Städtische Galerie eröffnet neue Ausstellung Ein vergessener Modernist in Bietigheim-Bissingen

Von Gabriele Szczegulski
Galerieleiterin Isabel Schenk-Weininger vor dem Gemälde „Herbstfantasie“ von Walter Ophey.⇥ Foto: MARTIN KALB

Die Städtische Galerie eröffnet an diesem Freitag die Ausstellung  mit Werken von Walter Ophey, der ein Vertreter des Rheinischen Expressionismus war.

Zu seiner Zeit war der Künstler Walter Ophey sehr, sehr modern. Doch der Düsseldorfer Maler fiel dem Vergessen anheim. Nicht, weil sein Werk nicht bedeutend ist, sondern weil er 1930 im Alter von nur 47 Jahren starb – kurz vor Ausbruch des Zweiten Weltkriegs. Am 11. Januar jährt sich sein Todestag zum 90. Mal. Seine Gemälde standen zwar im Dritten Reich nicht auf der Liste der „Entarteten Kunst“, ausgestellt wurden sie aber nicht mehr. Auch als Opheys Witwe den Nachlass 1954 der Stadt Düsseldorf übergab, wurde sein Werk vergessen. Die Kunsthalle Düsseldorf machte 2018 eine erste Ophey-Retrospektive „Walter Ophey  Farbe bekennen“, die jetzt in der Städtischen Galerie als Ausstellung zur „Klassik der Moderne“ zu sehen ist.

Mehr Ehre

„Walter Ophey gebührt mehr Ehre“, sagte Galerieleiter Isabell Schenk-Weininger und diesen Anspruch beweisen gleich zu Beginn des Ausstellungsrundgangs drei große, intensiv-farbige, abstrakte Landschaftsgemälde  – des Künstlers Hauptmetier. Schon 1912 malte Walter Ophey mit einer Abstraktionskraft, mit der er seiner künstlerischen Zeit voraus war. Als noch altmeisterliche Gemälde oder Jugendstilmalereien im Trend lagen, malte Ophey „sehr modern“, wie Schenk-Weininger sagte. „Können auch Farben so rauschen wie Musik, Düfte, Gefühle oder der Frühling?“ – Das war nicht nur eine  Frage, die der Düsseldorfer Künstler sich stellte, sondern sie wurde zu seinem Hauptthema. Als weiße Wände in Privatwohnungen modern waren, malte er seine Wände in den verschiedensten Farben an und setzte einen Trend.

Ophey war sehr interessiert an der Arbeit seiner künstlerischen Zeitgenossen, die in ersten Ausstellungen in Deutschland zu sehen waren. Vor allem Vincent van Gogh, aber auch Georges Braque oder Edouard Manet hatten es ihm angetan. Und er suchte sich durch den Impressionismus, den Pointillismus, den Symbolismus seinen eigenen Weg. Er fand ihn in der Rauschhaftigkeit der Farbe und in einer besonderen Pinselführung. Die Ausstellung zeigt die Entwicklung des Künstlers vom Düsseldorfer Kunststudenten  hin zum eigenständigen, modernen Maler, der neben August Macke und Heinrich Nauen der wichtigste Vertreter des Rheinischen Expressionismus wurde.

Bunte Betten

Kunstprofessor Eugen Dücker, der zu Düsseldorfer Malerschule gehörte, brachte dem gebürtigen Eupener auf der Kunsthochschule das zeichnerische Handwerk bei, ließ seinem Studenten aber auch die Freiheit zur Eigenentfaltung. So nehmen zeitlebens auch Zeichnungen einen großen Stellenwert ein. Zum Beispiel während seines Aufenthaltes in einem Lazarett im Ersten Weltkrieg, wo er schon zu Kriegsbeginn eine Lungenentzündung auskurierte. Ophey hatte die Farbkreide von Faber-Castell entdeckt und zeichnete den Krankensaal – jedes Bett in einer anderen Farbe.

Jedes Kabinett in der Galerie verfolgt den Weg der Farbentwicklung. Anfangs ist es noch die Peinture Blonde, die Hellmalerei, der französischen Impressionisten, den leichten Aufstrich, mit dem er nach eigenen Worten versucht, das Sonnenlicht einzufangen. Nach einem Aufenthalt in Italien werden die Farben und der Farbauftrag kräftiger. Licht wird zum großen Thema. „Sonnenfarbenfeuer“ nennt Ophey das, was sich in den Gemälden der Sandgruben rund um Düsseldorf widerspiegelt.

Kräftiger Farbstrich

1914 beginnt er das Gemälde „Große Felslandschaft“, das er aber 1919 erst fertigstellt. Es ist die Zäsur hin zu seinem eigenen Stil, bei dem der kräftige Farbstrich im Vordergrund steht. Ophey hat keinen Respekt vor den natürlichen Farben, die Felsen sind rot, der Himmel grün. In den Schweizer Alpen findet er die „tollsten Farben“, wie er sagt und ein „Durcheinander der Formen“. Neben den abstrakten Landschaftsgemälden sind aber in der Ausstellung noch Stillleben, Industrielandschaften oder Stadtansichten zu sehen. Und Porträts von Damen, die grüne Zähne oder rote Augen haben.

Zu Ende des Ausstellungsrundgangs offenbart Walter Ophey, dass er „im tiefsten Wesen nach religiös durchflutet“ ist. Der Grund, warum er Kapellen und Kircheninnenräume farblich gestaltete. Als sein Sohn Ulrich-Nikolaus im Alter von nur vier Jahren stirbt, fällt Ophey in eine Krise und reist viel in Europa, um zu vergessen. In dieser Zeit werden seine Gemälde durch Ockertöne beherrscht.

Info Die Ausstellung „Walter Ophey – Farbe bekennen“ in der Städtischen Galerie wird an diesem Freitag, 7. Februar, 19 Uhr, eröffnet. Zur Ausstellung gibt es einen Katalog und ein ausführliches Rahmenprogramm. Die erste öffentliche Führung findet am Sonntag, 9. Februar, 11.30 Uhr statt. Eine Führung für Lehrkräfte gibt es am Montag, 10. Februar, 17 Uhr.

 
 
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