Bietigheim-Bissingen Ein Abend mit Michi, Helmut Lux und Hartmut Engler

Von Frank Ruppert
Der bayerische Kabarettist Michael Altinger bei seinem Auftritt im Bietigheimer Kleinkunstkeller. Foto: /Martin Kalb

Michael Altinger spielte am Freitag sein Stück „Lichtblick“ im ausverkauften Bietigheimer Kleinkunstkeller. Mit Musik und aberwitzigen Geschichten gelingt dem Doppelgänger von Hartmut Engler dabei beste Unterhaltung.

Der bayerische Kabarettist Michael Altinger hat Bietigheim-Bissingen am Freitag einen Besuch abgestattet. Im Kleinkunstkeller, der schon lange ausverkauft war, bot der Wasserburger seine schon aus den vorangegangenen Programmen bekannte Mixtur aus Gesellschaftsbeobachtung, Musik (mit Gitarrist Andreas Rother) und aberwitzigen Geschichten aus seinem fiktiven Heimatdorf Strunzenöd.

„Ihr seid mein Lichtblick“, sagte Altinger am Anfang seines Programms zum Publikum. Da draußen, also jenseits der Kleinkunstkeller-Türen, das seien „alles Deppen“, aber hier drinnen fühle er sich wohl. Ein Schwerpunkt seines Programms ist dann auch die Meinungsvielfalt in der Gesellschaft. Altinger gibt sich dabei weniger als der feine Sezierer gesellschaftlicher Missstände, sondern spinnt über seine Bühnenpersona Entwicklungen weiter und führt sie ad absurdum. Auch beim Gendern („ich bin absolut nicht gegen das Gendern, ich höre halt dann einfach nicht mehr zu“) oder dem Thema Feminismus greift er zu diesem Mittel. So berichtet er, dass er in Strunzenöd in einem Matriarchat lebe. Männer müssten dort sehr männlich sein, sonst gebe es Ärger mit den Frauen. Deshalb trifft sich die örtliche unterdrückte Männerwelt heimlich zum Liebesschnulzen gucken und Weinen.

Doppelgänger in Bietigheim

Sich selbst zum Lachen bringt Altinger mit der Anekdote, dass er immer wieder für Hartmut Engler gehalten wird. „Das ist wohl überall schlimm, außer in Bietigheim.“ Eine gewisse Ähnlichkeit mit dem berühmten PUR-Sänger ist zumindest optisch nicht zu verleugnen, musikalisch trennen die beiden aber wohl Welten. Gitarrenlastig sind die Stücke, die Altinger an diesem Abend mit seinem Partner Andreas Rother einstreut und so immer wieder für willkommene Brüche oder Ergänzungen in seiner Stand-up-Routine sorgt. Ein weiterer wichtiger Protagonist ist Helmut Lux, Bürgermeister im fiktiven Strunzenöd. Lux ist so eine Mischung als Elon Musk, Jeff Bezos und dem Stereotyp des bayerischen Bürgermeisters, der Gesetze und Vorgaben zu seinem Vorteil biegt. Lux baut im Wasserschutzgebiet eine Rampe für Weltraumraketen, besänftigt die Dorf-Bevölkerung aber gekonnt mit exklusiven Festen.

Und Altingers größte Stärken kommen immer wieder in den aberwitzigen Geschichten um Lux zum Tragen. Als Michi ist er zunächst großer Fan von Lux und schreibt ihm sogar ein plumpes Gedicht, das während des Abends immer erweitert wird. Am Ende bricht er aber mit Lux und lässt seinen Ärger auch an Rother aus. Dabei ist Altingers Spiel mit Gesten, Gesichtsausdrücken und seinem ganzen Körper ein wahres Vergnügen. Passenderweise endet das Programm mit dem Start der Rakete von Lux. Frank Ruppert

 
 
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