Ich kenne die Bücherei gut“, sagt Sandra Eichert. Als sie sechs Jahre alt war, zog die Familie aus Aalen nach Bietigheim-Bissingen und sie nutzte das Angebot der Otto-Rombach-Bücherei bereits als Kind. Später machte sie hier während des Studiums der Bibliothekswissenschaft ein Praxissemester, und seit 2011 ist sie Mitarbeiterin der Bibliothek. Seit Januar dieses Jahres hat sie nun deren Leitung übernommen.
Bietigheim-Bissingen „Die Sachliteratur ist auf dem Rückzug“
Sandra Eichert ist die neue Leiterin der Otto-Rombach-Bücherei. Sie will die Bibliothek weiterentwickeln und digitale Angebote ausbauen. Ein Zukunftsthema ist die „Open Library“.
Grund für den Wechsel an der Spitze der Einrichtung war, dass der bisherige Leiter Hans Pöhnl krankheitsbedingt nur noch in Teilzeit arbeitet, aber dem Leitungsteam der Bücherei erhalten bleibt. In einer internen Ausschreibung bewarb sich Sandra Eichert, die in den letzten beiden Jahren bereits im Leitungsteam mitwirkte und dort für Kooperationen mit weiterführenden Schulen, Soziale Medien und Digitales zuständig war, für die Stelle – mit Erfolg.
Eichert hat an der Hochschule für Medien in Stuttgart Bibliothekswissenschaft studiert, nach ihrem Abschluss arbeitete sie zuerst bei einem Verlag in Leinfelden, anschließend bei der Fachstelle für das öffentliche Bibliothekswesen in Stuttgart. Von 2004 bis 2011 leitete sie die Bücherei in Schwaikheim, bevor sie dann nach Bietigheim-Bissingen zur Otto-Rombach-Bücherei kam.
Ein Ort der Begegnung
Sie wolle die Bibliothek als Ort der Begegnung und Weiterbildung fördern, nennt sie eines ihrer Ziele als Leiterin der Einrichtung. „Die Kooperationen mit Schulen liegen mir sehr am Herzen“, sagt Eichert. „Wir sind ein außerschulischer Lernort.“ Durch attraktive Veranstaltungsformate solle die Rolle der Bücherei als moderner Erlebnisraum gestärkt werden. Davon gab es allein im letzten Jahr 75.
Eine großartige Veranstaltung seien 2017 die Kinder- und Literaturtage in Bietigheim-Bissingen gewesen. „So etwas könnte ich mir für die Zukunft auf jeden Fall wieder vorstellen“, sagt Sandra Eichert, weist allerdings darauf hin, dass solch ein Projekt eine längere Vorlaufzeit hat. In diesem Jahr ist die Bibliothek zudem mit Projekten zur Feier des Jubiläums „50 Jahre Bietigheim-Bissingen“ beteiligt.
Rekord bei Online-Medien
Die digitalen Angebote will Sandra Eichert weiter ausbauen. So habe es 2024 mit 146.000 Online-Ausleihen, das heißt dem Herunterladen digitaler Medien, durch 2600 Kunden einen neuen Rekord gegeben. Auch die Online-Lernplattform „Sofa-Tutor“ oder das Streaming-Portal „Filmfriend“ würden gut angenommen.
CDs nicht mehr gefragt
Zur Frage, welche Rolle das klassische Buch noch spielt, sagt Eichert, dass das Sachbuch nicht mehr so gefragt sei. Die Sachliteratur sei auf dem Rückzug, weil sich viele inzwischen übers Internet informierten. Besser sehe es bei den Romanen aus, sehr gefragt sei Kinderliteratur. Keine Nachfrage gebe es mehr für Musik-CDs. „Das ist ein aussterbendes Medium“, so Eichert. In der Bücherei werde jedes Jahr nach der deutschen Bibliotheksstatistik Bilanz zur Nutzung gezogen, um zu sehen, wo der Bedarf liege.
Der Otto-Rombach-Bücherei steht für das laufende Jahr ein Medienetat von 105.000 Euro zur Verfügung, der im Vergleich zum Vorjahr etwas erhöht wurde. Froh ist die Büchereileiterin, dass in Bietigheim-Bissingen die Ausleihe nach wie vor kostenlos ist. Das gebe es sonst kaum noch. Dass seit diesem Januar die Ausstellung eines neuen Lesesausweises zehn Euro kostet, falle dagegen nicht ins Gewicht. Es habe bislang keine negativen Rückmeldungen gegeben. Die Bücherei zählt aktuell rund 7000 Nutzer, im vergangenen Jahr gab es 1200 Neuanmeldungen.
Ausleihen ohne Personal
Ein Zukunftsthema ist für die neue Büchereileiterin das Konzept der „Open Library“. Darunter versteht man Bibliotheken mit stark ausgeweiteten Öffnungszeiten, in denen dann kein Personal vor Ort ist, zum Beispiel sonntags. Vor zwei Jahren habe man die Open Library in Würzburg besucht, erzählt Sandra Eichert. Zur Umsetzung müssten allerdings viele technische Voraussetzungen erfüllt sein, etwa mit Blick auf Zugang, Medienrückgabe oder Zeitschaltuhren für die Beleuchtung.
Noch gebe es dazu keine konkreten Planungen, sagt die Leiterin, es sei aber „eine Idee, die wir sehr genau verfolgen“. Generell gehe es darum, in der Bücherei den veränderten Kundenwünschen Rechnung zu tragen.