Bietigheim-Bissingen Diakonieladen Neufundland: Das passende für jeden

Von Petra Neset-Ruppert
Ilka Husmann (li.) u Foto: /Oliver Bürkle

Im Bietigheim-Bissinger Diakonieladen „Neufundland“ kann jeder einkaufen – das betonten die beiden Stammkundinnen Jum Loesch und Ilka Husmann. Der Einkauf hier hat für sie einen ganz eigenen Reiz und bringt sie schon seit vielen Jahren in das Geschäft an der Freiberger Straße.

Hier einkaufen ist schon ein bisschen wie Familie treffen“, lacht Jum Loesch. Sie ist eine Stammkundin im Diakonieladen Neufundland in Bietigheim-Bissingen. Seit der Laden 2013 im Stadtteil Buch eröffnet wurde, kommt die gebürtige Thailänderin regelmäßig zum Einkaufen vorbei. Eine Freundin hatte ihr erzählt, dass es da einen neuen Second-Hand-Laden gibt, in dem jeder einkaufen kann. „Dann bin ich hier vorbeigekommen und habe ,meine Boutique’ gefunden“, sagt Loesch.

Diese „Boutique“ sei ihr deutlich lieber, als große Einkaufszentren. „Ich kann mich noch erinnern, als es viele Vorurteile gegenüber Second Hand gab. Das ist zum Glück nicht mehr so. Jetzt sehen die Leute ein, dass es auch wichtig ist nachhaltig einzukaufen“, betont Loesch. Extra aus Ludwigsburg macht sich die Stammkundin auf den Weg, um in „Neufundland“ einzukaufen – nicht nur für sich, auch für Freunde und Familie findet sie regelmäßig das Passende. „Bei den Preisen muss ich nicht überlegen, da landet dann schnell noch etwas in meinem Einkaufskorb“, lacht Loesch.

Auch Ilka Husmann ist eine langjährige Kundin im Diakonieladen. Zuerst brachte sie regelmäßig Kleiderspenden in den Laden. „Dabei habe ich dann erst erfahren, dass hier wirklich jeder einkaufen kann und hab mir mal angesehen, was es so gibt“, erinnert sich Husmann. Schnell sei sie fündig geworden und dann regelmäßig zum einkaufen und Spenden vorbeibringen nach Buch gekommen. Seit dem Sommer 2020 wurde aus der Einkäuferin Husmann dann auch eine ehrenamtlich Verkäuferin. Katja Kinkel, die Leiterin des Diakonieladens hatte sie damals angesprochen und gefragt, ob sie nicht mitmachen möchte. „Da konnte ich nicht nein sagen“, lacht Husmann.

Einkauf und soziale Kontakte

Kundin ist Husmann auch weiterhin. „Wir Ehrenamtlichen kennen uns alle ganz gut untereinander und wenn man dann zum Arbeiten kommt, wird man häufig mit passenden Kleidungsstücken begrüßt, die die Kolleginnen für einen entdeckt haben“, erzählt Husmann. Es ist eine sehr herzliche und entspannte Atmosphäre im Laden in der Freiberger Straße. Viele Kunden kämen auch auf einen kleinen Plausch vorbei und schätzten die familiäre Atmosphäre. „Ich kann mich an einen Enkel erinnern, der mit seiner Großmutter reinkam, die dringend neue Hosen brauchte. Er kannte sich mit den Größen gar nicht aus. Wir haben dann einfach das Maßband gezückt und gleich zwei passende Modelle gefunden. Er war richtig glücklich, seine Großmutter und wir natürlich auch“, erinnert sich Husmann.

Auch Jum Loesch erlebt im Diakonieladen immer viele schöne Momente. Als nebenan noch der Tafelladen war, habe sie immer eine Frau getroffen mit der sie sich unterhalten habe. „Und plötzlich stand sie mal mit Blumen vor mir und meinte, die seien für mich, weil sie sich immer so freue, wenn wir uns sehen. Das hat mich gerührt“, erzählt Loesch. Immer wieder mache man sich als Kunde auch gegenseitig Komplimente, wenn der oder diejenige ein passendes neues Kleidungsstück entdeckt habe. „Jeder findet hier was. Wir sind alle so unterschiedlich, da gibt es für jeden Geschmack das passende und wir bestärken uns gegenseitig“, sagt Loesch.

„Neues entdecken“

Das sei auch der Grund weshalb Verkäuferin Husmann kaum noch in „normale Geschäfte“ ginge. Am liebsten kaufe sie Second Hand vor Ort ein. „Allerdings komme ich hier nicht her, weil ich etwas Bestimmtes suche. Ich lasse mich gerne davon überraschen, was ich so Neues entdecke“, sagt Husmann. So habe sie vor einiger Zeit auch ein schickes schwarzes Kleid eines japanischen Designers entdeckt. „Das ist ganz schräg geschnitten und außergewöhnlich. So etwas hätte ich mir in einem normalen Laden nie gekauft, aber hier habe ich es entdeckt.“

Von schicker Abendgarderobe bis hin zu Alltagskleidung für Erwachsene und Kinder hat der Laden ein breites Sortiment, dass ständig wechselt, je nach dem was gerade für Spenden im Laden landen. Wer einen Tafelausweis hat, erhält im Diakonieladen nochmals Vergünstigungen auf die ausgezeichneten Preise.

Jum Loesch wirbt immer wieder für „ihre Boutique“, dem Diakonieladen Neufundland: „Ich erkläre immer wieder, dass hier wirklich jeder einkaufen kann und das man damit sogar doppelt Gutes tut“, sagt Loesch. Denn nicht nur nachhaltig ist das Konzept von Second Hand Läden, der Diakonieladen finanziert sich und auch andere soziale Projekte durch die Einnahmen. „Wer noch nicht hier war, sollte es bald ausprobieren. Es ist viel mehr als nur Einkaufen“, sagt Loesch.

 
 
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