Bietigheim-Bissingen Ein neuer Höchststand bei den Einsätzen

Von Jonathan Lung
Bei der Hauptversammlung der Feuerwehr gab es etliche Ehrungen. Von links: Sascha Stangl (25 Jahre), Hartmut Schwarz (40 Jahre), Oberbürgermeister Jürgen Kessing, Kommandant Frank Wallesch, Andreas Daibenzeiher (25 Jahre), Klaus Haug (Vorsitzender des Kreisfeuerwehrverbands), Darwin Strauch (15 Jahre), Kevin Knopp (15 Jahre), Moritz Faas (15 Jahre) und Rainer Häusler (40 Jahre). Foto: /Martin Kalb

Bei der Jahreshauptversammlung blickten die Feuerwehrleute aus Bissingen und Bietigheim zurück auf ein einsatzreiches Jahr – und stärkten sich für kommende Herausforderungen.

Ganz so kurz wie Kommandant Frank Wallesch seinen Rückblick aufs vergangene Jahr anfangs ankündigte – man wolle im vollbesetzten Heim des Musikvereins in Bissingen ja auch bald zum geselligen Teil kommen – konnte er es dann schlussendlich doch nicht halten. Aber: „Es war auch ein volles Feuerwehrjahr.“

Tatsächlich bis zum buchstäblich letzten Tag forderte das vergangene Jahr die Freiwillige Feuerwehr: 535 Mal wurde sie angefordert zu 14.129 Einsatzstunden insgesamt. 73 Brandeinsätze, 182 technische Hilfeleistungen waren dabei, aber auch 118 Fehl- und Täuschungsalarmierungen – nach den technischen Hilfeleistungen der zweithäufigste Alarmierungsgrund.

Einsätze am Friedhof und im Yachthafen

So fing bei Bauarbeiten am Friedhof bei Ingersheim eine Gasflasche Feuer, die Aussegnungshalle stand in Flammen. Der „nasse Sommer“ brachte Überschwemmungen in Lilienthal und Hessigheim, auch beim Steinbach in Löchgau. Im Yachthafen in Besigheim hatten die Kollegen den Schiffsbrand schon unter Kontrolle, die Bietigheim-Bissinger halfen aber, die ausgebrannten Wracks aus dem Fluss zu kranen. Die Sauna in der Ege-Trans-Arena brannte ebenso, ein Brand, der aber „relativ zügig abgearbeitet werden“ konnte, so der Kommandant.

Kopfschütteln erzeugte immer noch das Feuer in der Gartenstraße, eine mutmaßliche Brandstiftung in einer Wohnung mit zwei schlafenden Kindern, die gerade noch rechtzeitig gerettet werden konnten. Und auch am Nachmittag des 24. Dezember ging der Melder: ein brennender Stall – die Bescherung musste so bei einigen Feuerwehrleuten verschoben werden. Und den Jahresabschluss machte dann am 30. Dezember noch ein Kellerbrand. Ein neuer Höchststand bei den Einsätzen, unterstrich Wallesch, man müsse „schauen, wo das hingeht“.

Zurecht konnte Oberbürgermeister Jürgen Kessing der Feuerwehr also seine tiefe Anerkennung aussprechen: „Wo andere weglaufen, gehen Sie hinein.“ Einmal mehr bekräftigte Kessing die Unterstützung der Stadt: Es werde „an nichts fehlen, was Leben schützt“, so sein Versprechen. Das Hauptprojekt für die Zukunft: die neuen Räumlichkeiten, da sei man „mittendrin“.

An ein volles Jahr erinnerte auch der Vorsitzende des Kreisverbands Klaus Haug, gerade mit dem Hochwasser im Mai/Juni und der Überlandhilfe im Saarland. Der Kreisverband ist das Sprachrohr der Feuerwehren zur Politik, Haug will auch dazu beitragen, das Ehrenamt noch attraktiver machen: Anrechnung von Punkten für die Rentenversicherung, eine Ehrenamtskarte für Veranstaltungen eventuell. Einen Teilerfolg gibt es inzwischen bei der kontroversen geplanten Besteuerung der Kameradschaftskasse: Hier konnte ein Aussetzen für weitere zwei Jahre erzielt werden

Gut aufgestellt sieht Kommandant Wallesch seine Feuerwehr: Zum Jahresschluss waren neun neue Mitglieder der aktiven Wehr beigetreten, zwei davon aus der Jugendfeuerwehr. Die Abgänge bewegten sich innerhalb der „normalen Fluktuation“. Die aktiven Abteilungen zählen damit 144 Mitglieder, die Jugendfeuerwehr 38. Keine besorgniserregenden Zahlen also, dennoch wolle man einen „stärkeren Fokus auf die Gewinnung neuer Mitglieder legen“, so der Kommandant. Eine dafür eingerichtete Arbeitsgruppe soll dafür bald Ideen vorlegen.

Feuerwehr trainiert auch Eisrettung

Gut trainiert ist seine Feuerwehr ebenso, konnte der Kommandant bestätigen: 291 Übungs- und Ausbildungslehrgänge wurden absolviert, mit 12.192 Übungsstunden insgesamt – „eine unglaublich stolze Zahl“, so Wallesch. Geübt wurde etwa eine Eisrettung, bei der ein Kind aus einem zugefrorenen Gewässer gerettet werden musste. Ebenso gab es eine Übung zur Höhengewöhnung und mehrere zur Unfallrettung.

Die Jugendfeuerwehr konnte sich über ihr neues, eigenes Fahrzeug freuen – und über ihr Jugendfeuerwehr-Logo, das schon stolz auf den Türen prangt.

Die Zukunft bringe, so Wallesch, einige Beschaffungen und den Umzug in eine Interimswache, der eine Herausforderung werde, ebenso wie die Sperrung der B 27, der zum Trotz man die Hilfsfristen einhalten müsse. Auch ein nicht mehr auszuschließendes Blackout-Szenario sei ein möglicher Einsatz. „Es wird nicht einfacher“, so der Kommandant, aber man sei „auf einem guten Weg.“

Dann aber läutete er die Glocke zum Abendessen und zur Pflege der „guten und starken Kameradschaft“, die seine Feuerwehr auszeichnen.

Ehrungen und Beförderungen

Bei der Versammlung gab es etliche Ehrungen. Vier Mitglieder der Feuerwehr wurden für ihre Teilnahme an der Überlandhilfe mit dem Fluthelferorden des Saarlands ausgezeichnet. Bei den zahlreiche Beförderungen stach eine besonders hervor: Erstmalig gibt es eine weibliche Gruppenführerin. 

 
 
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