Bietigheim-Bissingen Duo mit über 200 Instrumenten

Von Helga Spannhake
Die Musiker Michael Kiedaisch (links) und Markus Hauke gestalten in Bietigheim ein Konzert mit über 200 Instrumenten. Foto: Werner Kuhnle

Zu einem besonderen Konzertereignis am Samstagabend um 19 Uhr bitten die beiden vielseitigen Percussionisten Markus Hauke und Michael Kiedaisch.

Es glitzert und schimmert rechts auf der Bühne, wo an einem großen Metallgestänge verschiedene Gongs, Glocken, Becken und Tamtams befestigt sind. Markus Hauke und Michael Kiedaisch bewegen sich geschmeidig zwischen ihnen, schlagen sie mit ihren Schlegeln an. Durch Eintauchen in ein kleines Wasserbecken erzeugen sie einen in der Tonhöhe abrutschenden Klang.

Fellinstrumente dominieren die Bühnenmitte, während die Holzfraktion auf der linken Seite zu finden ist. Vor einer Amadinda, einem Xylofon mit zwölf hölzernen Klangplatten aus Uganda, liegen zwei Batá Drums in Cajón-Bauweise – anstatt einer Fellbespannung besteht das Hybridinstrument komplett aus Holz. Shaker in allen Varianten liegen auf einem Tisch, und dazwischen zu sehen ist eine schwarze Kugel, rundherum verziert mit Tannenzapfen. Vorn am Bühnenrand liegen Wassertrommeln aus Ghana und ein stolze drei Meter langer Rainstick lehnt neben einem dreitönigen Windspiel aus Bali: „Ich bin immer schon so ein Jäger und Sammler gewesen“, lacht Markus Hauke. Unterwegs auf Tournee oder während eines Konzerts auf einem der fünf Erdteile kauft er gern einheimische Instrumente, und so kam bei ihm mit der Zeit eine umfangreiche Sammlung zusammen.

Corona als Starthilfe

In Markus Hauke reifte über die Jahre die Idee, all seine im Lager aufbewahrten Percussion-Instrumente einmal in ganz großer Konstellation auf die Bühne zu bringen. Als während der schwierigen Corona-Zeit verschiedene Förderprogramme für die Kultur entstanden, reichte er seine „Soundscapes“ Idee eines Konzerts mit über 200 Instrumenten ein und bekam tatsächlich ein Stipendium vom Deutschen Musikrat. Da bei solch einem Unterfangen ein zweiter Musiker unabdingbar war, fiel ihm sein langjähriger Kollege Michael Kiedaisch ein. Gemeinsam hatten sie in Stuttgart studiert und danach in unterschiedlicher Besetzung oft gemeinsam musiziert.

Michael Kiedaisch, der inzwischen in Freiburg wohnt, wusste genau, worauf er sich einlässt: „Das ist wirklich lange her, dass wir etwas zusammen gemacht haben, und ich dachte, das ist eine tolle Gelegenheit, wieder mal mit ihm zu spielen“. Und so eine himmlische Percussionisten-Spielwiese mit dieser unglaublichen Instrumentenvielfalt, zu der auch zwei Affenbrotbaumschoten gehören, lässt eben keinen leidenschaftlichen Musiker kalt.

Einmaliges Konzerterlebnis

Eine Stunde lang bearbeiten Markus Hauke und Michael Kiedaisch mit ihren Händen, mit Schlegeln oder auch einem Bogen das große Instrumentarium. Sie stehen sich gegenüber, ergänzen virtuos ihre Klangpattern oder trommeln gleichzeitig kraftvoll und erzeugen Klänge zwischen Ethno und Experiment: „Größtenteils improvisieren wir und das ist meine liebste Art, Musik zu machen“, schwärmt Michael Kiedaisch. Traditionelle Melodien wie ein Stück über einen Fischverkauf aus Uganda, Klänge aus der japanischen Taiko Tradition oder auch ein, dem Gott der Jagd gewidmetes, Stück aus der kubanischen Santería-Religion treffen auf kreative Improvisationen: „Wir bringen Material direkt zum Klingen. Man hört Holz pur, Metall pur und Fell pur“, beschreibt Michael Kiedaisch diese außergewöhnliche Performance für die Ohren und Augen.

Markus Hauke ergänzt: „Ich bin immer unterwegs auf der Suche nach Klängen, bringe die mit nach Hause und schaue, was sich daraus entwickelt“ und das ist in diesem Fall das „Soundscapes“-Konzert, ein rhythmisch-dynamischer Dialog zweier ausgezeichneter Musiker.

 
 
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