Der aktuelle Zustand der Außenfassade des Bietigheimer Rathauses erfordert deren umfassende Sanierung“, heißt es in der Sitzungsvorlage für die Gemeinderatssitzung an diesem Dienstag, 6. Februar. Der Grund: nicht denkmalgerecht ausgeführte Sanierungsarbeiten aus dem Jahr 1980.
Bietigheim-Bissingen Diesmal denkmalgerecht: Stadt will Rathausfassade sanieren
Die Außenfassade des Bietigheimer Rathauses weist diverse Schäden auf und soll daher umfassend und denkmalgerecht saniert werden.
Von vorne: Das im Jahr 1507 als Sichtfachwerkbau errichtete Rathaus wurde 1769 gemäß dem Geschmack der Zeit vollständig verputzt und später, im Jahr 1783, mit einer weitreichenden Fassadenneugliederung versehen. Weitere Überarbeitungen der Fassade folgten in den Jahren 1891, 1926 und 1964. 1980 folgte die letzte Generalsanierung, bei der die komplette Außenfassade neu verputzt und das architektonische Erscheinungsbild nach damaligen Gesichtspunkten rekonstruiert wurde.
Heute äußern sich die baulichen Probleme in Form von Rissbildungen und Abplatzungen an der gesamten Fassade. Diese rühren von dem nicht denkmalgerecht ausgeführten Außenputz aus dem Jahre 1980. Rückblickend wurde dabei wenig Augenmerk auf die Erhaltung historischer Schichten und Materialien gelegt, sodass unter dem heutigen Putz nur mit wenigen ursprünglichen Befunden zu rechnen sei, heißt es in der Vorlage weiter. „Der seinerzeit verwendete Zementputz präsentiert sich als extrem hart und unflexibel und gewährleistet keine intakte Anbindung an historische Baustoffe“, schreibt die Stadt.
Vielfältige Schadensbilder
Weiter seien in manchen Bereichen die Putzstärken zu dick aufgetragen und nicht selbst tragfähig. Probeöffnungen hätten zudem handwerkliche Mängel auch beim Putzunterbau ergeben. Weitere erkennbare Schäden sind Schlieren und Ablagerungen aufgrund von Blumenkästen, Absandungen der Sandsteinfassungen und -elemente sowie Verwitterung bei Holzteilen, etwa Fenstern und Klappläden.
Abstimmung mit Denkmalamt
Die Stadtverwaltung kommt zu dem Ergebniss, dass umfangreiche Sanierungsmaßnahmen erforderlich seien, bei denen vor allem auf die denkmalgerechte Ausführung und richtigen Materialien wert gelegt werden soll. Allerdings führe diese Priorisierung dazu, dass zunächst eine genaue Aufnahme des Bestands und eine anschließende fundierte Neuplanung sowie eine Abstimmung mit dem Landesamt für Denkmalpflege erforderlich werden.
Stimmt der Gemeinderat zu, sollen die Planungsarbeiten an die AeDis AG für Planung, Restaurierung und Denkmalpflege aus Ebersbach/Fils-Roßwälden vergeben werden, die auch bereits Fassadensanierungen beim Schloss Favorite in Ludwigsburg oder dem Schloss Hohenstein in Stuttgart durchgeführt hat. Für die zunächst beauftragten Leistungsphasen eins bis drei wird dabei ein Bruttohonorar von 27 400 Euro fällig, insgesamt belaufen sich die Planungskosten auf 154 200 Euro. Für die Gesamtsanierung sind im Haushaltsplan 2024 bereits 725 000 Euro vorgesehen. Weitere Mittel sollen nach der detaillierten Kostenberechnung im kommenden Haushalt eingeplant werden, so die Stadt.
Ziel sei es, im zweiten Quartal eine fertige Entwurfsplanung mit fundierter Kostenberechnung zu erarbeiten und den Baubeschluss im Gemeinderat zu fassen. Der genaue Terminplan hinsichtlich der Ausschreibung, Vergabe und Bauausführung hänge dabei vom tatsächlichen Schadensbild ab, das erst dann sichtbar werde, wenn der bestehende Außenputz vollständig entfernt wurde.
Die Beeinträchtigung des Rathauses während der Fassadenarbeiten soll möglichst gering gehalten werden, heißt es in der Vorlage weiter.