Bietigheim-Bissingen Der Wald ist Lia Ternes Welt

Von Oliver Gerst
Lia Ternes ist die neue Leiterin des Forstreviers Bietigheim. Hier ist sie unterwegs im Oberen Wald. Foto: /Martin Kalb

Ein Gespräch mit der neuen Leiterin des Forstreviers Bietigheim über ihre Aufgaben im „Fachbereich Wald“ des Landratsamts Ludwigsburg.

Passender hätte der Treffpunkt mit der neuen Leiterin des Forstreviers Bietigheim nicht sein können. Sie hat die ehemalige Pflanzschulhütte bei der Lettengrube ausgesucht, um bei dem Gespräch gleich in medias res zu sein – mitten im Wald. Lia Ternes ist 28 Jahre jung, seit 1. Oktober offiziell im Amt und damit die einzige Frau in dieser Position im Landkreis. Sie folgt Axel Armbruster nach, der kürzlich in den Ruhestand verabschiedet wurde. Zum Gespräch kommt sie im klassischen grünen Dienst-Outfit und mit ihrem Hund Pax.

Neugierig und kommunikativ

„Ich bin neugierig, kommunikationsfreudig, mag vielfältige Aufgaben und begeistere gerne“, so beschreibt sich Lia Ternes selbst. Selbstbewusst und sympathisch wirkt sie obendrein. Alles Eigenschaften, die in ihrem Job im „Fachbereich Wald“ des Landratsamts wertvoll sind. Die Revierleiterin geht mit professionellem Blick durch den Wald, und „wo viele einfach das schöne Grün“ sehen, kontrolliert sie die unterschiedlichen Baumarten wie Eichen, Eschen, Buchen, Spitzahorn, Feldahorn oder Elsbeere.

Die Verteilung der Bäume bildet zusammen mit den Abteilungen des Waldes, der Lage von Wegen, Eigentumsgrenzen, Holznutzungsflächen und anderen Details einen bunten Teppich als Revierkarte auf ihrem Tablet. Auf Sichtkontakt mit den Bäumen erkennt Ternes, ob es ihnen gut geht und wo es Krankheiten gibt – zum Beispiel die Rußrindenkrankheit beim Ahorn nach langen, trockenen Sommern oder das um sich greifende Eschentriebsterben durch Pilze. Sie kennzeichnet Bäume, die krankheitsbedingt entfernt werden sollen, die für die Holzernte im Winter gefällt werden dürfen und solche, die unbedingt stehen bleiben müssen.

Dabei findet sie auch „Gespräche mit Spaziergängern wichtig“, die sie auf die Markierungen ansprechen. Wie etwa auf die „Wellenlinien“, die sogenannten „Habitatbäumen“ Bestandsschutz sichern, weil sie als Unterschlupf und Nahrungsquelle für Waldbewohner wie Eichhörnchen, Fledermäuse, Vögel, Insekten oder Käfer dienen. Schulklassen will Ternes wie schon zuvor zwei Jahre als Trainee die Bedeutung des Waldes als Ökosystem vor Ort nahebringen – „Waldpädagogik“ nennt sich das im Fachjargon. Eine der wichtigsten Aufgaben für die neue Revierleiterin wird es sein, den Wald für die klimatischen Veränderungen zu wappnen, unter anderem also Baumarten zu kultivieren, die Trockenheit möglichst gut aushalten können.

Nachhaltige Rohstoffnutzung

Für Lia Ternes bietet der neue Job genau die richtige Mischung aus Innen- und Außendienst. Die Arbeit im Wald liegt ihr dabei aber besonders am Herzen, auch wenn das bedeutet, mal einen ganzen Tag lang allein zwischen den Bäumen unterwegs zu sein. „Das muss man mögen“, sagt sie und lacht, im Wissen, dass das nicht jedermanns Sache wäre. Das Jagen gehört – obwohl sie als Teil ihrer Ausbildung einen Jagdschein gemacht hat – nicht zu ihren Aufgaben. Dafür sind seit der Reform der Forstorganisation in Baden-Württemberg 2020 die Eigentümer und Jagdpächter von kommunalen wie privaten Wäldern selbst verantwortlich, werden aber vom „Fachbereich Wald“ beraten und betreut.

Zehn Kommunalwälder

Im Innendienst ist die Revierchefin Teil eines Teams aus Fachbereichsleitung, Sachbearbeitern und Holzverkäufern. Zu Ternes Aufgaben gehören hier die Dokumentation von Einnahmen und Ausgaben, die Jahresplanung, die Pflege des „Revierbuchs“ mit Baumbeständen und Holzmassen sowie der Naturschutz und die Öffentlichkeitsarbeit. Ihr ist es wichtig, dass sie „beruflich aktiv zum Umweltschutz beitragen“ kann. Außerdem organisiert sie Verkehrssicherungsmaßnahmen, ist im Austausch mit Städten und Gemeinden und beauftragt Forstunternehmen für die Holzernte – eine „nachhaltige Rohstoffnutzung vor der Haustüre“, freut sich die Revierleitern.

Aktuell inspiziert Ternes nach und nach die Wälder ihres Forstreviers. Eine umfangreiche Aufgabe, denn neben dem Stadtwald Bietigheim-Bissingen gehören neun weitere Kommunalwälder dazu: Ludwigsburg, Markgröningen, Schwieberdingen, Kornwestheim, Oberriexingen, Remseck, Tamm, Asperg und Affalterbach – alle im „Fachbereich Wald“ angesiedelt.

Für die Bewirtschaftung von Staatswald wie dem Bietigheimer Forst und dem Ludwigsburger Favoritepark ist seit der Reform die „ForstBW“ zuständig.

Der Wald ist ihre Welt, und selbst nach Feierabend dürfte Lia Ternes noch so manches Fachgespräch zuhause mit ihrem Verlobten führen – einem Förster.

Zur Person: Lia Ternes

Studium Lia Ternes hat an der Hochschule für Forstwirtschaft Rottenburg studiert (Bachelor of Science) und Erfahrungen unter anderem durch Praxissemester (untere Forstbehörde des Zollernalbkreises) und bei einem Praktikum (untere Forstbehörde des Enzkreises) gesammelt.

Bisherige Stationen Ihre beruflichen Stationen bis zur Leitung des Forstreviers Bietigheim: Trainee im gehobenen technischen Forstdienst im „Fachbereich Wald“ des Landratsamts Ludwigsburg, die Forschungsanstalt für Waldökologie und Forstwirtschaft Rheinland-Pfalz (FAWF) sowie das Forstamt Rheinauen der Landesforsten Rheinland-Pfalz. Zusatzqualifikationen sammelte sie unter anderem in den Bereichen Fischerei (Angelschein) sowie Arten- und Biotopschutz.

 
 
- Anzeige -