Bietigheim-Bissingen „Eine Bereicherung für Kollegen und Kinder“

Von Schuster, Yannik
Alba Manso (links) und Clara Aragones leben und arbeiten seit rund zwei Monaten in Bietigheim-Bissingen. In der Betreuung beobachten sie einige Unterschiede zwischen ihrer neuen und alten Heimat. Foto: /Martin Kalb

Seit Anfang Mai arbeiten fünf Erzieher und Erzieherinnen aus Spanien in den städtischen Kitas. Zwei davon sind Alba Manso und Clara Aragones.

Es ist nicht einfach, motivierte, qualifizierte und gleichzeitig verfügbare Fachkräfte für die Kinderbetreuung zu finden. Diese Erfahrung mussten schon viele Städte und Gemeinden machen. In Bietigheim-Bissingen hat man deshalb über den eigenen Tellerrand hinaus geschaut und Erzieher und Erzieherinnen aus dem Ausland rekrutiert. Zusammengearbeitet hat man dafür mit einer Agentur, die den Prozess – darunter Genehmigungen, Sprachkurse, Wohnungssuche, Hospitation – professionell begleitet hat.

Das Resultat: Fünf Fachkräfte aus Spanien arbeiten seit Kurzem in den Kitas der Stadt. Clara Aragones aus Madrid und Alba Manso aus Segovia sind zwei von ihnen. Sie sind seit etwa zwei Monaten in Bietigheim-Bissingen und verstärken das Team im Bissinger Kinderhaus Memory. Sie habe eine neue Erfahrung machen, eine neue Kultur kennenlernen und eine neue Sprache lernen wollen, sagt Clara Aragones. In Spanien hat sie als Grundschullehrerin gearbeitet und unter anderem Englisch unterrichtet. Auch Alba Manso war als Lehrerin tätig, hat während eines einjährigen Aufenthalts in den USA jedoch auch schon Erfahrungen als Erzieherin sammeln können.

Betreuung unterscheidet sich

Seit acht Monaten lernen die beiden jungen Frauen Deutsch in Vorbereitung auf die anstehende Herausforderung. „Das war ein bisschen schwierig. Die Worte sind lang“, sagt Clara Aragones. „Und hier sind die beiden ja auch noch mit schwäbisch konfrontiert“, wirft Marc-Oliver Ziegler, Stellvertretender Leiter des Kinderhauses, ein. Das Sprachlevel B1 sei Pflicht gewesen für die Anstellung, erklärt Anette Hochmuth, die Sprecherin der Stadt. Das B2-Level absolvieren die Fachkräfte derzeit.

In einigen Punkten unterscheide sich die Betreuung in Deutschland mit der, die Alba Manso und Clara Aragones aus ihrer Heimat kennen: In Spanien kämen auf eine Erzieherin schnell 20 Kinder, hier sei das anders. Dort sind die Kinder nach Alter getrennt, hier werden alle gemeinsam betreut. Auch die Erziehungsmethode unterscheide sich. „In Spanien machen die Erzieherinnen alles für die Kinder“, sagt Manso. Hier hingegen haben die Kinder mehr Autonomie. Den Erzieherinnen ermögliche dies, eigene Ideen einzubringen, während sie sich in Spanien recht strikt an das pädagogische Konzept halten mussten.

Marc-Oliver Ziegler schwärmt von den beiden Frauen. „Sie sind eine absolute Bereicherung für Kollegen und Kinder.“ Man sei „super glücklich und zufrieden“. Der gesamte Vorbereitungsprozess – darunter eine einwöchige Hospitation im Winter – sei durchdacht und gut vorbereitet gewesen. Auch die Stadt berichtet von positiven Rückmeldungen: „Sie sind hoch motiviert und bringen eine sehr erfrischende, warme und lebensfrohe Art mit. Sie übernehmen bereits selbstverständlich Aufgaben, wollen das Team unterstützen und bauen mit Leichtigkeit eine gute Beziehung zu den Kindern auf. Bei unseren Kindern sind beide sehr beliebt und trotz kleiner Sprachbarrieren gehen sie auch mit den Eltern in freundlichen Kontakt“, so die Rückmeldung einer Leitung.

Stadt will die Fachkräfte halten

Sowohl Clara Aragones als auch Alba Manso können sich laut eigener Aussage vorstellen, erst mal in Bietigheim-Bissingen zu bleiben. Geht es nach der Stadt, würde man die Spanierinnen und Spanier gerne dauerhaft anstellen: „Wir hoffen, dass die spanischen Fachkräfte sich dauerhaft hier niederlassen. Jede motivierte Fachkraft ist ein Gewinn für Kita, Kinder und Stadt“, sagt Hochmuth. Im Erfolgsfall könne auch über eine Ausweitung des Prozesses nachgedacht werden. OB Kessing berichtete jüngst im Bürgergespräch, dass der Stadt auch Angebote aus anderen Ländern vorliegen würden. Allerdings müsse das Sprachniveau der Fachkräfte ausreichen, um dem Bildungsauftrag gerecht werden zu können.

 
 
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