberlandeplatz eingerichtet (1974) und eine Intensivpflegestation eröffnet (April 1975), bis die Erweiterung des Krankenhauses nach 17 Jahren Bauzeit abgeschlossen war. Aus einem Altbau mit 75 Betten war ein Neubau mit 480 Betten geworden.
Kosten: 40 Millionen Mark
Es galt als das bis dahin größte Bauprojekt der Stadt Bietigheim, die sich inzwischen mit Bissingen zu Bietigheim-Bissingen zusammengeschlossen hatte. Die Kosten wurden auf 40 Millionen Mark beziffert.
Oberbürgermeister Karl Mai, der das neue Krankenhaus noch kurz vor seiner Verabschiedung in den Ruhestand im Juni 1975 übergeben konnte, sagte bei der Feierstunde zur Einweihung am 28. Mai 1975, die Krankenhauserweiterung habe die Stadt seit 1949 fast ununterbrochen beschäftigt. Der Bau sei nach den finanziellen Möglichkeiten in Etappen realisiert worden.
Landrat Dr. Ulrich Hartmann erklärte, die Häuser Ludwigsburg, dessen zweiter Bauteil im Juni 1975 eingeweiht werden sollte, und Bietigheim hätten nun zusammen ausreichend Betten, um dem Krankenhausbedarfsplan zu entsprechen. Er wünsche sich eine gute und erfolgreiche Zusammenarbeit beider Häuser. Tatsächlich sollten beide Krankenhäuser dann etwas mehr als 20 Jahre später auch organisatorisch unter ein Dach kommen, als der Landkreis und die Stadt Bietigheim-Bissingen mit Wirkung zum 1. Januar 1994 eine gemeinnützige gemeinsame Gesellschaft gründeten, die Kliniken Ludwigsburg-Bietigheim gGmbH.
