Im Bürgergarten ertönt früh morgens schallendes Gelächter. Der charakteristische Ruf des Vogels mit Namen Lachender Hans erinnert an das Kichern eines Menschen, der gerade gekitzelt wird. Seit April bewohnt ein Pärchen dieser Art einen der vier großen Vogelkäfige, Volieren genannt, im Bietigheimer Bürgergarten. Der Lachende Hans gehört zur Gattung Jägerliest, auch Kookaburra genannt, und ist der größte in der Familie der Eisvögel.
Bietigheim-Bissingen Die Lachenden Hänse leben sich ein
Seit 1989 zwitschern und gackern exotische Vögel in Volieren im Stadtpark. Seit April neu dabei ist ein gefiedertes Pärchen einer Art, die in Australien legendär ist.
Während der Bundesgartenschau 1989 hat die Stadt Bietigheim-Bissingen die Volieren neben dem Gasthaus Storchen errichtet. Seit mehr als 36 Jahren pflegen und hegen engagierte Mitglieder des Vereins der Vogelliebhaber Bietigheim-Bissingen um den Vorsitzenden Heinz Schrempf die Gehege und deren gefiederte Bewohner.
Sieben Nymphensittich-Küken
Als im April überraschend Klaus Pallus, der zweite Vorsitzende des Vereins, verstarb, „war das ein Schock für uns alle“, erzählt Schrempf. Die Vögel von Pallus in Lauffen brauchten eine neue Bleibe, und so kamen seine zwei Lachenden Hänse nach Bietigheim-Bissingen. In Australien sind die großen, meist monogamen Vögel sehr beliebt, sie jagen Mäuse und Ratten, fressen sogar Schlangen. Sie sind wie alle exotischen Vögel im Bürgergarten eine Nachzucht.
Wie der Lachender Hans stammen auch die Nymphensittiche ursprünglich von „Down Under“. In Bietigheim haben Ende Mai diese kleinen Papageien mit der Punkerfrisur Nachwuchs bekommen, sieben graue Küken mit knallorangenem Schnabel. „Generell bleibt der Nachwuchs in den Volieren“, sagt Claus-Dieter Eisenbeiß, der täglich nach dem Wohl der Voliere-Vögel schaut.
Acht Vogelarten sind derzeit in den Volieren zu Hause, insgesamt etwa 60 Vögel laut dem 77-Jährigen. Ein Besuchermagnet seien neben den Lachenden Hänsen auch die Unzertrennlichen, eine Gattung von kleinen afrikanischen Papageien, farbenfroh mit Orange-, Rot- und Grüntönen gefiedert. Es lässt sich gut beobachten, wie die geselligen und quirligen Vögel stets zu zweit oder im kleinen Schwarm umherfliegen, auf den Ästen hocken, schaukeln. Die Pärchen sind ein Leben lang unzertrennlich. Ihr extremes Paarverhalten mit Kuscheln und Pflegen hat ihnen den Namen Liebesvögel eingebracht, im Wissenschaftlichen Agaporniden vom lateinischen Agape (Liebe) und Ornis (Vogel).
Kameras und Kritik
Im Gehege hinten rechts leben seit Errichtung der Volieren zwei große turkmenische Uhu-Weibchen. Sie sind schon über vierzig Jahre alt. 2016 und 2017 hatten Unbekannte Gitter des Uhu-Geheges entfernt. Die Vögel konnten aber im nahen Umkreis wieder eingefangen werden. „Kritiker meckern immer wieder, die Vögel gehören ins Freie“, sagt Heinz Schrempf, aber „die Tiere sind das Leben in freier Wildbahn nicht gewöhnt und würden verhungern.“ Seit den Vorfällen mit den Uhus sind Kameras installiert, und bisher sei nichts mehr in der Art passiert, sagt Schrempf.
Öfters erreiche ihn Kritik an der Haltung von Passanten oder Tierschützern, sagt Schrempf. Er halte dem entgegen, dass der Verein sehr gut nach den Tieren schaut, die Volieren größer seien als vorgegeben und kranke und verletzte Tiere gute medizinische Versorgung erhielten. Auf Nachfrage der BZ sagt die Vorsitzende des Naturschutzbundes (Nabu) Bietigheim-Bissingen, Sigrid Hirsch, dass der Nabu zwar eine Gefangenschaft von Tieren meist kritisch betrachtet. Gegen die Volieren in Bietigheim habe sie aber generell nichts einzuwenden, sie seien mit Zoos vergleichbar und deren Auftrag der Erhaltung der Arten und der Bildung. „Man sieht, es geht ihnen hier gut“, so Hirsch.
Keine Rattenplage derzeit
Zu essen bekommen die Uhus täglich acht tote Küken. Die lagern in Gefriertruhen hinten in einem großen Raum, wo auch das Körnerfuttergemisch für die anderen Vögel steht und es ein Innengehege für die Vögel gibt.
Um das Füttern und Saubermachen kümmert sich seit rund sieben Jahren täglich Claus-Dieter Eisenbeiß, Mitglied im Verein für Vogelliebhaber. Ein bis zwei Stunden ist der Rentner mit der Pflege der Volieren vormittags beschäftigt. Mit Ratten hätten sie immer wieder zu kämpfen. „Besonders 2024 war schlimm“, sagt Eisenbeiß. Die Nager hätten gar kleine Vögel gefressen. Rattenköder helfen und seit einem dreiviertel Jahr sei Ruhe vor den aufdringlichen Nagern. Das Futter und die Haltung haben ihren Preis – rund 1500 Euro pro Jahr, laut dem Vorsitzenden Schrempf. Die Stadt unterstützt den Verein mit einem Zuschuss für die Volieren, über private Spenden freut sich der Verein für Vogelliebhaber.
Nachdem die erste Brut bei den Lachenden Hänsen im Mai leider nicht überlebt hat, hoffen Schrempf und seine Voliere-Engagierten weiter auf Nachwuchs. „Das wäre eine große Freude und Sensation, und ein Zeichen, dass sie sich hier gut eingelebt haben“, so Schrempf.