Einmal mit dem Fahrrad mitten auf der B27 und mit Polizeibegleitung über rote Ampeln fahren: Daran hatten am vergangenen Samstag sowohl die jüngeren als auch die älteren der rund 40 Teilnehmer der ersten Fahrraddemo „Kidical-Mass“ in Bietigheim-Bissingen sichtlich ihre Freude. Neben dem Fahrspaß haben die Mitglieder der Ortsgruppe des Allgemeinen Deutschen Fahrradclubs (ADFC), welche die Demo organisiert hatten, jedoch noch etwas anderes im Sinn: Kinder und Familien sollen „ohne Angst mit dem Fahrrad ihre Schulen und Freizeitveranstaltungen erreichen. Das ist das Ziel der Kidical-Mass-Bewegung“, hieß es in der Ankündigung der Veranstaltung.
Bietigheim-Bissingen „Die Straße ist für alle da“
Für die Sicherheit von Kindern im Straßenverkehr haben sich am Wochenende die Teilnehmer der ersten Fahrraddemo „Kidical-Mass“ in der Stadt stark gemacht.
Bedürfnisse der Kinder stehen im Vordergrund
Anders als bei der „Critical-Mass“, die in Städten wie Stuttgart jeden Monat hunderte Radbegeisterte anzieht, um gemeinsam für sichere Straßen und Radwege zu demonstrieren, stehen bei der „Kidical-Mass“ vor allem die Bedürfnisse der jüngsten Verkehrsteilnehmer im Vordergrund. Laut des ADFC finden bereits seit 2007 Demos dieser Art weltweit statt. Die erste „Kidical-Mass“ in Bietigheim-Bissingen führte auf einer etwa vier Kilometer langen Strecke vom Festplatz am Viadukt zunächst durch den Stadtteil Sand, dann über die Stuttgarter Straße und die alte Enzbrücke, um am Kronenplatz zu enden. Begleitet wurde der Zug auch von Musik aus einer Anlage, die auf einem eigens dafür gebauten Fahrrad montiert war.
„Bietigheim hat eigentlich ein gutes Radnetz. Doch ist es auch für Kinder gut? – nicht immer“, sagt der Vorsitzende der ADFC-Ortsgruppe, Albrecht Kurz, vor Beginn der Demonstration. Worauf Kurz hier anspielt, sind vor allem Tempo-Dreißig-Zonen in Wohngebieten, die einen großen Teil des örtlichen Radnetzes ausmachen. „Diese sind immer noch autofreundlich gestaltet und viele Kinder haben Angst, dort zu fahren“, sagt Kurz. Salome Ebinger, die mit ihren Kindern an der Demo teilgenommen hat, kann das bestätigen: „Autos parken dort oft zu weit auf den Gehwegen und die Kinder müssen mit ihren Laufrädern auf die Straße ausweichen“.
Zudem seien laut der frisch gewählten Gemeinderätin auch plötzlich endende Radwege ein Problem: „Mit Kindern fühlt man sich dort unsicher“, sagt sie. Dass immer weniger Erwachsene regelmäßig auf das Rad steigen und dies dementsprechend auch ihren Kindern nicht zutrauen, bekomme Albrecht Kurz immer häufiger bei seiner Arbeit an Schulen mit. Mit Aktionen wir der „Kidical-Mass“ will er das Radfahren wieder präsenter machen und vor allem eines verdeutlichen: „Die Straße ist für alle da“.
In einem aufgebauten Parkour, durften die Kinder nach der Demonstration ihr Können auf dem Rad testen und ihre Fahrsicherheit verbessern. Auf die Frage, was ihm an diesem Tag am besten gefallen habe, antwortet der Schüler Maximilian Nindl: „Das man mal auf der Hauptstraße fahren durfte und wir eine so große Gruppe waren“. Auch Albrecht Kurz ist zufrieden mit der Veranstaltung und der Anzahl an Teilnehmern trotz des Regens. „Denen, die dabei waren, hat es gefallen“, sagt er. Dass im nächsten Jahr wieder eine „Kidical-Mass“ stattfindet, ist laut Kurz nicht beschlossen, er könne es sich sehr gut vorstellen.